Kommentar

Hochhaus-Debatte: Das hat München nicht verdient

Die geplanten Zwillingstürme sollen mittels Bürgerbegehren gestoppt werden, der Unternehmer fordert von der Stadt ebenfalls Klarheit. Über eine provinzielle Debatte, die München nicht verdient hat. Ein Kommentar.
von  Lukas Schauer

Stimmt München bald zum wiederholten Male über Hochhäuser ab? Vermutlich ja, denn sowohl die Gegner der geplanten Zwillingstürme an der Paketposthalle in Neuhausen wie auch der Bauherr selbst wollen nun den Souverän sprechen lassen, um jeweils ihre Position mit dem Mehrheitswillen begründen zu können.

Das ist legitim. Allerdings läuft derzeit bereits ein Bürgergutachten, mangelnde Beteiligung der Münchnerinnen und Münchner kann also eigentlich nicht ins Feld geführt werden. Den Gegnern der Pläne geht es allerdings auch nicht um konkrete Sachfragen, sondern ums Große und Ganze: Sie wollen grundsätzlich keine hohe vertikale Bebauung in der Stadt.

Da muss aber die Frage erlaubt sein: Was ist die Alternative? München hat schlicht keinen Platz mehr in der Breite und Investoren, die das Wort "Nachverdichtung" auch nur aussprechen, ernten ebenfalls keine Liebeserklärungen.

Gleichzeitig steigen die Mieten in München immer schneller weiter, seit mittlerweile Jahrzehnten. 20 Euro für einen Quadratmeter gelten ja schon fast als billig. Der Aufschrei diesbezüglich kommt regelmäßig, ist mittelgroß – und wohlfeil.

Denn nun kommt ein Bauherr, der von sich aus verspricht, zusätzlich zu "normalen" Wohnungen mehr geförderten Wohnraum zu bauen, als er müsste; der sich klar zur Sobon bekennt sowie Orte für kulturelle und sportliche Nutzung im Quartier möglich machen will.

Hier wird nichts illegal aus Profitgier zerstört, hier wird nicht stumpf auf München monoton machende Luxus-Bürobauten gesetzt, hier wird Boden nicht als reines Spekulationsobjekt gesehen. Sondern ein Areal langfristig entwickelt.

Und das alles wird in Frage gestellt, weil zwei Hochhäuser auf einem 8,7 Hektar großen Grundstück gebaut werden sollen? Weil München vom Gipfel des Hausbergs nur aus der Frauenkirche bestehen darf? Das ist engstirnig, provinziell und spießbürgerlich – und einer Millionenmetropole nicht würdig.

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