HipHop-Gstanzl am Platzl

„Grantig is boarisch und boarisch is guad“ – im Hofbräuhaus besingen Hobbydichter ihre Heimat und streiten über bayerische Kultur.
Tina Angerer |
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Hardy Hartmann Hofbräuhaus
Hardy Hartmann Hofbräuhaus

München -  Roman Herzog war es, der den Spruch von „Laptop und Lederhose“ erfand, später hat ihn sich Edmund Stoiber zu Eigen gemacht. Traditionell und modern sind wir also angeblich, und zwar gleichzeitig. Das Hofbräuhaus, der Inbegriff des bayerischen Internationalismus wollte es da genauer wissen und lud zur ersten Vorrunde des „Gstanzl-Slam“ – am 5. Juli wird das Finale sein. Für die Modernen sei erklärt: Gstanzl leiten sich von dem italienischen Wort la stanza (die Strophe) ab und sind lustige Verserl, oft ein bissl böse und meist improvisiert. Den Traditionalisten sei gesagt, dass ein Slam ein Wettbewerb ist, quasi ein battle. Bekannt sind vor allem Poetry-Slams, bei denen Hobby-Dichter auf der Bühne kurz ein Werk präsentieren und das Publikum hinterher darüber abstimmt.

Am Platzl sollten sich die Formen diesmal mischen dürfen. „Schließlich waren Gstanzl sowas wie der Gangster-Rap der Berge“, versucht Moderator Franz Kotteder den Bogen zu schlagen. Es gab aber weder Gstanzl-Zwang noch Hip-Hop-Gebote. Einen Bezug zur bayerischen Kultur sollten die Darbietungen haben, wie das Hofbräuhaus ankündigte. Acht Bewerber nutzen in Runde eins ihre fünf Bühnen-Minuten. Zum Beispiel Moses Wolf, der rappend seiner Heimat Pasing mit „Pasing is guad, des geht ma ins bluad“ huldigte, Gerhard Michel, der ganz ohne Rap sang „grantig is boarisch und boarisch is guad“, der Münchner Hip-Hoper Weeh78, der „Weltstadt mit Herz. Weltstadt? Ein Scherz!“ rief und das Duo Kremplsetzer, das Dialekt und E-Gitarre kombinierte.

Doch so einfach ist Multikulti dann wohl doch nicht. Die jungen Münchner von der Band „Teufels Küche“ be-hiphopten zwar eine Fahrt auf der Münchner Stammstrecke, aber in hochdeutsch. Darüber war die „Sauglockenläutn“, eine Musikantenblosn aus der Hallertau, höchst unerfreut. Was das mit bayerischer Kultur zu tun hat, fragen sie.

Schon ist er da, der Kulturkampf. Slam ohne Gstantzl, des wär ja wie Laptop ohne Lederhosn. Schlichter Franz Kotteder wirft ein: „Man erkennt den Münchner heute nicht mehr daran, ob er Dialekt spricht“. Heimat, findet er, „gehört nicht alleine den Traditionalisten“.

Am Ende haben sich alle wieder vertragen. In Runde zwei kamen Kremplsetzer – und Hardy Hartmann. Er ist Bühnen-Anfänger, hat als einziger klassisch gstanztelt, hörbar ohne Vorbereitung. „Ich hob koan Plan von Musik, und koan Plan von hier, nur oans is mir wichtig, dass i improvisier“. Gottseidank, im boarischen Slang, dann hat ja die Heimat-Seele wieder ihren Frieden.

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