Hochhaus-Brand in Großhadern

MÜNCHEN - Bei einem Großbrand in Großhadern werden sieben Menschen verletzt. Als die 71-jährige Monika Pfeifer Hilfeschreie hört, zögert sie nicht: Sie rettet ihre Nachbarin das Leben.
Geschlafen hat Monika Pfeifer Sonntagnacht nicht. Nur geputzt: Der Ruß klebte überall in ihrem Apartment in Großhadern. „Ich hatte solche Todesangst“, sagt die 71-Jährige aus der Sauerbruchstraße. „Aber ich konnte die Frau nicht liegen lassen und nur mein Leben retten.“
Ihr Leben setzte die Rentnerin aufs Spiel, als sie bei einem Großbrand ihrer Nachbarin hilft: Monika Pfeifer liegt bereits im Bett, als es gegen 22 Uhr auf dem achten Flur des Hochhauses rumpelt. „Ich dachte, das wären Betrunkene“, sagt sie. Das Rumpeln wird lauter, Pfeifer steht auf. „Da rief jemand um Hilfe.“ Als sie die Tür öffnet, trifft sie eine Wolke aus Rauch. „Ich knallte die Tür vor Schreck zu“, sagt Pfeifer. Doch die Hilferufe werden lauter. „Ich bin raus und da lag meine Nachbarin zwischen Tür und Angel. Hinter ihr hat es gebrannt, hell wie bei einem Lagerfeuer.“
Pfeifer zögert nicht: Sie packt die 64-jährige Nachbarin und zieht sie über den Gang zum Treppenhaus. „Ich konnte kaum atmen. So fühlt es sich an, wenn du erstickst, dachte ich.“ In der Wohnung hinter den Frauen brechen die Fensterscheiben. „Der Rauch war so scharf, ich konnte nichts sehen“, erinnert sich Pfeifer, „aber ich wusste, wenn ich meine Nachbarin liegen lasse, dann verbrennt sie.“
Die letzten Meter zieht Pfeifer ihre Nachbarin, die vor Atemnot nicht mehr stehen kann. Mit Mühe schaffen sie es zu einem offenen Durchgang. „Was haben Sie denn gemacht?“, fragt Pfeifer. „Eine Kerze angezündet“, antwortet die Nachbarin.
Als die Feuerwehrleute eintreffen, zeigen selbst sie sich verblüfft, mit welcher Kraft das Feuer wütete: Über sechs Stockwerke wabert der Rauch. Schaden: mindestens 70000 Euro. „Es war wie in einem Alptraum“, sagt Pfeifer.
Als sie die Treppe runterkommt, warten schon 60 Mieter vor dem brennenden Haus. Der Hausmeister hatte Alarm geschlagen. Sanitäter bergen Pfeifers Nachbarin aus dem Durchgang im achten Stock und bringen sie mit Verbrennungen an den Füßen und einer Rauchvergiftung in die Klinik. Fünf Flur-Nachbarn und Monika Pfeifer selbst werden mit Rauchvergiftungen in die nahe Uni-Klinik gebracht.
Bevor Monika Pfeifer mit den Sanitätern geht, hält ihr Vermieter sie auf. „Sie sind eine Heldin“, sagt er zu ihr. Die winkt ab. „Das war doch selbstverständlich“, sagt sie nur. Dabei hat Pfeifer ihre Nachbarin nicht mal gekannt. „Wir haben nie geredet. Aber ich konnte sie einfach nicht liegen lassen. Aber deshalb bin ich doch noch keine Heldin.“
Anne Kathrin Koophamel