Im Familien-Van zum Doppelmord?

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Krailling - Mit einem Familien-Van soll Thomas S. nach dem Mord an seinen Nichten Sharon (†11) und Chiara († 8) zur Arbeit gefahren sein. Gestern veröffentlichten die Ermittlungsbehörden Fotos des Wagens. Die Polizei sucht Zeugen, denen der metallicgrüne Kia Carnival mit der Beule an der rechten Frontstoßfänger aufgefallen ist.
Thomas S. war damit nach Überzeugung der Ermittler in der Nacht zum 24. März zwischen dem Tatort in Krailling und seinem Haus in Peißenberg unterwegs.
Das Auto
Ein winziger Blutstropfen am Lenkrad, an einem der Sitze oder im Heck des Kia Carnival könnte dem 50-Jährigen Verdächtigen zum Verhängnis werden. Experten der Spurensicherung suchen den Van von der Stoßstange bis zum Heck ab. Mit Hilfe der Chemikalie Luminol können sie winzigste Blutspuren sichtbar machen, um sie mit der DNA der ermordeten Mädchen zu vergleichen.
Die Tatwaffe
Die Untersuchung des Hanfseils, mit dem die acht und elf Jahre alten Kinder in der Wohnung ihrer Mutter erdrosselt wurden, ist noch nicht abgeschlossen. Die Analysen zu den Spuren am Tatmesser und der Hantel, mit der der Mörder zugeschlagen hat, sind ebenfalls nicht abgeschlossen. „Alles, was wir an Spuren zusammen getragen haben, passt“, stellt man in der Soko Margarete zufrieden fest. Noch wartet die Mordkommission allerdings gespannt auf die abschließenden DNA-Gutachten. „Davon wurden mehrere in Auftrag gegeben“, erklärt Staatsanwältin Andrea Titz. Frühestens Ende dieser Woche könnten die ersten DNA-Gutachten vorliegen.
Die Suche
Ergebnislos war die Suche nach blutverschmierter Kleidung des Täters. Auch ein rotes Kindertop, das im Zusammenhang mit dem Mord gesucht wird, bleibt verschwunden. Rund 300 Polizisten hatten am Montag die komplette Strecke zwischen Krailling und Peißenberg auf 55 Kilometer Länge abgesucht. In Altkleider- und Müllcontainern stöberten die Einsatzkräfte. Taucher suchten sogar einen Weiher in Krailling ab. Die Polizisten nahmen alles mit, was ihnen verdächtig erschien. „Tatrelevantes Material wurde nicht entdeckt“, sagte ein Polizeisprecher. Die Mordkommission sicherte bisher insgesamt 800 Spuren. Über Details schweigen die Ermittler, auch weil der Verdächtige noch nicht gestanden hat.
Der Täter
Thomas S. sitzt inzwischen seit knapp zwei Wochen in Stadelheim in Untersuchungshaft. Er schweigt, macht auf Anraten seines Anwalts Karl Peter Lachniet keine Angaben. Dem 50-jährigen Postboten droht eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Sollte das Landgericht München eine besondere Schwere der Schuld feststellen, könnte er frühesten nach 22 Jahren im Gefängnis mit einer vorzeitigen Begnadigung rechnen.
Das Motiv
Die Ermittler gehen von einem eiskalt geplanten Verbrechen aus. Rache wäre ein denkbares Motiv aber auch Habgier. Thomas S. lebte offenbar seit Jahren in Streit mit seiner Schwägerin. Ihr und seiner Ehefrau Ursula gehört eine Eigentumswohnung. Anette S., die Mutter der getöteten Kinder, weigerte sich, die Immobilie zu verkaufen. Hat Thomas S. seine Nichten getötet, weil er sich an deren Mutter rächen wollte? Auch von einer zweiten Immobilie ist in diesem Zusammenhang die Rede. Thomas S. hat Schulden. Er hat ein Haus in Peißenberg gebaut. Seine Frau und eines der vier Kinder sind schwer krank. Denkbar wäre, dass in der Tatnacht, als die Mädchen alleine zu Hause waren, auch ihre Mutter hätte sterben sollen. Doch sie war nicht daheim. Im Falle ihres Todes würde Ursula S, die Frau des Tatverdächtigen, alles erben.
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