Hutmacher raus - Prada rein!
MÜNCHEN Die Freunde einer gepflegten Kopfbedeckung verlieren ihre wichtigste Münchner Anlaufstelle: Das Hutfachgeschäft „Joh. Zehme“ im Zechbauer-Haus in der Perusastraße, gegründet 1834 und „ehem. königl. Hoflieferant“, macht Anfang nächsten Jahres dicht. Die frei werdenden Flächen nutzt das Luxus-Mode-Label Prada zur Vergrößerung seiner Verkaufsfläche.
Zehme raus, Prada rein – Tradition verliert gegen Profit: Business as usual in München. Michael Zechbauer, Besitzer des Zechbauer-Hauses und gleichzeitig Eigentümer von Joh. Zehme, weiß sehr wohl, dass das Aus fürs Fachgeschäft in der City auf den ersten Blick genau so wirkt bei vielen ähnlichen Fällen zuvor.
Doch Zechbauer hat es sich nicht leicht gemacht: „Mir tut die Entscheidung wahnsinnig weh“, sagt er. „Aber sie lässt sich in diesem Fall leider nicht vermeiden.“
Denn das Hutgeschäft in allerbester Lage schreibt seit Jahren rote Zahlen, „die Branche ist sehr, sehr schwierig“, so Zechbauer. Die Marke Mayser etwa, die auch zum Zechbauer-Imperium gehört, stellt heute nur noch ein Zehntel der Anfang der 60er Jahre produzierten dreieinhalb Millionen Hüte pro Jahr her. Und auch das weitere Bein des „Familien-Konzerns“, Teile für die Autoproduktion, ist extrem konjunkturabhängig.
„Der Rest muss geschützt werden“, ist Zechbauers Devise. Er greift im Fall des Hutgeschäfts an einer Stelle ein, „die finanziell besonders weh tut“, um Stabilität für die rund 700 weiteren Arbeitsplätze zu schaffen. Rund 80 Prozent davon liegen in Deutschland.
Das Aus für Zehme – eine unpopuläre Entscheidung. Aber auch „eine, die mir selbst nach den betroffenen sieben Mitarbeiterinnen am meisten weh tut – mir dreht’s da richtig den Magen um.“
Auch die treuen Stammkunden in der Perusastraße verlieren ihre Anlaufstelle – allerdings nicht komplett: Die Michael-Zechbauer-Kollektion soll nebenan im Zigarrenladen angeboten werden.
Dass wieder mal ausgerechnet ein internationales Luxus-Label wie Prada in die frei werdenden Räume einzieht, ist für Zechbauer keine geplante Aktion, sondern nur eine „logische Konsequenz“. Denn die Mode-Kette ist seit rund 15 Jahren Mieterin bei ihm – und will deutlich größer werden. Mit den zusätzlichen Mieteinnahmen will Michael Zechbauer „den ganzen Rest stützen“.
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