Jedem muss es möglich sein, eine Ladestation zu nutzen

Damit Elektromobilität funktioniert, müssen Ladesäulen vernetzt sein. Das Start-up Reev hat dafür eine Software.
Marie Heßlinger |
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Leidenschaft Elektrotankstellen: Eduard Schlutius (rechts) und Patrick Fleischer.
Petra Schramek Leidenschaft Elektrotankstellen: Eduard Schlutius (rechts) und Patrick Fleischer.

München - Die Zahl der Mitarbeiter ist mit 25 noch überschaubar, doch die Pläne des Start-ups für das Jahr 2020 sind groß: Den neuen Namen gibt es schon (Reev statt Emonvia) und auch endlich ein eigenes Büro. Nun muss „nur“ noch das Ziel erreicht werden: Elektroauto-Ladestationen für alle.

"Wir wollen jedem ermöglichen, Teil der E-Mobility zu sein", sagt Eduard Schlutius. Der 25-Jährige lehnt sich zurück auf seinem Stuhl in einem leeren Raum in Schwabing West. "Gerade sieht es so aus, als wären wir eine Briefkastenfirma", scherzt er. Corona eben. Briefkästen verkauft Schlutius aber nicht. "Wir geben eine Software in die Hand, mit der man ein großes Netz an Ladestationen aufbauen kann."

"Wir brauchen Produkte für Fahrer, nicht für die Betreiber"

Reev hat eine Software für Elektroauto-Ladestationen entwickelt, die man mit oder ohne dazugehörige Ladesäulen kaufen kann. Die Software automatisiert jene Prozesse, die im Hintergrund ablaufen. Zum Beispiel: "Rechnungsstellung und Energiemanagement", sagt Schlutius.

Entschließt sich ein Unternehmen dazu, Ladestationen für Elektroautos aufzustellen, kümmert sich die Software um Abrechnungen für Mitarbeiter, Kunden, Gäste, kurz: "die unterschiedlichen Gruppen, die unterschiedliche Preise kriegen", sagt Schlutius. Zudem verhindere sie, "dass mein Gebäude dahinter flackert." Er ist der Ansicht: "Diese Szenarien, ‘wenn alle laden, fallen die Stromnetze aus’, das ist halt Quatsch."

Dazu soll Reev beitragen. Seine Plattform kann mit den Ladestationen aller großen Hersteller genutzt werden – so soll es ermöglicht werden, ganz unkompliziert fast überall laden zu können. "Wir sind die ersten, die ein reines Marktplatzmodell fahren", sagt Schlutius. Neuerdings arbeitet Reev auch an der Entwicklung einer App, mit der alle Elektrotankstellen deutschlandweit genutzt werden sollen.

"Jedem muss es möglich sein, eine Ladestation zu nutzen"

"Bisher war der Fokus auf den Betreibern", sagt Schlutius. "Jetzt bauen wir ein Produkt für die Fahrer." Er wiederholt: "Jedem muss es möglich sein, eine Ladestation zu nutzen." Der 25-Jährige hat Reev vor zwei Jahren gegründet, am Ende seines Masterstudiums.

"Ich komme aus einem Familienunternehmen, das mit Elektrotechnik arbeitet", erzählt Schlutius. Seine Eltern führen das ElektroUnternehmen ABL. Schlutius arbeitete dort, zunächst als Praktikant, später als Werkstudent, schließlich festangestellt. Seine Familie beschloss 2010, Ladestationen zu bauen. Damals dachte Schlutius, er werde in den Familienbetrieb einsteigen. Das Thema E-Mobilität jedoch faszinierte ihn darüber hinaus. Also beschloss er, etwas Eigenes zu machen. Wie seine Familie dazu stand? "Das war schon ein bisschen komisch am Anfang", erinnert sich Schlutius.

Ein Unternehmen für Software mit 50 Prozent Frauenanteil

Bei der Gründung im Mai 2018 stiegen auch Investoren ein. „Wir wussten: Wir haben den Vorteil, dass wir ein sehr gutes Verständnis vom Markt und den notwendigen Produkten haben, aber den Nachteil, dass wir spät dran sind“, sagt Schlutius. Deshalb habe er sich Unterstützung geholt. Das Projekt startete mit zehn Softwareentwicklern von Mantro in deren Büro.

Schlutius war dabei nicht alleiniger Gründer. An seiner Seite stand Patrick Fleischer, ein promovierter Physiker. Fleischer ist 46, Schlutius 21 Jahre jünger. "Das ist eine coole Balance", sagt Schlutius. "Wir ergänzen uns gut." Gleiches gilt auch für ihr Team: "Wir sind ein sehr internationales Team, sicher die Hälfte spricht kein Deutsch." 50 Prozent seien zudem Frauen – "auch ungewöhnlich für ein Softwareunternehmen", sagt Schlutius. Allen gemein sei der Wunsch, etwas zu verändern. "Am Ende sind alle für die Idee der Mobilitätswende hier."

Bis zum Jahresende will Reev die Zahl seiner Mitarbeiter verdoppeln. "Reev", der neue Name ist weniger kompliziert als "Emonvia", denn Reev will ins Ausland. "Unser Produkt ist für die Internationalisierung vorbereitet", sagt Schlutius. Und für München? Auf den Straßen sind die Stadtwerke Betreiber der Ladesäulen. Reev selbst hatte aber auch ein großes Projekt in München, mit 100 Ladesäulen. Nur den Auftraggeber dürfen sie nicht nennen.

Lesen Sie hier: Bund Naturschutz fordert Straßensperrungen

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