Jetzt knirscht es auch bei BMW: 1,5 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen
München - Es ist ein Schock für die Anleger, für die Branche und für Bayern: Beim Autokonzern BMW, dem bislang weder Krise noch Konjunkturschwäche etwas anzuhaben schien, knirscht es.
Die Prognose für Gewinn und EBIT-Marge (Verhältnis von Gewinn zu Umsatz) für das laufende Jahr senkte der Vorstand am Dienstag "deutlich". Die Gründe dafür liegen in einer technischen Panne, aber nicht nur. Die BMW-Aktie brach zeitweilig um acht Prozent ein.
"Integriertes Bremssystem" fehlerhaft: BMW ruft 1,5 Millionen Fahrzeuge zurück
Die Mega-Panne bei BMW hat einen Namen: "Integriertes Bremssystem" (IBS). Schon Ende August berichteten Fachmedien, dass die elektronischen Bremshelfer ABS und DSC wegen des fehlerhaften zugelieferten Bremssystems ausfallen könnten. Betroffen seien nahezu alle wichtigen BMW-Baureihen mit Ausnahme des 3-er, und zwar ab Juni 2022.
Während damals noch von einer sechsstelligen Zahl nachzubessernder Fahrzeuge die Rede war, kündigte BMW am Dienstag an, 1,5 Millionen Fahrzeuge "technischen Maßnahmen" unterziehen zu müssen. Zur umfangreichen Rückrufaktion kämen auch noch Auslieferungssperren und Gewährleistungskosten "in hoher dreistelliger Millionenhöhe".
BMW vermeldet "weiterhin gedämpfte Nachfrage in China"
Das ist für die erfolgsverwöhnten Münchener ein Schlag ins Kontor. Bei den Auslieferungen an Kunden wird nun ein "leichter Rückgang" gegenüber Vorjahr erwartet. 2023 lieferte der Konzern weltweit 2,56 Millionen Pkw der Marken BMW, Mini und Rolls Royce aus.
Statt acht bis zehn Prozent werden die Münchener im Pkw-Bereich 2024 nur noch eine EBIT-Marge von sechs bis sieben Prozent schaffen. Diese Marge ist ein zentraler Messwert für die Profitabilität eines Unternehmens.
Den Namen des Lieferanten, der für das Desaster verantwortlich sein soll, nannte BMW nicht. Nach einem Bericht des "Manager Magazin" vom August soll es sich um das "MK-C2-System" von Continental handeln.
Bereits im März dieses Jahrs soll BMW nach einem Bericht des Magazins Continental von allen neuen Aufträgen ausgeschlossen haben. Auch die Continental-Aktie brach nach dem Schocker aus Bayern um sieben Prozent ein.
Auch im Segment Motorräder sinken die Verkaufszahlen
Trotz der durch den Rückruf bedingten Schäden in Milliardenhöhe handelt es sich bei den Brems-Problemen freilich nur um eine technische Panne, die behoben werden kann. Mehr zu denken gibt, was nun auch BMW über den wichtigen chinesischen Markt mitteilte. Auf den Gewinn wirke sich auch "die weiterhin gedämpfte Nachfrage in China auf das dortige Absatzvolumen aus".
Zum ersten Mal gibt damit auch BMW zu, dass die Geschäfte in Fernost schon einmal besser gelaufen sind. Das liege freilich nicht am Produktangebot: "Trotz der Stützungsmaßnahmen der Regierung hält die Kaufzurückhaltung weiter an", heißt es in der Mitteilung des Vorstands bedauernd. 2023 verkaufte BMW knapp 825.000 Fahrzeuge in China – 4,2 Prozent mehr als 2022.
Auch im Segment Motorräder deuten die Verkaufszahlen nicht mehr wie gewohnt nach oben. "In den Kernmärkten, unter anderem auch China und USA", beobachte man "eine angespannte Markt- und Wettbewerbssituation, die sich auf die Volumen- und Preisrealisierung deutlich auswirkt", heißt es.
Das Motorradgeschäft steuert allerdings nur einen Anteil von etwas mehr als zwei Prozent zum Gesamtumsatz der BMW-Group, wird aber als imagebildend hoch gehalten.