Jahrelanger Missbrauch: Mit Playstation und Marihuana gelockt
München - Marihuana, Pornofilme und eine Playstation: Damit soll laut Anklage ein Mann im Bahnhofsviertel Buben im Alter von elf bis 14 Jahren in seine Wohnung gelockt und sich dort an ihnen vergangen haben. In einem Fall sei das Opfer sogar erst neun Jahre alt gewesen.
Die Anklage geht von 24 Fällen des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie 134 Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern aus. Dazu kommen 177 Fälle der unerlaubten Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige.
Der Angeklagte räumt die Vorwürfe weitgehend ein
Strafverteidiger Kai Wagler erklärt, dass sein Mandant Karl B. (Name geändert) die Vorwürfe weitgehend zugibt, aber keine konkreten Erinnerungen an einzelne Fälle mehr hat. Kein Wunder, liegen die Fälle doch inzwischen zum Teil 20 Jahre und länger zurück. Die Anklage führt Taten von 1995 bis 2008 auf.
Der Vorsitzende Richter Matthias Braumandl prägt angesichts der Vorwürfe den Ausdruck "Jungs-Wunderland" für das "offene Haus" des Angeklagten im Bahnhofsviertel. Der Mann hatte zu den Kindern von Freunden und Bekannten ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Bei ihm durften sie machen, was zu Hause nicht erlaubt war. Sie rauchten Joints, schauten sich Pornos an oder spielten mit einer Playstation.
"Es war der Fehler meines Lebens"
Karl B. behandelte die Kinder wie Erwachsene "auf Augenhöhe", so die Ankläger, führte sie aber dabei an sexuelle Handlungen mit ihm heran - und gab ihnen Marihuana, welches sie bei ihm konsumierten.
Der Angeklagte erklärt auf Nachfrage, dass er eine eher passive Rolle gespielt habe. Die Kinder hätten ihn nicht ernst genommen, die Buben hätten ihn auch gedrängt. "Ich bin überredet worden", sagt der 67-Jährige. Er gibt aber zu, dass ihm der Sex mit den Buben - den er auch filmte - "nicht unangenehm" war. "Ich habe mich treiben lassen. Es war der Fehler meines Lebens."
Beamte finden Kinder- und Jugendpornographie beim Angeklagten
Seit 15 Monaten sitzt Karl B. nun bereits in U-Haft. Am Tag seiner Verhaftung war seine Wohnung durchsucht worden. Die Beamten fanden Datenträger mit Kinder- und Jugendpornographie sowie große Mengen Haschisch.
Eines der Opfer, ein heute 33-jähriger Mann, sitzt als Nebenkläger im Gerichtssaal. Während dann seine Video-Aussage im Saal gezeigt wird, muss die Öffentlichkeit draußen bleiben.