iPhone statt Arbeitsplatz

MÜNCHEN - Liebe Chefs, haben Sie sich vielleicht am Freitag über viele Krankmeldungen und leere Büros gewundert? Keine Sorge, Ihre Angestellten leiden wahrscheinlich nicht an einer fiesen Grippe – sie haben das iPhone-Fieber.
In 22 Ländern ging am Freitag das neue iPhone3G an den Start. Im Telekom-Shop in der Kaufingerstraße war deswegen die Hölle los: Immerhin – vor der Tür sind noch keine Menschenmassen. Aber das Reinkommen ins pink-weiße Telefon-Paradies ist schwierig. Auf jedem Fleck steht ein potentieller iPhone-Kunde, wer durch will, muss betteln oder drängeln.
Lohnt sich denn das Anstehen? Kein Kommentar, erst recht nicht mit Foto! Nanu, ist es etwa peinlich, das Super-Handy zu kaufen?
Nein, die Anonymität hat ganz andere Gründe: Ein Herr mit tiefdunkler Sonnenbrille gesteht: „Ich bin heute krank geschrieben. Aber das iPhone wird meiner Gesundheit bestimmt sehr gut tun.“ Genau so sieht es bei den anderen Kunden aus: krank gemeldet, weggeschlichen vom Schreibtisch. Drei Jungs im HipHop-Outfit schauen sich das Handy am Info-Stand an. Freistunde? „Nee, wir sind hier, weil Englisch eh scheiße ist.“ Ach so.
Für Technik-Freaks weltweit ist das iPhone die Krönung der Handy-Schöpfung: In New York standen ganz Harte tatsächlich eine Woche in der Schlange, um auch ja bei den ersten glücklichen Besitzern dabei zu sein.
Bei uns musste man nur circa 20 Minuten warten, trotzdem brodelt bereits eine Stunde nach Verkaufsstart die Gerüchteküche: Die schwarze 16 Gigabyte-Variante ist ausverkauft. Ein paar weiße Modelle sind noch da, aber ob die reichen?
Auffällig ist, wie wenig weibliche Handy-Fans im Laden sind – ist Technik etwa immer noch Männersache? An der Kasse endlich eine Frau im Sommerkleid, sie hält das Handy schon in der Hand – da könnte sie doch . . .? „Ach, wissen Sie, ich müsste eigentlich gerade arbeiten . . .“
Aber vielleicht haben ein paar Handy-Schwänzer wenigstens gegen Nachmittag doch noch den Weg ins Büro gefunden: Bereits um 13 Uhr war das neue iPhone in München nämlich komplett ausverkauft.
Cornelia Schnell