Hollands britischste Rocker

Moke stellen heute Abend im 59:1 ihr eben auch bei uns erschienenes Debüt „Shoreland“ vor.
Moke kommen aus Holland. Aber man hört es ihrem Sound nicht an. Und bevor man auf den Gedanken kommt, zu behaupten, Moke hätten die Rock-Musik für holländische Verhältnisse neu erfunden, hier ein schneller Überblick über das, was unsere Nachbarn zur gesamteuropäischen Pop-Kultur beigetragen haben – gefärbt natürlich durch die eigene Wahrnehmung. Zugegeben: Viel war das trotzdem nicht.
In den 60ern waren Shocking Blue die Vertreter des niederländischer Hippie-Styles, während Golden Earring für den Easy-Rider-Touch sorgten. Nett, aber muss man heute nicht mehr hören. Die 70er gehörten dem einzig wahren Holland-Rocker Herman Brood. Tragische Drogengröße mit dem Rock’n’Roll-Herz bis zu seinem Freitod 2001. Die 80er? Naja. Die 90er? dEUS? Fast, die kamen aus Belgien. Wirklich nicht vergessen darf man allerdings die Urban Dance Squad. Heute längst von der Pop-Geschichte verschüttet, war das aber tatsächlich ein großer Crossover-HipHop-Punk-Dance-Act.
Moke kommen aus Amsterdam. Und sie haben die Größe, die gähnende Leerstelle der modernen holländischen Alternative-Szene zu füllen. Es liegt für den Niederländer nahe, sich am Land jenseits des Kanals zu orientieren. Und so hat Amsterdam mit Moke nun seine erste Brit-Rock-Band von Format. 2005 gegründet, veröffentlichten sie 2007 ihr Debüt-Album „Shoreland“, das vor kurzem auch bei uns veröffentlich wurde – vertrieben von einem Major-Label, Universal.
Mit Felix Maginn hat die Band einen Sänger, der den rock-rotzigen britischen Duktus voll ausleben kann. Dabei kopiert er kein Vorbild, sondern singt mit fein ausbalancierter gelangweilter Dringlichkeit. Gerne legt er sich entspannt auf die Melodie und lässt sich vom Gitarren-Riff treiben. In Belfast geboren, muss sich Maginn da auch sprachlich gar nicht verstellen.
Und das Verhältnis zu seiner Heimat ist ein komplexes. An sein Geburtsland erinnert der Sänger in „Emigration Song“: „There’s been a lot between us...“. Irland, die verlassene Geliebte – aber manchmal ist es notwendig, einen Schnitt zu machen. Mit solchen Themen zeigen Moke, dass sie mehr sind als eine erfolgssichere Pop-Band, die international mitspielen will.
Und sie können sich auch schon über Segen von ganz oben freuen. Brit-Rock-Papa Paul Weller ließ sie schon in seinem Vorprogramm auftreten. Und erklärte sich als ausgemachter Fan. „Fucking smashing tunes“, wer kann sich schon so ein Weller-Zitat auf das Debüt-Album kleben. Im Amsterdamer Paradiso übrigens ist das „London Calling Festival“ seit 15 Jahren ausnahmslos in der Hand britischer Bands. Moke haben dieses Insel-Vorrecht als bisher einzige kontinentale Band durchbrochen. Zurecht, wie man heute im 59:1 hören kann. Christian Jooß
59:1, Sonnenstraße 27, 16. März, Beginn: 21.30 Uhr, Eintritt: 13 Euro zzgl. Gebühr