Ist die Eisbachwelle noch zu retten? Jetzt gibt es einen ersten Erfolg

Eine Mini-Welle kommt auch dank einer Holzpalette zustande. Außerdem: Eine ikonische Rampe, die offenbar eine fünfstellige Summe kostet.
von  Anna Kelbel
Ein Kran hievte die Säcke mit Kies auf Holzplanken ins Bachbett.
Ein Kran hievte die Säcke mit Kies auf Holzplanken ins Bachbett. © Jan Krattiger

Seit Wochen hoffen und bangen die Münchner um ihre geliebte Eisbachwelle. Erste Versuche, das verschollene Wahrzeichen Münchens wiederherzustellen, scheiterten. Zuletzt meldete sich der "Vater der Eisbachwelle" aus Sardinien und bot an, einen Reparaturversuch zu unternehmen. 

Bei einem Vorversuch zur Wellen-Wiederbelebung am Freitag (21.11.) am Eisbach mussten Surfer, Forscher, zahlreiche Medienvertreter und Schaulustige einsehen: Die Welle an der Prinzregentenstraße ist mindestens so vielschichtig und schwierig herzustellen wie die Prinzregententorte.

Ein Kran hievte die Säcke mit Kies auf Holzplanken ins Bachbett.
Ein Kran hievte die Säcke mit Kies auf Holzplanken ins Bachbett. © Jan Krattiger

Am Eisbach hat am Freitag ein Chef-Patissier der Strömungsmechanik, der Münchner Hochschulprofessor Robert Meier-Staude, mit seinem Team kleine Holzplatten ins Wasser gelassen und Kies in drei verschiedenen Körnungen dazu geschüttet.

Kies-Test an der Eisbachwelle: Kann sie so gerettet werden?

Das Ziel: "Wir wollen testen, ob und wie der Kies liegenbleibt", erklärt Martin Grün, Präsident des Surf Clubs München vor Ort.

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Entspannt packt Robert Meier-Staude seinen Laptop aus der brombeerfarbenen Tasche, stellt eine Thermoskanne daneben und setzt seine Brille auf. Dann setzt er sich an den knallroten Tisch.

Bei Schneefall wurde ein Rettungsversuch der Eisbachwelle mit Kies gestartet.
Bei Schneefall wurde ein Rettungsversuch der Eisbachwelle mit Kies gestartet. © Jan Krattiger

Ein ganz normaler Arbeitstag eines Professors beginnt - wäre da nicht die Welle. Meier-Staude ist nicht in seinem Büro an der Hochschule München, sondern sitzt an einem Campingtisch im Nebenbecken des Eisbachs, seine Gummistiefel stehen in rund zehn Zentimeter hohem Wasser und hunderte schaulustige Augenpaare sind auf ihn gerichtet.

"An die Arbeit": In einem Vorversuch wird getestet, wie die Eisbachwelle wieder hergestellt werden kann

"Es ist technisch klar, wie die Eisbachwelle mit einer Rampe wieder hergestellt werden könnte. Aber das ist aus Sicherheitsgründen wasserrechtlich nicht genehmigt", heißt es in einer Pressemitteilung der Hochschule München. Dann sollen es für den Vorversuch erst einmal kleine Holzplatten tun. Also an die Arbeit!

Hitzige Diskussionen am Eisbachufer. Wird so die Welle wieder hergestellt?
Hitzige Diskussionen am Eisbachufer. Wird so die Welle wieder hergestellt? © Jan Krattiger

Meier-Staude gibt keine Interviews am Eisbach. Wortlos skizziert er auf einem Whiteboard den Versuchsaufbau und die Strömung. 

Dass die Surfer den vielen Medienrummel gar nicht gern haben, merkt man auch, weil sie sich viel Zeit lassen, die Holzplatten ins Wasser einzulassen. Erst als nach einer halbstündigen Pause und einer ordentlichen Portion Schnee und Kälte zunehmend weniger Schaulustige am Eisbach stehen, legen sie richtig los. Mit einer fast kindlichen Freude und ordentlich Armschmalz schaufeln sie mit den bloßen Händen oder Schaufeln Kies in den Eisbach.

Mit dem Kies soll der Boden des Eisbachs aufgeschüttet werden. Chef Andreas Klarwein begleitet den Transport an den Eisbach höchstpersönlich.
Mit dem Kies soll der Boden des Eisbachs aufgeschüttet werden. Chef Andreas Klarwein begleitet den Transport an den Eisbach höchstpersönlich. © Jan Krattiger

Den hatte die Firma Gebrüder Klarwein angeboten zu sponsern (AZ berichtete). "Wir haben uns sehr gefreut, als die Nachricht kam, dass wir für den Vorversuch Kies liefern dürfen", so Geschäftsführer Andreas Klarwein vor Ort zur AZ. Rund eineinhalb Tonnen in drei verschiedenen Körnungen habe man vom Firmensitz in Weßling an den Eisbach gefahren. 

Ein Hauch einer Welle bleibt immerhin

Dann steigt die Spannung, der Blick der Surfer ist starr aufs Wasser gerichtet: Tao Schirrmacher entfernt die Holzlatte. Bleibt der Kies liegen und die Mini-Welle bestehen? Zumindest so etwas wie der Hauch einer Welle bleibt. Immerhin.

Mit angetäuten Brettern, die im Eisbach versenkt werden, entsteht schon mal eine Miniwelle. Dann kommt der Kies rein.
Mit angetäuten Brettern, die im Eisbach versenkt werden, entsteht schon mal eine Miniwelle. Dann kommt der Kies rein. © Jan Krattiger

Zum Wellenreiten kommt keiner der Surfer am Freitagnachmittag. Das sei aber auch nicht Ziel des Vorversuchs, erklärt Martin Grün.

Trotzdem: Zwei Surfbretter hatten die Wellenreiter an der Eisbachböschung platziert. "Für den Fall der Fälle", so der Präsident des Surf Clubs.

"Ikonische Eisbachrampe" für 15.000 Euro zu haben

Sein Verein hat seit neustem ein Angebot auf seiner Webseite gelistet: ein "Originalteil der ikonischen Eisbach-Rampe". Kostenfaktor: schlappe 15.000 Euro. Sieben Stück stehen zum Verkauf.

Die Rampe war knapp 20 Jahre im Eisbach eingebaut, bis sie als illegal eingestuft wurde. Nachfrage bei Martin Grün: "Das ist nur ein Gag", lacht der 54-Jährige. Wenn aber doch jemand ein Stück des heiligen Holzes erstehen möchte? "Dann würde das Geld ordnungsgemäß versteuert in die Vereinsarbeit fließen", antwortet Grün.

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