In München ist alles teurer – auch Koks
Trotzdem ist Kokain nicht mehr nur Schicki-Droge, sagt der Fahnder
AZ: Welche Rolle spielt Kokain in München?
ARMIN AUMÜLLER: Seit Jahren eine wichtige. Die allermeisten Delikte passieren zwar im Bereich Cannabis. Aber trotzdem ist Kokain eine Droge, die in München ein Problem darstellt. Von 2008 auf 2009 nahmen die Delikte sogar um 20 Prozent zu. Im letzten Jahr waren die Fallzahlen dann leicht rückläufig.
Wie viele Kokain-Delikte sind 2009 registriert worden?
Das waren 300 bis 400 Fälle. Wobei die Dunkelziffer sehr hoch ist. Im vergangenen Jahr sind 6,2 Kilo Kokain beschlagnahmt worden.
Wer ist der typische Koks-Konsument in München?
Schwierig zu beantworten. Kokain kann keinem bestimmten Profil zugerechnet werden. Das Bild, dass Koks nur eine Droge der Reichen ist, stimmt nicht mehr. Es geht durch alle Gesellschaftsschichten. Und mittlerweile ist es auch auf der Straße angekommen. Es hat eine aufputschende Wirkung und wird deswegen zum Beispiel auch von Heroin-Abhängigen genommen.
Was kostet Koks?
In München kostet alles doppelt so viel wie in anderen Städten – und das gilt auch für Drogen. Das liegt daran, dass das Entdeckungsrisiko für Dealer in der Landeshauptstadt größer ist als in anderen Städten. Der Marktpreis für kleinere Mengen liegt in München zwischen 80 und 120 Euro pro Gramm. Teils werden aber auch bis zu 200 Euro bezahlt.
Und wo kaufen die Leute ihr Koks?
Die Kehrseite unserer erfolgreichen Arbeit ist, dass in München nirgendwo richtige Szenen entstehen. Das führt dazu, dass es viele kleine Versorgungskreise sind. Also einzelne Diskos, Wohnungen oder Gaststätten – und das können auch mal Pizzerien sein.
Ist Kokain immer noch Modedroge?
Es wird in den kommenden Jahren mit Sicherheit noch an Bedeutung gewinnen. Denn Ecstacy in seiner klassischen Form wird in den nächsten Jahren vom Markt verschwinden. Die Grundsubstanzen dafür werden weltweit nicht mehr hergestellt. Also werden andere aufputschende Drogen wieder mehr konsumiert werden – Speed zum Beispiel. Oder eben Kokain.
Wie sehen die Verkaufsstrukturen aus? Hat die italienische Mafia die Nase vorn im Kokaingeschäft?
Es gibt keinen Platzhirsch in München, was den Handel angeht. Die Strukturen sind sehr vielfältig und komplex. Und die Italiener sind in diesem Geflecht eher unauffällig, gemessen an ihrem Anteil in der Bevölkerung. Da sind andere Gruppierungen auffälliger – zum Beispiel Albaner oder die Deutschen, die 55 Prozent der Tatverdächtigen in Handelskreisen ausmachen.
Interview: Julia Lenders
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