Hier hat Deutschland schon gewonnen!
München - Heute Abend haben die beiden zu tun: Fans bewirten, deutsche und italienische. Gennaro Bussone in seinem Ristorante im Schlachthof-Viertel genau wie Großgastronom Stephan Kuffler (Seehaus, Spatenhaus, Mangostin).
Wer das EM-Halbfinale (20.45 Uhr, ARD) zwischen Deutschland und Italien gewinnt? Das haben die beiden schlagfertigen Münchner Wirte schon mal unter sich ausgetragen: am Kicker-Tisch.
Schauplatz des deutsch-italienischen AZ-Duells ist das Hinterzimmer im Türkenhof in der Maxvorstadt. Und am Ende des turbulenten Spiels hat Deutschland gewonnen. Aber der Reihe nach.
Die Aufstellung. Kuffler entscheidet sich für die Offensivreihe der Vorrunde. Seine drei Stürmer benennt er per Handauflegen: „Podolski, Gomez, Müller.“ Der Rest: wie gehabt. Bussone setzt überraschend auf Antonio di Natale im Sturm: „Von dem bin ich überzeugt.“ Di Natale ist Süditaliener – wie Bussone. Capito?
Die Einstellung. Bussone ist Patriot, er trägt Italiens Landesfarben sogar auf den Schuhen: „Zum Spiel werde ich noch grüne Socken anziehen.“ Was ihn zusätzlich motiviert: „Ich muss die Griechen rächen“, sagt Bussone. Ein guter Spezl von ihm ist Grieche – und traurig, seit die deutsche Elf die Hellenen im Viertelfinale rausgekegelt hat.
Kuffler wähnt sich gehandicapt: Er hat Blasen in beiden Händen. Vom Training? „Nein, beim Kochen verbrannt.“ Optimale Vorbereitung sieht anders aus. Los geht’s. Wer zuerst sechs Tore hat, gewinnt.
Italienischer Fehlstart: Der Ball rollt. Aber nur zehn Sekunden. Dann liegt er im Tor. Bussones Kunststoff-Buffon im Kasten ist bezwungen – vom eigenen Verteidiger: Bussone hat gehörig an seinen Italo-Kickern gekurbelt. Völlig durchgedreht unterläuft einem Verteidiger das Eigentor.
Der Schlagabtausch: Kuffler greift fester zu – trotz der Blasen. Der Ball läuft auf seinen Plastik-Poldi zu, ein Dreh und Tor. Zweinull. Aber das stachelt den Gegner erst an.
Bussone („Langsam werd’ ich warm“) gelingen erste Ballstafetten. Die Kugel tanzt zwischen den Mittelfeldreihen, rollt schließlich gemächlich ins deutsche Tor. „Ahaha“, entfährt es Kuffler. Was, bitte, ist bloß mit Manuel Neuer los? Steht da und rührt sich nicht.
Kaum ist der Ball wieder im Feld, rotieren die Deutschen. Blitztor zum 3:1, aber wieder kommt Italien heran. Bussones Hände eilen von einer Stange zur nächsten. Und das Neuer-Manschgerl patzt erneut. Auf Kufflers weißem Hemd werden erste kleine Flecken sichtbar. Es ist heiß im Hinterzimmer. Und hitzig.
Die Vorentscheidung. Kuffler („Ich bin überparteilich“) probiert’s über Rechtsaußen und trifft. Schütze: das Müller-Männchen. „Jetzt geht es langsam um die Ehre“, findet Bussone – und kontert zum italienischen 3:4. Postwendend knallt ihm Kufflers Mittelstürmer („Der Gomez ist ein Guter!“) das 5:3 rein. Ein Tor fehlt noch zum Sieg.
Die Erlösung. Bussone, Italiener eben, plaudert zur Ablenkung mit dem Gegner: „Bis zu WM müssen wir noch üben, oder?“ Kuffler schweigt. „Nicht weniger als um Leben und Tod geht es hier“, fährt Bussone fort. Kuffler hebt kurz den Kopf – und kassiert prompt das Gegentor. Ehe ihm dann doch der 6:4-Siegtreffer gelingt: ein Distanzschuss vom Linksverteidiger, also ein Lahm-Tor. „Der war gut“, muss Bussone anerkennen.
Der Pokal für den Sieger ist aus Glas: eine frische Halbe. Bussone reicht Kuffler fair die Hand. „Wenigstens die Statistik spricht für Italien“, tröstet er sich. Und Kuffler? Der glaubt ans Kicker-Orakel. „Deutschland kommt weiter – zur Not im Elfmeterschießen.“ Dann könnte es wieder 6:4 ausgehen. In Warschau, nicht im Türkenhof.
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