IVD: Neueste Immobilienzahlen für München
München - Anzeige raus, Interessent rein, Scheckbuch auf, Überweisung rüber: Eine Immobilie an den Käufer zu bringen, gestaltete sich in vorcoronöser Zeit geradezu leicht. Inzwischen ist das Stichwort "Online-Besichtigung möglich" ein unverzichtbares Verkaufsargument für Makler geworden. Wer aber glaubt, dass die Pandemie auch auf den Preis drückt, der irrt. Das legen die Marktanalysen des Verbands der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen (IVD) nahe.
Die Experten des Verbands haben die Preisentwicklung zwischen Herbst 2019 und Februar 2020 untersucht und sehen bei den verkauften Wohnungen erneut Zuwächse. So musste, wer im Frühjahr ein Reihenmittelhaus in München kaufte, 5,2 Prozent mehr Geld bezahlen als noch ein halbes Jahr zuvor. Durchschnittlich kostete ein solches Haus in einer guten Gegend mit einer Fläche um die 120 Quadratmeter knapp über eine Million Euro. Ein halbes Jahre zuvor war dasselbe Haus noch für 970.000 Euro zu haben, zehn Jahre vorher kostete es mit 400.000 Euro weniger als die Hälfte.
Keine dramatischen Preiseinbrüche
Die Umsätze in ganz Bayern erreichen seit Jahren Rekordwerte. "Mit einem Zuwachs von einem Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum wurde in den ersten drei Monaten 2020 nochmals ein außerordentliches Ergebnis bei den Immobilienumsätzen in Bayern erzielt: "18,73 Milliarden Euro wurden im ersten Quartal 2020 investiert", sagt IVD-Geschäftsführer Stephan Kippes. Obwohl der Verband für die zweite Jahreshälfte aufgrund der Ausgangsbeschränkungen ab März Preiseinbrüche erwarte, würden diese vermutlich nicht dramatisch ausfallen. "Die Nachfrage an Kaufobjekten ist weiterhin hoch und das Angebot gering", sagt Kippes.
Während die Makler Ende März merkten, dass sowohl Verkäufer als auch Käufer zögerlich auftraten, habe sich das mit Beginn der Lockerungen wieder stabilisiert. Demnach wirkt sich das Coronavirus derzeit unterschiedlich auf den Immobilienmarkt aus: Zum einen verschlechtert sich die Lage am Arbeitsmarkt, das hat sinkende Preise zur Folge – vor allem im ländlichen Raum, wenn lokale Arbeitgeber langfristig wegbrechen. Andererseits gibt es vermehrt ein Bestreben, sein Geld während einer Krise in vermeintlich sicheren Geldanlagen wie Immobilien anzulegen. "Auch durch das Homeoffice schätzen die Leute ihre Wohnung mehr", sagt Kippes.
Bisher nicht abzusehen: Die Folgen der zweiten Virus-Welle
Unlängst hatte das Forschungsinstitut Empirica prognostiziert, dass in Großstädten vor allem bei den kleinen, teuren sogenannten Micro-Appartments die Kaufpreise sinken könnten. Diesen Trend sehen die IVD-Experten jedoch nicht. Nach Angaben des Portals Immoscout24 sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen in den vergangenen Monaten sogar um zehn Prozent gestiegen. "Die Nachfrage ist reduzierter", sagt der Münchner Makler Christoph Müller-Brandt mit Blick auf große Bauprojekte. "Wo es früher 50 Kaufinteressenten gab, gibt es jetzt 20. Am Ende kann das Objekt aber nur einer kaufen." Einen angespannten Markt, wie der in der Landeshauptstadt, wo es einen regelrechten Preiskampf um freie Flächen gibt, könnte das in Zukunft zwar abbremsen, bislang hat es ihn aber nicht spürbar verändert.

Mit einer Prognose für die kommenden Monate hält sich der IVD zurück. Welchen Einfluss die Rezession oder sogar eine zweite Virus-Welle mit Beschränkungen auf den Immobilienmarkt haben könnten, weiß keiner. "Durch die Corona-Krise ist eine Zeit des Beobachtens und Abwartens eingetreten", sagte Stephan Kippes.
Für die Gewerbeimmobilien sieht es anders aus, auch wenn der IVD dafür noch keine aktuellen Zahlen parat hat. "Viele Boutiquen und Kleingastronomien werden nicht mehr da sein", sagt Kippes. Durch die Abstandsregelungen und Homeoffice überdenken zudem viele Firmen, wie viel Bürofläche sie wirklich brauchen.
Neue Auswertung: Weniger Wohnung fürs Geld
86 Quadratmeter für eine Kaltmiete von 1.000 Euro. Das hört sich heutzutage fast schon günstig an. Vor zehn Jahren waren derartige Kaltmieten in München noch Usus. Das hat sich stark geändert, wie eine neue Auswertung des Portals Immowelt zeigt. Demnach bekommt man in der Stadt heutzutage für dieselbe Kaltmiete nur noch 55 Quadratmeter. Das ist 36 Prozent weniger Wohnfläche für denselben Mietzins wie noch vor zehn Jahren. Auch in anderen Städten bekommt man inzwischen weniger Wohnraum für sein Geld. 2009 bekam man in Stuttgart für 1.000 Euro noch 100 Quadratmeter, heute sind es 72 Quadratmeter, ein Minus von 28 Prozent.
In Berlin und Dresden ging die Fläche von angebotenen Wohnungen für 1.000 Euro Miete im Mittel um 46 Quadratmeter zurück. Immowelt hat für den Vergleich sein Angebot an Mietwohnungen in 14 Städten analysiert. Das Portal schreibt in einer Mitteilung, dass zwar die Kaufkraft von 1.000 Euro vor zehn Jahren höher war, das allein erkläre das Wohnungsschrumpfen aber nicht.
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