Jetzt wird Super knapp

Es gibt Engpässe bei Produktion und Lieferung - wegen des ungeliebten "Bio-Sprits". Die Industrie versucht, die Produktion wieder auf "Super" umzustellen.
von  Rudolf Huber
Vier Tage ohne Super und Super Plus: Die HEM-Tankstelle in der Grünwalder Straße.
Vier Tage ohne Super und Super Plus: Die HEM-Tankstelle in der Grünwalder Straße. © Mike Schmalz

Es gibt Engpässe bei Produktion und Lieferung - wegen des ungeliebten "Bio-Sprits". Die Industrie versucht, die Produktion wieder auf "Super" umzustellen.

München - Vier Tage lang gab’s an der HEM-Tankstelle in der Grünwalder Straße weder Super noch Super Plus. Die Tanks waren leer, der Nachschub blieb aus. Die Anwohner witzelten schon: „Dem Gaddafi geht das Öl aus . . .“

Der Hintergrund: Die Firma Tamoil, die die HEM-Tankstellen betreibt, ist im Besitz des libyschen Diktators (AZ berichtete). Das ist aber nicht der Aulöser der Probleme – denn auch andere Tankstellen haben sie. Es gibt „flächendeckend vorübergehende Versorgungsengpässe“, teilt die Mineralölwirtschaft mit. Der Sprit wird knapp – wegen E10.

Der Grund für die schwierige Versorgungslage: Die Münchner tanken nach wie vor kaum den ungeliebten „Öko“-Sprit. Dabei hat sich die Industrie voll auf einen erheblichen Absatz vorbereitet, die Produktion in den Raffinerien umgestellt und die Tankstellen umgebaut – schließlich vertragen eigentlich rund 99 Prozent der deutschen Benziner E10. Ihre Besitzer mögen es bloß nicht. „Hinterher ist man immer schlauer“, sagt Klaus Picard vom Mineralölwirtschaftsverband zur AZ.

Das eigentlich als „Nebensorte“ angesehene Super Plus macht derzeit die größten Lieferschwierigkeiten. Weil sein Anteil bei der Produktion höchstens 20 bis 30 Prozent beträgt – und weil dafür die kleinsten Tanks vorgesehen sind. Aber auch beim „normalen“ Super wird es an vielen Zapfstellen knapp, weil schlicht zu wenig davon hergestellt wird – am Markt vorbei.

Die Industrie versucht, so schnell wie möglich die Produktion wieder umzustellen. Und sie hat die Belieferung verstärkt: „Die Tankstellen werden mehrmals am Tag angefahren“, erklärt Picard. „Das ist unheimlich aufwändig.“ Und wenn der Laster Verspätung habe, „gibt es manchmal Probleme“.

Die hat auch Andreas Hölzel vom ADAC festgestellt: „Es wird da und dort knapp.“ Seine Forderung: Die Mineralölfirmen müssten schleunigst ihre Strategie überdenken und die Versorgung mit „normalem“ Super sicherstellen.

Tamoil-Sprecherin Catrin Bedi erklärte die Mangelsituation in der Münchner HEM-Filiale mit der mangelnden Akzeptanz für E10-Sprit: „Die tanken alle Super.“ Und: „Es gibt im gesamten Markt kein Super und kein Super Plus mehr.“ Dass dies überspitzt formuliert ist, zeigte sich gestern Mittag bei HEM: „Wir sind wieder voll!“, meldete der Tankwart.

Mal sehen, wie lange.

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