„Ich habe dieser Bank vertraut“

Nein, ein Zocker war Oliver Baumgart nie. „Ich plane eher langfristig für die Altersvorsorge und habe deshalb Aktien nie aus der Haushaltskasse bezahlt“, erzählt der Geschäftsführer eines Münchner Versicherungsmaklers. Enttäuscht ist der 50-Jährige trotzdem. Vor allem vom damaligen Bank-Chef Georg Funke: „Natürlich habe ich seinen Aussagen vertraut.“
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Börsen-Opfer: Oliver Baumgart
az Börsen-Opfer: Oliver Baumgart

MÜNCHEN - Nein, ein Zocker war Oliver Baumgart nie. „Ich plane eher langfristig für die Altersvorsorge und habe deshalb Aktien nie aus der Haushaltskasse bezahlt“, erzählt der Geschäftsführer eines Münchner Versicherungsmaklers. Enttäuscht ist der 50-Jährige trotzdem. Vor allem vom damaligen Bank-Chef Georg Funke: „Natürlich habe ich seinen Aussagen vertraut.“

Es war im August 2007, die Aktie war gerade von 55 auf 40 Euro abgesackt, als Baumgart es für eine gute Idee hielt einzusteigen. Der Kurs fiel weiter. Im Januar und März 2008 kaufte er dann noch einmal HRE-Aktien zum Preis von 22 bzw. 16 Euro nach. Immer in der Überzeugung einer zumindest mittelfristig nachhaltigen Erholung der Wertpapiere.

Als der Kurs im weiteren Verlauf immer mehr einbrach (derzeit steht die Aktie bei 1,35 Euro), vermutete Baumgart, dass die HRE mit all den anderen Banken in Sippenhaft genommen werde. „Diesen Eindruck hat Funke ja auch stets vermittelt, indem er die Werthaltigkeit des Unternehmens immer unterstrich.“

Mittlerweile geht der Aktien-Inhaber allerdings davon aus, dass die Bank mit einem bewusst irreführenden Publizitätsverhalten versucht hat, sich um die Krise herumzuschleichen und auf ein baldiges Ende des Chaos hoffte.

Einen fünfstelligen Betrag hat Baumgart dadurch verloren. Um wenigstens einen Teil seines Geldes zurück zu bekommen, hat er sich jetzt einer Klage von mehr als 50 privaten und institutionellen Kapitalanlegern angeschlossen, die insgesamt rund vier Millionen Euro Schadensersatz verlangen. Bereits im Herbst könnte es zur mündlichen Verhandlung kommen: „Wir sehen substanzielle Chancen, diesen Prozess zu gewinnen“, sagt Rechtsanwalt Felix Weigend von der Kanzlei Rotter, der die Anleger vertritt.

Baumgart hält die HRE-Aktien derzeit immer noch: „Jetzt mit gewaltigen Verlusten auszusteigen, macht wenig Sinn“, sagt er. Allerdings hat der Münchner Verständnis für Anleger, die ihre roten Zahlen realisieren und die verbliebenen Groschen resigniert anderweitig wieder einsetzen.

Von Aktien bleibt Baumgart ohnehin überzeugt: „Ich denke immer noch, sie sind die bessere Alternative und der Markt wird sich auch wieder drehen.“

Daniel Aschoff

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.