„Jazz ist eine Sprache, in der wir uns sofort verstehen"

Seit der Schulzeit ein Team, heute eine der aufregendsten jungen deutschen Jazz-Bands: Max.Bab bei der „Munich Summer Jazz Week“. Die AZ sprach mit Benny Schäfer, dem Kontrabassisten der Band.
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Suchten den Max.Bab-Klang – längst haben sie ihn am Lagerfeuer gefunden: Benny Schäfer, Max von Mosch, Andi Haberl und Benedikt Jahnel.
az Suchten den Max.Bab-Klang – längst haben sie ihn am Lagerfeuer gefunden: Benny Schäfer, Max von Mosch, Andi Haberl und Benedikt Jahnel.

Seit der Schulzeit ein Team, heute eine der aufregendsten jungen deutschen Jazz-Bands: Max.Bab bei der „Munich Summer Jazz Week“. Die AZ sprach mit Benny Schäfer, dem Kontrabassisten der Band.

AZ: Herr Schäfer, wo sind denn die anderen?

BENNY SCHÄFER: Alle unterwegs. Unser Schlagzeuger Andi Haberl ist zurzeit mit einem originellen Jugendorchester, dem Andromeda Mega Express, in Südkorea und geht nach der Woche in der Unterfahrt mit The Notwist auf USA-Tour. Bene Jahnel studiert offiziell noch Mathematik in Berlin, ist aber auch ständig mit Projekten unterwegs. Und Max von Mosch, der Saxophonist, zog gerade von Montreal nach Boston und macht dort seinen Doktor in Jazz – das kann man hier gar nicht.

Sie sind alle studierte Jazz-Musiker?

Genau, ich habe ein Diplom in Jazz und eines in Musikerziehung. Das ist für mich Teil des Berufs: sich in Traditionen zu stellen und sie weiterzugeben. Wer spielt, aber nicht unterrichtet, gilt für viele ältere Musiker als Sackgasse.

Dann können Sie mir sicher sofort musikalische Vorbilder nennen.

Das ändert sich regelmäßig. Larry Grenadier, der Bassist von Brad Mehldau, gefällt mir sehr gut – aber auch Kollegen aus München, die mir zeigen, wie man sein Leben als Musiker auf die Reihe bringt. Das zeigt einem an der Uni keiner.

Wenn man sich für Jazz entscheidet, weiß man ohnehin, dass man nicht reich wird, oder?

Zumindest nicht übermäßig. Besonders arm sind wir jetzt nun auch nicht, aber eine Art Popstar wird man mit Jazz sicherlich nicht. Keith Jarrett, der wohl größte lebende Jazz-Star, hat in seinem ganzen Leben nicht so viele Platten verkauft wie Britney Spears am ersten Tag. Oft ist das aber auch keine bewusste Entscheidung, sich zu engagieren, und irgendwann kann man sich gar nicht mehr vorstellen, etwas anderes zu machen. Wenn man zum ersten Mal über finanzielle Sicherheit nachdenkt, ist es meistens sowieso schon zu spät.

Wie wirkt sich die räumliche Distanz zwischen euren Wohnorten denn aufs Zusammenspiel aus?

Vor 50 Jahren wäre das alles undenkbar gewesen, heute kann man sehr günstig telefonieren, sich MP3-Dateien und Noten um die ganze Welt schicken. Wir profitieren auch heute noch davon, dass wir früher wahnsinnig oft gemeinsam geprobt haben. Aber andersherum funktioniert das auch: Ich spiele oft mit Leuten, die ich noch nie gesehen habe, deren Sprache ich nicht kenne, aber es ist die Sprache des Jazz, die Improvisation, in der wir uns sofort auf der Bühne verstehen.

Ist dann ein Auftritt in der Unterfahrt auch als käme man nach Hause?

Wir hatten einen Club in Geretsried, der wie unser Wohnzimmer war, der aber leider zugemacht hat. Danach kommt auf jeden Fall die Unterfahrt, dort haben wir unsere ersten Erfolge in München gefeiert. Ich mag den Club sehr, er ist auch akustisch sehr gut.

Wie entstand die Idee zum neuen Album?

Wie soll man unter den vielen guten jungen Jazz-Bands herausstechen? Wir wollten es mit einem Konzeptalbum versuchen, ohne dafür Kompromisse zu machen. Zu Simon and Garfunkel haben wir alle eine Beziehung, früher haben wir die Stücke am Starnberger See am Lagerfeuer rauf- unter runtergesungen. Auch heute noch sind wir eine sehr melodiöse Band, spielen keinen Free-Jazz. Aber auf dem nächsten Album wird sicher wieder mehr improvisiert.

Ich hatte eher den Eindruck, Sie haben sich sehr weit von den Originalen entfernt.

Klar – schon alleine dadurch, dass keiner singt. Im Ernst: Wir wollten keine Cover-Versionen einspielen. Es gab unterschiedliche Ansätze: Manche Stücke spielen wir schön instrumentiert nach, andere sind fast gar nicht mehr zu erkennen. Wir wollten niemanden verschrecken, der sich die CD wegen Simon and Garfunkel kauft, aber trotzdem Max.Bab-Musik machen.

Interview: Tim Slagman

Max.Bab: Jazzclub Unterfahrt, Einsteinstraße 42, 9. bis 13.September, Beginn jeweils um 21 Uhr, Eintritt 14 Euro, 7 Euro für Mitglieder, Fr. & Sa. 16/8 Euro. Tel.4482794

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