Jetzt kommt die Schranne unter den Hammer
MÜNCHEN - Am 9. Dezember ist es soweit: Die Schranne wird nach jeder Menge Pleiten, Pech und Pannen zwangsversteigert. Der Verkehrswert des einstigen Prestigeobjekts beträgt 34 Millionen Euro.
Es wird eine der spektakulärsten Zwangsversteigerungen, die München je gesehen hat. Wenn die Schrannenhalle in gut zwei Wochen, am 9. Dezember, tatsächlich unter den Hammer kommt, fiebern viele mit. Wer kriegt den Zuschlag? Und was hat der neue Investor mit der Halle vor? Oder platzt der Versteigerungs-Termin im letzten Moment etwa doch noch? Auch dieses Gerücht hält sich hartnäckig in der Stadt.
Für die Auktion ist alles vorbereitet. Schon seit Wochen liegt in der „Gutachteneinsichtsstelle" am Vollstreckungsgericht in der Infanteriestraße ein dicker Wälzer aus, in dem sich jeder Interessent über Lage, Wert und Zustand des Objekts informieren kann. Dass es sich nicht um ein x-beliebiges Gebäude handelt, zeigt allein der Umfang des Gutachtens: Wer eine Kopie anfertigen lassen möchte, muss satte 94,50 Euro bezahlen – 50 Cent pro Seite. „Ein paar haben's schon gemacht", so eine Mitarbeiterin vor Ort.
Eine Münchner Zeitung vergaß drei Nuller - die Halle solle nur 34 000 Euro kosten, hieß es
Gemessen am Verkehrswert der Immobilie sind die Kopierkosten Peanuts: 34 Millionen Euro soll die Schranne wert sein. Witziges Detail am Rande: Als der Termin in einer Münchner Zeitung (nicht der AZ) veröffentlicht wurde, vergaß man drei Nullen – und es war nur von 34 000 Euro die Rede. Ein Schnäppchen.
Das Gutachten bewertet die Halle als „einzigartiges Objekt", stellt aber auch fest: „Das bisherige Erscheinungsbild der Halle und die Schwierigkeiten des ursprünglichen Konzepts könnten allerdings eine gewisse Imagebeeinträchtigung darstellen."
Dabei ließe sich richtig Geld mit der Schranne machen. Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte geht davon aus, dass das gesamte Objekt – also inklusive Tiefgarage und Gaststätte – eine Jahresnettomiete von exakt 2345172 Euro einbringen könnte. Dieser Betrag wird als „angemessen und nachhaltig erzielbar" erachtet. Allein die Tiefgarage erwirtschaftete 2008 laut Gutachten mehr als 1,1 Millionen Euro Umsätze aus Parkgebühren – netto, also ohne Mehrwertsteuer.
Wer mitbieten will, muss eine üppige Sicherheit vorweisen können
Erst 2005 war das einstige Prestigeobjekt eröffnet worden. Die Gutachter gehen von einem „im wesentlichen guten baulichen Zustand" aus, weisen aber auf das Lärmschutz-Problem bei Abendveranstaltungen hin. „Der zukünftige wirtschaftliche Erfolg des Hallenteils wird entscheidend vom Nutzungskonzept des zukünftigen Betreibers abhängen." Am Konzept hatte es in der Vergangenheit gehapert – darüber ist man sich in der Stadt weitgehend einig.
Einer, der bei der Versteigerung vielleicht mitbietet, ist der niederbayerische Baulöwe Günther Karl. Er will sich zwar auf AZ-Anfrage noch nicht äußern, hatte aber in der Vergangenheit Interesse bekundet.
Klar ist: Wer auch immer an der Auktion teilnimmt, sollte gut durch die Krise gekommen sein. Denn schon beim Termin muss er eine üppige Bietersicherheit vorweisen können – die beträgt in der Regel zehn Prozent des Verkehrswerts. Bei der Schranne wären das demnach stolze 3,4 Millionen Euro, die der Kaufinteressent entweder als Verrechnungs- oder als Bundesbankscheck dabei haben sollte. Auch die Bürgschaft eines Kreditinstituts oder eine Überweisung an die Landesjustizkasse Bamberg werden akzeptiert.
Eine halbe Stunde dauert die Auktion mindestens - egal, ob Angebote kommen
Es ist übrigens durchaus möglich, dass es nicht bei einem Termin bleibt. Wenn am 9. Dezember keine 70 Prozent des Verkehrswerts geboten werden, kann die Gläubigerin, die Deutsche Bank London, ihr Veto einlegen. Dann kommt es zur zweiten Auktion – ohne Wertgrenzen. Welches Gebot sich die Bank vorstellt, wollte sie der AZ nicht mitteilen.
Egal, wie viele Interessenten es gibt – die Bietzeit am übernächsten Mittwoch wird mindestens eine halbe Stunde dauern. So ist es Vorschrift. Für die Schranne bleibt zu hoffen, dass es keine stille halbe Stunde wird.
Julia Lenders
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