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Nach 30 Jahren Warten: Ellmauer Almwirt erfüllt sich Christbaum-Traum

Die Fichte steht 87 Jahre an einer Tiroler Alm– bis ein Sturm an ihr zerrt. Dann bringt Andreas Hörhager den 24 Meter hohen Baum nach München. Dort wird er Donnerstagfrüh aufgestellt, als Christbaum für den Christkindlmarkt. Wie es dazu kam
Irene Kleber |
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Der Christbaum am Marienplatz (hier der vom vergangenen Advent) kommt jedes Jahr als Geschenk eines Baumspenders nach München. Heuer wird er aus dem Tiroler Ellmau geliefert und Donnerstagfrüh (6.11.) um 6 Uhr aufgestellt. Erleuchtet wird er dann am Montag, 24. November (17 Uhr), zur Eröffnung des Christkindlmarkts.
Der Christbaum am Marienplatz (hier der vom vergangenen Advent) kommt jedes Jahr als Geschenk eines Baumspenders nach München. Heuer wird er aus dem Tiroler Ellmau geliefert und Donnerstagfrüh (6.11.) um 6 Uhr aufgestellt. Erleuchtet wird er dann am Montag, 24. November (17 Uhr), zur Eröffnung des Christkindlmarkts. © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Wenn der neue Münchner Christbaum Donnerstagfrüh (6.11.) um sechs Uhr von der Feuerwehr am Marienplatz in die Höhe gelupft wird, hat er schon 110 Kilometer abenteuerliche Fahrt auf einem Tieflader hinter sich. Vom Tiroler Ellmau über den steilen Irschenberg – und auf dem letzten Stück durch die Stadt sogar eskortiert von der Polizei.

Und dann wird einer nicht bloß sehr glücklich dreinschauen – sondern auch ein bisserl aufatmen, dass alles geklappt hat: Es ist Andreas Hörhager (49), Hausherr auf der Wochenbrunner Alm, die auf 1080 Meter Höhe über Ellmau in herrlicher Lage steht – im Rücken das Kaisergebirge, nach vorne raus die Kitzbüheler Alpen.

Der Ellmauer Andreas Hörhager (rechts) mit einem Mitarbeiter, hier kurz vor der Fällung des neuen Münchner Christbaums am Montag.
Der Ellmauer Andreas Hörhager (rechts) mit einem Mitarbeiter, hier kurz vor der Fällung des neuen Münchner Christbaums am Montag. © privat

30 Jahre Wartezeit bis zur Baumspende

Fast 30 Jahre wartet der Tiroler Landwirt, Alm- und Chalet-Gastgeber darauf, dass er München mal mit einem Christbaum beglücken darf. "Ich mag die Münchnerinnen und Münchner einfach gern. Viele kommen als Gäste zu uns nach Ellmau“, sagt er zur AZ. "Ich wollt ihnen halt mal ein Weihnachtsgeschenk machen.“

Die Idee sei ihm gekommen, als er Mitte der 1990er Jahre (als Forstwirtsohn) einen Christbaumtransport aus dem Zillertal zum Marienplatz begleitet hat. "Der Empfang in München war sowas von schön!“ Worauf er höchstselbst ans OB-Büro geschrieben habe, dass er Baumspender werden will.

Letzten Montag stand die 24 Meter hohe Prachtfichte noch an ihrem Platz etwa 500 Meter unterhalb der Wochenbrunner Alm, an der Straße hinunter nach Ellmau.
Letzten Montag stand die 24 Meter hohe Prachtfichte noch an ihrem Platz etwa 500 Meter unterhalb der Wochenbrunner Alm, an der Straße hinunter nach Ellmau. © privat

Schöne Fügung nach dem Sturm

Dass der Zuschlag nach der langen Wartezeit ausgerechnet für dieses Weihnachten kam, ist eine besonders schöne Fügung. Letztes Jahr sei ein Sturm so heftig über die Gemeinde gefegt, dass die 24 Meter hohe und 4,8 Tonnen schwere Fichte, die etwa 500 Meter unterhalb der Alm an der Straße runter nach Ellmau steht, am Wurzelwerk gelitten hat. "Wir hätten sie aus Sicherheitsgründen sowieso fällen müssen – und dann in unserem eigenen Heizkraftwerk an der Alm verheizt.“

Die Wochenbrunner Alm  in Ellmau, im Hintergrund das Kaisergebirge. 500 Meter weiter unten an der Straße stand der Münchner Christbaum 87 Jahre lang.
Die Wochenbrunner Alm in Ellmau, im Hintergrund das Kaisergebirge. 500 Meter weiter unten an der Straße stand der Münchner Christbaum 87 Jahre lang. © wilderkaiser.info

Drei Christbäume zur Auswahl

Drei seiner Bäume im 40 Hektar großen Forst, der zur Wochenbrunner Alm gehört, hatte Hörhager der Baumbesichtigungsdelegation aus München zur Auswahl als Geschenk angeboten. Man entschied sich für die Prachtfichte – nicht nur wegen ihrer besonders schönen Christbaumform, sondern auch, weil sie ideal stand, um heil gefällt und transportiert zu werden. "Es ist ja nicht so einfach", sagt Hörhager, "einen Baum so aus einem Wald zu holen, dass nachher noch alle Äste schön ausschauen und nichts kaputt geht."

Jahresringe: Der Almwirt zählt 87

Letzten Montag schließlich war es soweit, Andreas Hörhager schritt mit der Motorsäge zur Tat. Vor der Fällung aber hat er den Fichtenstamm, der über dem Boden immerhin 98 Zentimeter Durchmesser hatte, auf 50 Zentimeter geschrumpft. "Damit der Baum am Marienplatz genau in die Verankerung passt." Und dann hat der Ellmauer Almbetreiber die Jahresringe gezählt. "Es sind 87", sagt er. "So viele Jahre ist die Fichte uns gestanden, mit allerschönster Aussicht." Jetzt bekommt sie als Christbaum ein zweites Leben. "Ich hoffe, München freut’s.“


Aufbau und offizielle Erleuchtung Ende November

Am Donnerstag (6.11.) stellte die Münchner Berufsfeuerwehr den neuen Christbaum ab 6 Uhr früh vor dem Rathaus am Marienplatz auf.

Der Weihnachtsbaum für die Münchner wird aufgestellt am Donnerstag, 6. November 2025.
Der Weihnachtsbaum für die Münchner wird aufgestellt am Donnerstag, 6. November 2025. © Sophia Willibald

Um 20 vor acht ertönte Applaus am Marienplatz. 24 Meter ragt die Fichte aus Tirol nun in die Höhe vor dem Rathaus. Schon um drei Uhr morgens startete der Stifter Andreas Hörhager (49) mit seinem Team im 110 Kilometer entfernten Ellmau. Nach über vier Stunden Fahrt und Aufbauarbeiten ist das Gröbste geschafft – München darf sich über seinen neuen Christbaum freuen.

Die stolze Fichte aus Ellmau kurz nach dem Aufbau.
Die stolze Fichte aus Ellmau kurz nach dem Aufbau. © Sophia Willibald

Erleuchtet wird er am Montag, 24. November, um 17 Uhr zur  Eröffnung des Christkindlmarkts. Eine Delegation aus Ellmau reist mit Bürgermeister Klaus Manzl an, um den Baum offiziell zu übergeben, ab 16.30 Uhr spiel die Bundesmusikkapelle Ellmau ein Standkonzert. Im Innenhof des Rathauses schenkt Baumspender Andreas Hörhager mit seiner Wochenbrunner Alm Glühwein aus. Der Ellmauer Christbaum bleibt bis 6. Januar am Marienplatz.

 

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