Ist Marathon schädlich?
Um die Auswirkungen eines Extrem-Laufs auswerten zu können, untersucht in einer groß angelegten Studie die Technische Universität München am Sonntag gleich nach dem Marathon 125 Läufer . Die AZ sprach mit Dr. Johannes Scherr, der 31-Jährige ist Assistenzarzt am TU-Klinikum rechts der Isar und ein Hauptorganisator der Studie.
AZ: Wie läuft die Studie am Sonntag ab?
JOHANNES SCHERR: Direkt nachdem die Läufer die Ziellinie überquert haben, werden wir alle Probanden in die Werner-von-Linde-Halle bringen. Dort sind alle medizinischen Geräte aufgebaut – unter anderem acht modernste Ultraschall-Geräte, die aus ganz Europa angeliefert werden.
Warum der Aufwand?
Wir wollen in Zukunft eine Risikoanalyse erstellen können und die Frage beantworten: Für wen stellt Marathonlaufen ein Risiko für das Herz-Kreislauf-System dar? Und: Kann diese Extrembelastung überhaupt gesund sein? Bislang gab es dazu nur wenig veröffentlichte Studien.
Ist Marathonlaufen denn gefährlich?
Ohne medizinische Voruntersuchung kann es gefährlich sein. Jeder, der seinen ersten Marathon bestreitet oder das 35. Lebensjahr überschritten hat, sollte sich vorher durchchecken lassen. Es gibt Hinweise darauf, dass extreme Ausdauerbelastung bleibende Schäden verursachen kann. Es kann Veränderungen geben, die vergleichbar mit einem Herzinfarkt sind, und es können Vernarbungen am Herzen entstehen. Wir haben zudem festgestellt, dass die Entzündungswerte im Blut nach einem Marathon gestiegen sind.
Also ist Sport doch Mord!
Das stimmt nicht. Und wir wollen auch niemanden mit Begeisterung fürs Laufen demotivieren. Aber man muss darüber aufklären, was es für Veränderungen durch die Extrembelastung geben kann.
Wer darf sich einen Marathon denn zutrauen?
Jeder, der sich gründlich vorbereitet und sich vorher untersuchen lässt. Bei unserer Studie wollten auch drei Läufer mitmachen, junge Männer, die wirklich fit sind. Vorher hatten sie aber noch nie einen Herz-Kreislauf-Check machen lassen. Und dann haben wir bei Voruntersuchungen festgestellt, dass sie eine Herzklappenerkrankung oder Herzrhythmusstörungen haben. Das ist mit einem Marathon nicht vereinbar.
Interview: J. Lenders