Ist der Amokläufer schuldfähig?

Ein psychiatrisches Gutachten wird wohl zur entscheidenden Grundlage des Richterspruchs werden.
AZ/jot, dpa |
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Anklagebank: Paul H. neben Anwalt Florian Alte.
Peter Kneffel/dpa Anklagebank: Paul H. neben Anwalt Florian Alte.

Ein psychiatrisches Gutachten wird wohl zur entscheidenden Grundlage des Richterspruchs werden

München - Dem psychiatrischen Gutachter Cornelis Stadtland kommt im Prozess um den Grafinger Amoklauf eine Schlüsselrolle zu. Sein Gutachten, das er am Mittwoch vor Gericht vortragen sollte, dürfte einen maßgeblichen Einfluss auf das Urteil des Gerichts haben. Die Richter werden entscheiden müssen, ob der 28-jährige Beschuldigte Paul H. gemäß der Antragsschrift dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht wird.

Der Mann soll am 10. Mai 2016 am Grafinger S-Bahnhof Passanten mit einem Messer attackiert haben. Dabei kam ein 56 Jahre alter Fahrgast ums Leben, drei weitere Männer wurden durch Messerstiche teils lebensgefährlich verletzt.

Nach Angaben des Verteidigers Florian Alte weist ein schriftliches Gutachten bisher auf eine Schuldunfähigkeit seines Mandanten zum Tatzeitpunkt hin.

Vor Gericht hatte der Beschuldigte ausgesagt, dass er wegen einer Psychose Angst gehabt habe. Er glaubte, von Islamisten verfolgt zu werden. Er habe gedacht, dass er mit einem "Menschenopfer" zum Islam konvertieren und so sein eigenes Leben retten könne. Daraufhin habe er die vier Männer attackiert.

Am Mittwoch sagte zunächst eines seiner Opfer aus. Johannes R. muss seit dem Vorfall einen Rollator nutzen. Der 59-Jährige hatte Zeitungen ausgetragen, als der Beschuldigte ihn mit einem Messer in den Rücken stach. Es verfehlte nur knapp die Wirbelsäule.

"Du Ungläubiger!", habe der Beschuldigte ihm vorher zugerufen. "Ich habe dagelegen und dann erst mit der Zeit registriert, dass das ein Messerstich war", sagte das Opfer vor Gericht. Er habe zunächst einen Schlag verspürt und wollte dem Angreifer erst noch hinterher laufen. Doch da versagte ihm ein Bein bereits den Dienst. Minutenlang lag er vor dem Bahnhof auf dem Boden, unfähig aufzustehen. "Ich habe geschrien: ,Hilfe, ich verblute!'"

Seit der Tat hat er Lähmungen in der Wade, braucht eine Gehhilfe, den Gerichtssaal betritt er gestützt auf einen Rollator. "Ich war vorher 40, jetzt bin ich 80." Neuneinhalb Wochen verbrachte er nach dem Angriff im Krankenhaus. "Es war die Hölle", sagte er.

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