Im Streit: Ex mit Fiesta umgefahren
MÜNCHEN - Bei der letzten Aussprache verprügelt er (30) sie (23) wieder. Sie flüchtet in ihr Auto und gibt Gas. Der Ex-Verlobte wird vom rechten Kotflügel erfasst: Knochenbruch. Sie kommt vor Gericht
Industriekauffrau Filiz Ö. (23) fühlt nur noch Hass: „Mein Ex-Verlobter hat Telefon- und SMS-Terror betrieben, mich geschlagen und bedroht. Er wollte die Trennung nicht wahrhaben.“ Die letzte Auseinandersetzung hat nun juristische Folgen für die junge Türkin.
Im Streit fährt sie den Ex mit ihrem Ford Fiesta einfach um. Der kommt mit einem Wadenbeinbruch glimpflich davon. Filiz Ö. aber muss sich jetzt wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr sowie gefährlicher Körperverletzung vor dem Münchner Landgericht verantworten.
2005 lernt sich das Paar kennen. Hasan G. (30, Identität geändert) ist ihre große Liebe. Sie verloben sich, schmieden Hochzeitspläne. Die Angeklagte: „Seine ständige Eifersucht nervte dann.“ Um sie zu kontrollieren, musste sie sogar mit ihrem Flatrate-Handy ständig eine Gesprächs-Verbindung zu seinem Handy halten. So konnte Kontroll-Freak Hasan G. prüfen, ob die attraktive Filiz Ö. mit anderen Männer spricht.
2007 ist die Beziehung gescheitert. Hasan G. lässt nicht locker. Seine Anrufe und SMS häufen sich. Anfang 2009 kommen nur noch Schimpfwörter. Er passt sie auf dem Weg zur Arbeit ab. Die Angeklagte: „Er verfolgte und schlug mich.“ Der Vorsitzende Richter Oliver Ottmann: „Das ist ja Stalking.“ Die Staatsanwaltschaft wird gegen den Ex-Verlobten ein Strafverfahren wegen Nachstellung einleiten.
Aber: Das „feige Vorgehen“ von Hassan G. rechtfertigt nicht, dass sie ihn einfach umfährt. Es passiert am 22. April 2009: Hasan G. schickt fast 300 SMS-Nachrichten per Handy. Er will eine letzte Aussprache. „Ich habe zugesagt“, sagt Filiz Ö.
Treffpunkt: Poing, Neufahrner Straße. Hasan G. schlägt wieder zu. Sie springt ins Auto und gibt Gas. Mit dem rechten Kotflügel erwischt sie den Ex. Als er blutend am Boden liegt, holt sie Hilfe. „Ich wollte das nicht. Er ist neben dem Auto hergelaufen, wollte mich aufhalten. Dabei ist es passiert.“
Das Gericht meint: Es liegt ein „bedingter Vorsatz“ vor. Urteil: 2700 Euro Strafe und zwölf Monate Führerscheinentzug. Torsten Huber
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