Ja wo laufen Sie denn?
Ich wollte jeden Morgen – aber bislang immer nur beinah, beinah. Keine Ausreden mehr! - Dafür aber ein paar Tipps, auf die man beim läuferischen Start in ein neues Leben achten sollte.
Morgen fange ich ein neues Leben an. Punkt. Keine Ausreden mehr. Schluss mit XXL-Portionen und Sahnetorten – von übermäßiger Alkoholzufuhr ganz zu schweigen. Und mit dem Rauchen habe ich sowieso seit Silvester immer wieder mal aufgehört. Hand aufs Herz: Wer will schon wirklich als schlaffer Sack enden und durch mangelnden Sauerstoff im Gehirn nur noch leise resignierend lamentieren: „Jugend ist auch nur eine Hautkrankheit, die vorbeigeht!“
Die Zeit ist mal wieder reif - und aus den Fehlern vergangener, kurzer Fitnessphasen habe ich gelernt. Zu gut erinnere ich mich noch an dumme Jugendsünden, etwa als mein noch nicht geläuterter Sportsgeist gemeinhin glaubte, so eine läppische Marathon-Distanz wäre einfach mal so aus dem Stand hinzulegen. Meine damalige Lebensabschnittspartnerin hat mich dann weinend - bei Kilometer 18,5 – am Straßenrand mit dem Auto aufgegabelt. Die Blasen aus dieser Zeit drucken noch heute ein bisschen.
Nach jahrelangem Studium epochaler Fitness-Literatur – von Doktor Strunz bis zu Professor Laufwunder – ist endlich klar: Bewegung ja – möglichst auch regelmäßig. Aber: keine Gewaltakte! Denn wer sich zu sehr strapaziert, dessen Muskeln reagieren sauer, und der dadurch entstehende Muskeltiger macht der Lust am Sport unglaublich schnell den Garaus.
Alle so genannten Fitness-Päpste haben den mahnenden Wellness-Zeigefinger eingefahren. Weg von der Drohmedizin (Arthrose, Kurzatmigkeit, Herzinfarkt) – hin zur Frohmedizin: Für immer fit – und ewig jung! Dabei spielt glücklicherweise auch die öfters vorhandene Ebbe im Geldbeutel (im Gegensatz zum Gesetz der Schwere drückt nicht der volle Beutel, sondern der leere) keine Rolle. Das gesündeste (und günstigste) Fitnesscenter ist nach wie vor die Natur. Auch wer es nicht hören will, dem sei gesagt: Ganz schlichtes Laufen ist die beste Frohmedizin. Sie kostet wenig. Und wem Laufen zu profan klingt, der kann ja die trendigen Spielarten Running, Jogging, Dogging (Jogging mit Hund), Walking oder den derzeit ganz großen Renner Nordic Walking wählen.
Spaß beiseite: Wer ernsthaft mit Laufen oder sonstigen Fitness-Maßnahmen beginnt, der sollte folgende sportmedizinischen Regeln beachten:
Morgens laufen, am besten vor dem Frühstück – denn dann springt der Motor des Körpers (Grundumsatz) gleich in positivem Sinne an. Trinken vor dem Lauf ist erlaubt.
Bloß nicht zu schnell laufen – von wegen je schneller, um so fitter, das stimmt in gar keinem Fall! Das beste Resultat für Gesundheit und Fitness erzielt man im so genannten aeroben Bereich. Der ist individuell unterschiedlich – und lässt sich relativ einfach mit einer Pulsuhr (im guten Fachhandel erhältlich, nach Anleitung vorgehen) ermitteln. Die gesunde sportliche Anstrengung (optimale Fettverbrennung – Gewichtsreduzierung und Stärkung des Herzkreislaufsystems) ist eine weit niedrigere Belastung (die Pulsfrequenz bestimmt das Lauftempo) als allgemein angenommen. Wer schneller läuft, der trainiert lediglich seine Muskeln. Und das kann man doch getrost den Athleten überlassen.
Aufwärmen und dehnen – eigentlich wohl bekannt, aber es wird leider immer wieder vergessen. Doch gerade am Morgen ist es wichtig, den von der Nacht noch etwas eingerosteten Muskel- und Sehnen-Apparat zu stretchen. Sonst drohen Verletzungen.
Die sportliche Tätigkeit sollte sich über mindestens 20 Minuten erstrecken – denn erst dann stellt sich die optimale Fettverbrennung ein. Wer erst einmal trainiert ist, kann mit geringem Tempo locker auch viel länger laufen. Nach längerer Zeit (etwa einer Stunde, aber individuell unterschiedlich) schüttet der Körper beim richtigen Laufen eigene Endorphine (Glückshormone) aus. Sprich: Die pure Lust am Laufen beginnt – und viele können es dann nach eigenen Aussagen gar nicht mehr lassen.
Ja wenn das so ist – was spricht eigentlich dagegen, schon heute ein neues Leben anzufangen?Wolf Hertkorn
- Themen: