In München sollen künftig Wohnungen über Parkplätzen erbaut werden
München - Wohnraum in der Stadt ist teuer und begehrt. Um jeden Fleck der Stadt zu nutzen, wurden 2016 die ersten Parkplätze mit Holzbau-Wohnungen auf Stelzen am Dantebad in Moosach überbaut. Damals appellierte der Oberbürgermeister Dieter Reiter bereits auch an Einzelhändler wie Edeka, Lidl, Aldi, Obi und Co., sich ernsthaft zu überlegen, welche ihrer riesigen eigenen Parkplätze sie überbauen können.
Prompt fanden Einzelhändler Interesse an dieser Idee. Zum Beispiel Aldi und Lidl. In anderen Bundesländern steigt Aldi derzeit in den Wohnungsbau ein. Und auch in München wird es konkret mit Wohnungen vom Discounter, wie die städtische Wohnungsgesellschaft Gewofag am Freitag der AZ bestätigte. Es liefen Gespräche mit Lidl, erklärte sie. "Es gibt konkrete Standorte, die wir im Blick haben für mögliche geplante Bauvorhaben." Man spreche derzeit aber nur mit Lidl, nicht mit anderen Händlern.
Reiter: Supermärkte im Erdgeschoss sind verschenkter Platz
Ein Sprecher des städtischen Planungsreferats sagte: "Seit dem Aufruf von 2016 gehen wir direkt auf die Einzelhändler zu und diese auch auf uns. Wir sind mit verschiedenen Händlern im Gespräch." Er nannte hier Aldi. Doch von konkreten Plänen möchte er noch nicht sprechen. "Wir befinden uns aktuell erst in Diskussionen."
Dieter Reiter hatte 2016 argumentiert, in München gebe es "zigtausende Quadratmeter Fläche, auf denen einfach nur Autos herumstehen." So seien Supermärkte im Erdgeschoss in den Ballungsräumen schlichtweg verschenkter Platz.
Frankfurt ist ein Vorbild
Vorbild zur Problembekämpfung ist dabei zum Beispiel Frankfurt. Auf 7.700 Quadratmetern will Lidl zwei Gebäude bauen mit einmal 40 Wohnungen und der Filiale sowie einem Hof mit Parkplätzen und einem zusätzlichen reinen Wohnhaus mit 70 Appartements.
Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit einer städtischen Wohnungsgesellschaft, die das Bauvorhaben bestätigt.
In München ist die Diskussion schon in den Stadtvierteln angekommen. Der Bogenhauser Bezirksausschuss (BA) wünscht sich eine "sinnvolle Raumgestaltung" in Sachen eingeschossige Lidl- und Aldi-Märkte. Auf CSU-Antrag fordert das Gremium die Stadt auf, gemeinsam mit den Discountern ein Konzept zu entwickeln, das über den erdgeschossigen Märkten Wohnungen vorsieht. Als ersten Münchner Standort könnte sich der BA die Ecke Cosima-/Johanneskirchner Straße vorstellen, wo derzeit ein Aldi-Markt mit darüber liegendem Parkdeck steht.
Konkrete Planungen laufen bereits
Direkt neben dem derzeitigen Aldi-Markt in Bogenhausen hat ein türkischer Bauträger ein Grundstück ersteigert. Ex-KVR-Chef Hans-Peter Uhl vertritt den Bauträger als Rechtsanwalt. Im Gespräch mit der AZ erzählte er am Freitag, dass man mit Aldi im Gespräch sei, die beiden Grundstücke komplett umzuplanen.
Die Wunschvorstellung des Anwaltes und des Investors: Auf beiden Grundstücken soll ein Komplex von zwei Einzelhändlern gebaut werden, einer davon soll Aldi bleiben. Unter dem Aldi soll eine Tiefgarage entstehen. Was über die Geschäfte kommt, ist noch in Verhandlungen. Doch Uhl wünscht sich genauso wie der BA Wohnraum. Aldi soll dann Teileigentümer werden, damit er nicht als Mieter abgespeist wird.
Derzeit laufen allerdings noch die zivilrechtlichen Verhandlungen zu diesem Bauvorhaben.