"Ist diskriminierend": Darum gibt es jetzt harsche Kritik rund um das MVV-Sozialticket

Menschen mit einem geringen Einkommen haben in München ein Recht auf ein günstiges ÖPNV-Ticket. Doch es gilt nicht rund um die Uhr. Ausgerechnet zu den Stoßzeiten müssen sie einen extra Fahrschein kaufen. Die Grünen wollen diese Regel abschaffen. Warum das nicht so einfach sein könnte. 
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Wer wenig verdient, hat in München Anspruch auf ein günstiges ÖPNV-Ticket. Doch das gilt ausgerechnet dann nicht, wenn die meisten Leute unterwegs sind.
Wer wenig verdient, hat in München Anspruch auf ein günstiges ÖPNV-Ticket. Doch das gilt ausgerechnet dann nicht, wenn die meisten Leute unterwegs sind. © IMAGO/Michael Nguyen

Münchner mit einem geringen Einkommen haben Anspruch auf ein günstigeres MVV-Ticket. Allerdings gilt dieses Ticket ausgerechnet zu den Stoßzeiten von 6 bis 9 Uhr nicht. Die Grünen finden das nicht in Ordnung. Sie haben am Donnerstag beantragt, dass das Rathaus diese Sperrzeiten abschaffen soll.

Die Sperrzeiten verhindern, dass Menschen ihr Ticket im Alltag nutzen können, sagt Grünen-Stadträtin Clara Nitsche. Geringverdiener auf dem Weg zur Frühschicht oder Senioren, die morgens zum Arzttermin müssen, brauchen heute neben ihrer vergünstigten Monatskarte ein extra Ticket. "Das diskriminiert", sagt Nitsche.

Außerdem sorge es für einen hohen Verwaltungsaufwand in den Sozialbürgerhäusern. Denn den zusätzlichen Einzelfahrschein, den die Inhaber des Sozialtickets in der Früh brauchen, können sie sich fast komplett in den Sozialbürgerhäusern erstatten lassen. Das kostet das Sozialreferat laut den Grünen jährlich mehr als eine Million Euro. Dieses Geld könnte sich die Stadt sparen – ebenso wie den Verwaltungsaufwand, den die Mitarbeiter momentan haben, wenn sie die Rückerstattungsformulare ausfüllen. "Diese Zeit sollten sie sinnvoller nutzen können!", findet Nitsche.

Wer hat Anspruch auf das günstige ÖPNV-Ticket?

Anspruch auf ein Sozialticket, die sogenannte Monatskarte S, haben Inhaber des München-Passes. Und den wiederum bekommen zum Beispiel alle, die Grundsicherung im Alter, eine Erwerbsminderungsrente oder Bürgergeld beziehen. Auch Berufstätige, die monatlich weniger als 1820 Euro netto verdienen und allein leben, haben Anspruch auf den München Pass. Für einen Zwei-Personen-Haushalt liegt die Grenze bei 2730 Euro netto.

Mit dem München Pass kommt man günstiger ins Theater, ins Kino, in den Zoo und man kann auch günstiger ÖPNV fahren. Für die Zone M kostet die Monatskarte S 31,10 Euro statt 60,90 Euro. Allerdings gilt das Ticket nicht rund um die Uhr. Zumindest bis jetzt – wenn eine Mehrheit im Rathaus dem Antrag der Grünen zustimmt.

Doch es gibt Bedenken. SPD-Fraktionschefin Anne Hübner teilt mit: Die Forderung gebe es seit Jahren. Allerdings: Der Wegfall der Sperrzeiten könne nur im gesamten MVV-Raum durchgesetzt werden. Bisher gab es laut Hübner vonseiten des MVV die Aussage, dass der Wegfall der Sperrzeit zu teureren sonstigen Tickets führen würde. "Das wollen wir nicht", sagt Hübner. "Sollte eine Lösung möglich sein, die nicht zu Mehrkosten für alle anderen MVV-Nutzer führt, würden wir den Wegfall der Sperrzeit unterstützen." Die CSU muss noch diskutieren.

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  • kartoffelsalat gerade eben / Bewertung:

    Schon Wahnsinn wie hier am virtuellen Stammtisch auf finanziell schlechter gestellte Menschen drauf gehauen wird anstatt auf die die leistungslos oder ausbeuterisch ihre Geldberge vergrößern und dem Staat (also uns) das Geld entziehen.

    Dabei vergisst der Stammtisch, dass jeder der nicht ausreichend erbt oder genug sicheres Vermögen angehäuft hat nur einen Unfall, eine Firmenpleite, eine chronische Erkrankung, eine Wirtschsftskrise, einen Börsen-Crash oder eine Scheidung selbst vom Bürgergeld entfernt lebt.

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  • Padige vor 5 Minuten / Bewertung:

    In vielen (wenn nicht gar den meisten?) großen Städten gibt es ein DeutschlandTicket zum ermäßigten SozialTarif. Meine Anfrage diesbezüglich beim MVV (warum hier nicht?) wurde komplett ignoriert.

    Noch Fragen?

    Oder vielleicht selber dort mal nachfragen?

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  • karinfido vor 15 Minuten / Bewertung:

    Warum werden Menschen mit Sozialtickets gleich immer mit Jobcenterbesuchern gleich
    gesetzt. Es kann auch eine/n Rentner/in, die ihr ganzes Leben gearbeitet hat und die Rente zu
    niedrig ist, ein Sozialticket beantragen. Dann muss sie zwischen 7 und 9 evtl. ihre Enkel
    in die Kita bringen oder auf sie aufpassen. Oder wie meine Bekannte morgens zwischen
    7 und 9 Regale beim REWE auffüllen, weil die Rente hinten und vorn nicht reicht..
    Auch Arztbesuche müssen manchmal sein (Blutabnahme). Warum wird eigentlich in der AZ
    immer auf Sozialhilfeempfänger gedroschen! Geht doch mal auf die Reichen los!
    Ich kann mir Gott sei Dank ein Deutschlandticket leisten, aber viele aus der Rentnergang nicht!

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