Jahreswechsel: So feiern Münchens Stadträte
Thomas Ranft (61), Stadtrat der Piraten:
„Meine Frau Marianne und ich, wir feiern das ziemlich merkwürdig – aber auch ziemlich lustig: in der Tiefgarage. Wir haben nämlich von meiner Mutter, die in einer stationären Pflegeeinrichtung lebt, die alte Pudeldame „Jenny“ übernommen, die sehr schreckhaft ist, und hüten außerdem den Gordon Setter „Brandon“ von unseren Nachbarn. Also packen wir zwei Piccolofläschchen in den Rucksack. Dazu zwei Gläser und die beiden Hunde plus zwei Wiener Würstchen. Und begeben uns in das Tiefgaragengeschoss unserer Wohnung in der Au. Da richten wir uns in unserem uralten Mercedes-Kombi häuslich ein, schalten das Autoradio an – und heißen so das neue Jahr willkommen. Wenn die Ballerei vorbei ist, schreiten wir wieder ans Tageslicht und stoßen oben nochmal an.“
Tobias Ruff (38), ÖDP-Stadtrat:
„Silvester wird bei uns traditionell daheim gefeiert – mit ein paar Freunden, gutem Essen und mir als Koch. Heuer gibt es Forelle, die habe ich im Herbst noch selbst geangelt. Von uns zu Hause im Kieferngarten ist es ja nicht weit bis zur Isar oder den Fischweihern rund um Freising – da kann man sich dann auch sicher sein, dass alles tierschutzgerecht abgelaufen ist. Ich schieße zwar selbst keine Raketen ab, aber ich schaue mir durchaus gerne das Feuerwerk an. Die Ideallösung für mich wäre ein großes zentrales Feuerwerk statt der flächendeckenden Böllerei. Das wäre spektakulärer, weniger gefährlich und weniger umweltschädlich. Sensible Menschen und Haustiere würde weniger belastet – und die Stadt würde sich sehr viel Geld für die Straßenreinigung sparen.“

Wilfried Blume-Beyerle (66), Kreisverwaltungsreferent und also auch Münchens oberster Feuerwehrchef und Katastrophenschützer (parteilos):
„Ganz ehrlich, ich kann mit Silvester überhaupt nichts anfangen. Und für unseren Hund Oskar ist das Geknalle an Mitternacht ganz furchtbar. Der kleine Kerl, ein Entlebucher Sennenhund, ist erst sieben Monate alt und der erschreckt sich halt schlimm, wenn das Geböller losgeht. Was zur Folge hat, dass meine Frau, Oskar und ich den Jahreswechsel daheim im Keller verbringen. Seit Jahren machen wir das so, letztes Jahr lebte unser alter Sennenhund Anton noch. Ansonsten ist das ein Abend wie jeder andere für uns: Wir essen irgendwas, reden und lesen ein bisschen. Und natürlich bin ich jederzeit über mein Handy erreichbar, falls draußen etwas Schlimmeres passiert. Aber seit der sehr brenzligen Gedrängelage am Millennium musste ich nicht mehr raus.“
Kathrin Habenschaden (37), Grünen-Stadträtin:
„Silvester feiern wir, also mein Mann Björn, meine zwei Kinder und ich – wie immer zuletzt – mit unseren besten Freunden am Chiemsee. Früher, als wir noch keine Kinder hatten und nicht in Altaubing sondern alle noch in Schwabing gewohnt haben, waren wir Nachbarn. Von ihrem Haus sieht man den See. Da kochen wir alle zusammen, dieses Jahr vielleicht Tapas, futtern den ganzen Abend, schauen uns draußen das Feuerwerk an, ratschen und hören Musik bis in den frühen Morgen. Schön finde ich, dass ich dieses Jahr für mich persönlich gar keine Wünsche fürs Neue Jahr habe, weil wir alle gesund sind und ich mich wunschlos glücklich fühle. Nur einen guten Vorsatz habe ich: endlich wieder mehr Sport machen und nächstes Jahr einen Halbmarathon mitlaufen.“

Josef Schmid (45), Zweiter Bürgermeister:
„Auch heuer feiere ich im trauten Kreis meiner Familie. Es gibt leckeres Fleischfondue vom Rind, Kalb und Schwein mit selbstgemachten Soßen. Um Mitternacht zünden meine Kinder, vor allem mein Sohn, ein paar Kracher. Aus Spanien haben wir zudem die tolle Tradition mitgebracht, bei jedem Schlag der Kirchenuhr eine Traube zu essen und sich dabei etwas zu wünschen. Dann gehen wir ins Dachgeschoss und genießen das Feuerwerk über München. Danach gießen wir Blei und hoffen, dass sich die Traubenwünsche bestätigen.“
Thomas Niederbühl (53), Stadtrat der Rosa Liste:
„Nach Weihnachten fliegen mein Mann Heinz und ich traditionell auf die kanarische Insel La Palma. Eine Auszeit zu zweit mit viel Sonne, Strand und Lesen. Unser Silvester ist deshalb denkbar unspektakulär. Wir verbringen den Abend zu sechst mit einem befreundeten Münchner Ehepaar und dessen beiden jugendlichen Töchtern. Wir haben ein gemeinsames Häuschen angemietet, jeder trägt etwas zu einem einfachem Menü mit lokalen Spezialitäten bei und dann essen wir gemeinsam und lassen das Jahr Revue passieren. Um Mitternacht gehen wir zum Anstoßen auf die Terrasse. Wir schauen auf das Feuerwerk über Los Llanos und suchen am Himmel nach Sternbildern. Heinz und ich werden den Abend zufrieden ausklingen lassen und uns freuen, dass wir jetzt schon zum 26. Mal Silvester gemeinsam verbringen.
Brigitte Meier (49), Sozialreferentin:
„Ich feiere Silvester in meiner niederbayerischen Heimat – zusammen mit meinen beiden Neffen und meiner Nichte. Die haben sich heuer Schaschlik gewünscht – und ganz viel Pommes. Aber auch wenn das ganz beschaulich klingt: Das Handy bleibt an und ich schaue auch regelmäßig drauf. Für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sind schließlich wir als Stadt zuständig – und ich weiß nicht, ob die Schleuser an Silvester Pause machen. Ich böllere gar nicht. Wir haben in der katholischen Jugendarbeit immer gesagt: Brot statt Böller – und dabei ist es geblieben. Meine Neffen werden natürlich schon ein paar Knaller schmeißen, aber Gott sei Dank haben wir einen Hund. Da nehmen sich der Tiere wegen dann alle ein bisschen zurück."
Dominik Krause (24), Physikstudent und aktuell der Jüngste im Stadtrat (Grüne):
„Ich feiere mit meinem Freund Sebastian auf einem kleinen Studentenfest in der Mini-Zweizimmerwohnung eines Kumpels in Pasing. Von uns jungen Leuten kann sich ja keiner eine Riesenwohnung leisten. Wir werden um die zehn Leute sein, ein bisschen zusammen kochen, Bleigießen und kurz vor Mitternacht wahrscheinlich auf die Theresienwiese fahren, um da das Feuerwerk zu sehen. Danach wird abgetanzt, da darf jeder mal mit seinem Musikwünschen an die Soundanlage. Und dann, schätze ich, fahren wir in den Morgenstunden mit der ersten S-Bahn wieder heim nach Giesing.“

Dieter Reiter (56), Oberbürgermeister:
„In der Stadt gibt es viele schöne Plätze, um Silvester zu feiern. Am Friedensengel, an der Isar, auf einem der vielen Plätze. Vom Olympiaberg hat man auch einen wunderbaren Blick über die Stadt und aufs Feuerwerk. Ich finde es immer spannend, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen und gemeinsam noch mal über das vergangene Jahr nachzudenken. Wo es meine Frau Petra und mich dieses Jahr hinzieht, wissen wir allerdings noch nicht. Das entscheiden wir heuer ganz spontan.“