Hygiene-Skandal: Jetzt kommt die neue Klinik-Chefin
MÜNCHEN - Der Hygiene-Skandal in den städtischen Kliniken und die Folgen: Birgitta Köbach (48) wurde vom Aufsichtsrat zur Interimsgeschätsführerin neben Franz Hafner gewählt. In Neuperlach brechen die Patientenzahlen nach dem Skandal um 15 Prozent ein.
„Da kommt noch mehr, das ist noch nicht alles“, sagt ein Aufsichtsrat über den Hygiene-Skandal: Nachdem vorige Woche drei der vier Geschäftsfüher der städtischen Klinikum GmbH fristlos entlassen wurden, geht die Suche nach den Verantwortlichen und den Mitwissern weiter. Das muss nach der Geschäftsordnung die neue Interimsgeschäftsführung machen.
Am Montag beschloss der Aufsichtsrat, neben dem verblieben Finanz-Geschäftsführer Franz Hafner zwei Interims-Geschäftsführer zu bestellen. Mehrere Bewerber hatten sich vorgestellt – gewählt wurde Birgitta Köbach. Sie beginnt den Dienst sofort. Die 48-jährige Betriebswirtin (parteilos, geboren in Wangen/Allgäu) ist die Leiterin des Klinikums Neuperlach – dort, wo in den OP-Sälen der Skandal die höchsten Wellen schlug. Sie genießt bei den Ärzten im Haus einen ausgezeichneten Ruf. „Ich war erschrocken und habe mit den Zuständigen gesprochen“, sagt sie über den Skandal. Aber warum hat sie die Missstände, die in ihrem Haus mindestens seit August 2009 für Ärger sorgten, nicht an den Aufsichtsrat weiter gegeben und nur an die inzwischen gefeuerte Geschäftsleitung? Dazu wollte sie nichts sagen.
„Am 2. August wird der dritte Geschäftsführer bestimmt“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Hep Monatzeder (Grüne): „Dafür werden wir weiter auf die Suche gehen.“ Es soll ein Arzt sein: Zum ersten Mal seit der Gründung der Klinikum GmbH im Jahre 2005 stünde dann ein Mediziner mit an der Spitze. Das dreiköpfige Führungsteam soll mindestens ein halbes Jahr die Geschäfte führen.
Seine vordringlichsten Aufgaben, so Monatzeder: Das Vertrauen der Patienten wieder herzustellen (es gab seit dem Bekanntwerden des Skandals in Neuperlach 15 Prozent weniger Patienten). Und die verunsicherten Mitarbeiter zu beruhigen sowie den Ruf des Klinikums wieder herzustellen.
Die neue Führungsspitze muss eine Organisiations- und Strukturanalyse für das Klinikum in Auftrag geben (zu dem die Häuser Schwabing, Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach und Thalkirchner Straße gehören). Ein Gutachten über die Situation in der Pflege bestellen (die Mitarbeiter klagen über eine zu hohe Arbeitsbelastung). Und die Ausschreibung für die neue Geschäftführung vorbereitenDie soll die Klinikum GmbH auf neue Beine stellen. Wie viele das werden, steht noch nicht fest. Monatzeder: „Das braucht Zeit.“
Wie es zu dem von der Firma Medizet zu verantwortenden Hygiene-Skandal kommen konnte, untersucht die Staatsanwaltschaft. War der Sparzwang schuld, wie Verdi behauptet? „Es ist nicht ausschließlich der Spardruck“, so Monatzeder, „es gibt auch organisatorische Fehler und persönliche Verantwortungen“.
Doch warum erfuhr der Aufsichtsrat erst Anfang Juli von diesem Skandal? Wie schlecht ist er in seinen Kliniken vernetzt? Im Rathaus beklagen einige seit Jahren die erfolglosen Aufsichtsräte städtischer Gesellschaften. Marionetten, die von den Geschäftsführern umgarnt werden. Schließlich sitzt da auch der Betriebsratsvorsitzende des Krankenhauses Neuperlach.
Willi Bock
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