IAA-Gegner proben auf der Theresienwiese für die Konfrontation mit der Polizei

Auf dem IAA-Protest- Camp Theresienwiese proben Demonstranten die Begegnung mit der Polizei - betont gewaltfrei und friedlich.
von  Hüseyin Ince
Aktionstraining Protest durch zivilen Ungehorsam auf dem Mobilitätswendecamp Theresienwiese. Links spielen vier Demonstranten Polizisten, von rechts wollen die Protestierenden die Viererkette "durchfließen".
Aktionstraining Protest durch zivilen Ungehorsam auf dem Mobilitätswendecamp Theresienwiese. Links spielen vier Demonstranten Polizisten, von rechts wollen die Protestierenden die Viererkette "durchfließen". © Daniel von Loeper

München - Ziviler Ungehorsam. So nennen die Demonstranten ihre Art zu zeigen, dass sie mit der Internationalen Automobilausstellung IAA und der Politik, die dahinter steckt, nicht einverstanden sind. Und dieser Ungehorsam wird in München gut zu sehen sein, wenn ab heute die zweite Welle des IAA-Protests startet.

Die erste Welle begann mit Autobahn-Blockaden zum Start der IAA. Die jungen Aktivisten wollen in den kommenden Tagen wahrscheinlich die Ausstellungsflächen blockieren. "Wann und wo genau, das weiß keiner", sagt die Berlinerin Lou Winters (23), eine der Sprecherinnen des Bündnisses "Sand im Getriebe". Es werde "spontan und dezentral" entschieden.

 

Die Gruppe am Donnerstag, die sich in Sachen friedlicher Protest fortbildet, besteht aus etwa 25 jungen Männern und Frauen, teils aus München, teils aus allen Ecken und Enden der Republik. Auch Kerem Schamberger ist unter ihnen, ein Politiker der Münchner Linken, der im Süden für den Bundestag kandidiert.

Demonstrieren in der Gruppe will gelernt sein

Tadzio Müller (45) leitet die Übungseinheit, ein erfahrener Demonstrant, während an diesem ziemlich warmen Donnerstag rundum Polizeibusse im Schatten von Bäumen stehen. Ab und zu wird es den Beamten doch zu heiß. Sie steigen aus und blicken recht grimmig.

Aktionstraining auf der Theresienwiese.
Aktionstraining auf der Theresienwiese. © Daniel von Loeper

Demonstrieren in der Gruppe, das will gelernt sein, vor allem wenn man gewaltfrei Polizeiabsperrungen überwinden möchte. "Wir nennen das Fünf-Finger-Taktik. Sie ist idiotensicher", sagt Tadzio Müller, bevor er mit der Einheit startet. Sie sei besonders effektiv, um Polizeiketten zu überwinden, und habe sich schon seit den ersten Anti-Atom-Protesten bewährt. Die Taktik sei auch "ein Exportschlager aus Deutschland und international bewährt", sagt Müller, "ruhig, besonnen, bemächtigend, erfolgreich".

Man müsse sich das so vorstellen, dass man die Polizeiketten "durchfließt". Und los geht die Übung. Vier Männer und Frauen simulieren eine Polizeikette vor einem fiktiven IAA-Eingang. Etwa zehn Demonstranten gehen los. Sie skandieren "wir sind friedlich, was seid ihr", gehen auf die Polizeikette zu und sind innerhalb weniger Sekunden dahinter.

Die richtige Sitzblockade will gelernt sein

Nächste Übung: Sitzblockade. In zwei Reihen setzen sich die Männer und Frauen in weißen Malerkitteln. Simon (33), der zweite Protest-Trainer aus dem Rheinland, simuliert den Polizeibeamten: "Gehen Sie freiwillig?", fragt er den Sitzdemonstranten. "Nein", antwortet der. "So, jetzt nehmt ihr die Hände und verschränkt sie unter den Knien", sagt Simon. So könne die Polizei einen unfallfrei wegtragen.

Der Linken-Politiker Kerem Schamberger verschränkt bei der Übung die Arme unter den Knien, um polizeigerecht getragen werden zu können.
Der Linken-Politiker Kerem Schamberger verschränkt bei der Übung die Arme unter den Knien, um polizeigerecht getragen werden zu können. © Daniel von Loeper

Ab 9.30 Uhr soll die zweite IAA-Protestwelle starten, mit voraussichtlich einigen Tausend Teilnehmern, schätzen Pressesprecher von "Sand im Getriebe".

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