Im Heiligen Gral der Cellisten
Wen-Sinn Yang spielt Bach in der Allerheiligen Hofkirche in der Residenz.
Wenn Cellisten auf Bach zu sprechen kommen, dann werden sie sehr schnell ziemlich ernst. Die meisten sogar richtig ehrfürchtig. Nicht etwa, weil dessen Suiten für Violoncello solo nicht zu bewältigen wären. Nein, manches Menuett, die eine oder andere Bourrée können selbst Anfänger über die Saiten säbeln. Aber das ist nicht der Punkt. Die Sache geht tiefer, sehr viel tiefer. Selbst in einer kurzen Folge von nur drei, vier Achteln kann – wir müssen jetzt ein bisschen pathetisch werden – ein ganzer Kosmos stecken. Und das hört auch ein Laie. Natürlich könnte man das Ganze als flotte Fingerübung betrachten, auf den ersten Blick haben die sechs Suiten ja auch etwas von Etüden. Aber ein sportlich-virtuoser Tanz auf der Oberfläche verbietet sich bei Bach, viel mehr gerät man schnell in einen Sog nach Innen, in ein spannungsvolles Hin und Her zwischen individuell Gefühltem und den großen objektiven Zusammenhängen. Gerade als Zuhörer, dem technische Hürden einfach schnuppe sein können.
Einer, der mit frappierender Selbstverständlichkeit all diese Aspekte und noch viel mehr in seinem Spiel vereint, ist Wen-Sinn Yang. In einer kleinen Kirche im Chiemgau hat der ehemalige Solocellist der BR-Symphoniker alle sechs Suiten eingespielt (2 CDs und 2 DVDs bei Arthaus) und zu jeder einzelnen eine ganz persönliche Deutung vorgetragen, die man als unkonventionelle wie gut nachvollziehbare Einführung in diesen „Heiligen Gral der Cellisten“ verstehen kann. Jetzt spielt der in Bern geborene Musiker mit taiwanesischen Wurzeln die ersten beiden und die letzte Suite endlich auch mal in München. Wurde auch Zeit, schließlich lehrt der sympathische Herr Professor hier an der Musikhochschule.
Allerheiligen Hofkirche in der Residenz, Beginn 20 Uhr, Karten 24 bis 46 Euro, Tel.0800-5454455 und Abendkasse
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