Jeden Abend um 21.20 Uhr: Eine Minute für Elser

MAXVORSTADT - Kunstwerk gegen das Vergessen: Täglich strahlt rotes Licht über dem Georg-Elser-Platz um die gleiche Zeit. Es ist ein Denkmal für den Schreiner, der Adolf Hitler mit einer Bombe töten wollte.
Späte Ehrung für Georg Elser: 70 Jahre nach dem Attentat auf Adolf Hitler erinnert nun ein Kunstwerk an den Schreiner, der den Diktator mit einer Bombe töten wollte. Über dem Georg-Elser-Platz an der Türkenstraße leuchtet nun jeden Tag um 21.20 Uhr das Datum des Attentats auf – der 8. November.
Gleich nebenan hatte Georg Elser gewohnt und als Schreiner gearbeitet. In einem Hinterhof bastelte er an der Bombe, die Adolf Hitler galt. Jedes Jahr hielt der Führer zum Jahrestag des Hitlerputsches eine Rede. So auch am 8. November 1939 im Bürgerbräukeller in Haidhausen.
Doch an diesem Tag reiste Hitler früher ab. Um 21.20 Uhr detonierte die Bombe, 13 Minuten zu spät. Acht Menschen starben. Georg Elser wurde in Konstanz festgenommen, als er in die Schweiz fliehen wollte. 1945 wurde er im KZ Dachau erschossen.
Lange hat es gedauert, bis er in München öffentlich gewürdigt wurde. 1989 wurde am Gasteig, wo der Bürgerbräukeller war, eine Bodenplatte eingelassen. Acht Jahre später der Georg-Elser-Platz an der Türkenstraße 68 eingeweiht.
Auch die Installation des Kunstwerks hatte für Diskussionen gesorgt. Die Georg-Elser-Initiative hatte bereits 5000 Euro für ein Denkmal gesammelt, wollte aber kein „inhaltsleeres Kunstprojekt“. Die Initiative hat ihre Spende schließlich zurückgezogen.
Am Gebäude der Grundschule an der Türkenstraße leuchteten am Dienstagabend um 21.20 Uhr, zum Zeitpunkt des Anschlags, zum ersten Mal die Buchstaben für eine Minute. Künstlerin Silke Wagner, die das Denkmal gestaltete, will dadurch „die Aufmerksamkeit erhöhen“.
Den Rest des Tages ist das Denkmal mit fünf Metern Durchmesser unauffällig. Das leuchtende Datum sei in Kombination mit dem Georg-Elser-Platz zu sehen. Anordnung und Form der Buchstaben erinnern an eine Bombenexplosion.
„Die Arbeit von Silke Wagner lenkt den Blick ganz gezielt auf das Wesentliche, auf den Moment des Attentats“, sagte Kulturreferent Hans-Georg Küppers bei der Eröffnung. Das Werk fordere dazu auf, sich mit der gesellschaftlichen Tragweite von Elsers Tat auf neue und andere Weise auseinander zu setzen. ch