Ist Sachs ein Plagiator?
MÜNCHEN - Münchner Autorin Gabriele Presber behauptet: Gunter Sachs hat den Titel ,Die Kunst ist weiblich’ von ihr abgekupfert. Jetzt streiten die Juristen.
Als der Alt-Playboy und Multimillionär Gunter Sachs Anfang März 2008 im Leipziger Bildermuseum seine private Kunstausstellung unter dem Titel „Die Kunst ist weiblich“ eröffnete, griff die Münchner Buchautorin Gabriele Presber gleich zum Telefon, rief ihren Anwalt an und behauptete, Sachs sei ein Plagiator: „Ich habe 1988 ein Buch unter dem gleichnamigen Titel veröffentlich. Herr Sachs hat den Titel ,die Kunst ist weiblich“ von mir abgekupfert!“
Ihr Anwalt Günther Kreuzhage schrieb am 14. März das Museum an, verwies auf die „urheberrechtlichen Nutzungsrechte“ seiner Mandantin und bat um Stellungnahme: „Bis heute keine Antwort. Wir wollen die Ausstellung nicht stoppen. Unser Ziel ist es, dass meine Mandantin eine angemessene Entschädigung bekommt.“ Notfalls müssen die Richter den Fall entscheiden. Noch bis 22. Juni zeigt Sachs seine fulminante Kunstsammlung im Leipziger Bildermuseum.
Der Meister ganz nah
Auf 2000 Quadratmeter kann der Besucher sich ein ganz persönliches Bild von der Playboy-Legende machen. Um dem Meister ganz nahe zu sein, stellte er nicht nur seine Kunstsammlung von Andy Warhol bis Roy Lichtenstein zur Verfügung, sondern im Museum wurde eigens das berühmte Turmzimmer in St.Moritz eins zu eins nachgebaut und mit den Original-Teppichen, -Vorhängen und -Möbeln versehen. In dem Turmzimmer traf sich in den sechziger und siebziger Jahren die Elite der Pop-Art.
Aber was wäre Sachs ohne seine vielen und schönen Frauen. 200 kunstvolle Fotografien mit viel nackter Haut schmücken die Wände. Alles made by Sachs. Ausgerechnet den Titel soll die Playboy-Legende von einer Münchner Autorin geklaut haben? Ralf Missy, der Pressesprecher von Gunter Sachs, sagte der AZ: „Wir kennen die Vorwürfe, haben aber damit nichts zu tun. Den Titel für die Ausstellung hat der Direktor des Leipziger Bildermuseums gewählt. Den Satz hat er aus der Biografie von Gunter Sachs. Der schrieb am Ende des Buchs: ,Vergessen Sie nie, die Kunst ist weiblich’.“
„Keine Stellungnahme in einem schwebenden Verfahren.“
Diesen Satz fand Museums- Direktor Hans-Werner Schmidt nach der Lektüre „so kernig“, dass er Sachs dies als Ausstellungstitel vorschlug. Schmidt zur AZ: „Gunter Sachs hat nur gesagt, dann mach’ es.“ Zum Plagiatsvorwurf wollte Schmidt keine Stellungnahme abgeben: „Der Fall liegt bei dem Justiziar des Kulturdezernats.“ Dort sagt man nur: „Keine Stellungnahme in einem schwebenden Verfahren.“
Wie der Fall auch ausgeht, Gabriele Presber, die in ihrem Buch berühmte Frauen wie Hannah Schygulla und Elfriede Jelinek interviewt hatte, empfindet diese Vorgehensweise dreist: „Man hätte ja nur im Internet recherchieren müssen.“ Vor der Ausstellung war sie noch leicht bei Google zu finden: „Jetzt bin ich nach ganz hinten gerutscht. Auf Seite 10.“
Torsten Huber
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