Impfung gegen Keuchhusten: Keine Kinderkrankheit

Es ist nicht nur die Schweinegrippe, bei der eine Impfung wichtig sein könnte. Auch der Keuchhusten plagt Erwachsene - deshalb sollten sie sich impfen lassen.
von  Abendzeitung
Vorsorge-Impfung kann Leben retten
Vorsorge-Impfung kann Leben retten © ap

MÜNCHEN - Es ist nicht nur die Schweinegrippe, bei der eine Impfung wichtig sein könnte. Auch der Keuchhusten plagt Erwachsene - deshalb sollten sie sich impfen lassen.

Soll ich mich impfen lassen? Seit dem Aufkommen der Schweinegrippe kommen viele Erwachsenen ins Grübeln. Dabei ist es bei weitem nicht nur die Impfung gegen H1N1, über die man sich Gedanken machen sollte.

Beispiel Keuchhusten: „Der hat sich zur Erwachsenenkrankheit entwickelt“, erklärt der Münchner Kinder- und Jugendarzt Bernd Simon. Wie viele Erkrankungsfälle es tatsächlich gibt, ist schwer nachzuweisen – „Pertussis“, wie der Keuchhusten auch heißt, ist in Deutschland nicht meldepflichtig – außer in den neuen Bundesländern.

Dort hat sich nach Angaben des Robert-Koch-Institut gezeigt: „Die übermittelten Pertussis-Erkrankungen haben sich in den letzten Jahren zunehmend in höhere Altersgruppen verlagert.“ Sprich: Keuchhusten ist längst keine Kinderkrankheit mehr.

Deswegen hat die Ständige Impfkommission (Stiko) jetzt auch ihre Impf-Empfehlungen geändert. Sie rät seit kurzer Zeit auch Erwachsenen dazu, sich eine Schutzimpfung gegen Keuchhusten verpassen zu lassen. Auch deshalb, damit die Krankheit nicht auf Neugeborene übergeht. Für Säuglinge kann sie lebensgefährlich sein. Das Problem: Es gibt keinen Einzelimpfstoff gegen Pertussis. Er kann aber in Kombination mit einer Impfung gegen Tetanus und Diphterie verabreicht werden. Die Stiko empfiehlt daher allen Erwachsenen, bei der nächsten Auffrischung an den Keuchhusten-Schutz zu denken.

Doch viele vergessen, dass sie ihren Schutz erneuern müssen. „Bei Kindern denken die Eltern an Impfungen. Und wer denkt bei uns daran?“, beschreibt Impfexperte Nikolaus Frühwein das Problem. Bei 30 Prozent der Patienten, die für eine Fernreise-Impfung in seine Praxis kämen, stellt er fest: Die Standard-Impfungen gegen Diphterie und Tetanus sind einfach nicht aufgefrischt worden. Während bis zu 95 Prozent aller Kinder gegen die klassischen Krankheiten gefeit seien, liegt die Durchimpfungsrate bei Erwachsenen deutlich darunter.

Für Menschen jenseits der 60 ist neben den genannten Impfungen noch ein Schutz gegen Influenza und Pneumokokken angeraten. Zudem sollten alle Erwachsenen eine Zeckenimpfung erwägen. Die Österreicher machen’s vor: Bei ihnen sind laut Frühwein 80 Prozent gegen FSME geimpft, in Bayern liegt die Rate dagegen bei durchschnittlich 30 Prozent.J. Lenders

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