Hier bekommen Frauen in München nach einer Vergewaltigung Hilfe 

Jede siebte Frau in Deutschland wird im Laufe ihres Lebens vergewaltigt. Die Hälfte davon erzählt niemanden davon - weder einer Freundin noch der Polizei. Das Bittere: Diejenigen, die in Münchner Kliniken nach Hilfe suchten, wurden oftmals weggeschickt. Das hat sich geändert. 
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Rechtsanwältin Barbara Kaniuka, Ingrid Reif und Maike Bublitz vom Frauennotruf und Christian Lechner vom Klinikum Harlaching (von links nach rechts) präsentieren das Plakat, das Frauen informiert, wo sie nach einer Vergewaltigung Hilfe bekommen.
Rechtsanwältin Barbara Kaniuka, Ingrid Reif und Maike Bublitz vom Frauennotruf und Christian Lechner vom Klinikum Harlaching (von links nach rechts) präsentieren das Plakat, das Frauen informiert, wo sie nach einer Vergewaltigung Hilfe bekommen. © Christina Hertel

"Stellen Sie sich vor, Sie kommen mit einer Verletzung ins Krankenhaus. Und da sagt man Ihnen: Sorry, wir können Ihnen nicht helfen. Genau das ist Frauen in München nach einer Vergewaltigung oft passiert", sagt Ingrid Reich. Sie arbeitet für den Frauennotruf, wo Frauen nach sexualisierter Gewalt Beratung bekommen. Seit zwei Jahren komme so eine Situation in München sehr viel seltener vor.

An sieben Münchner Kliniken sind inzwischen Ärzte und Pfleger geschult, um Frauen besser helfen zu können. Die München Klinik Harlaching, das Klinikum Dritter Orden, die Frauenklinik im Schwabinger Krankenhaus, die Frauenklinik der LMU an der Ziemssenstraße, die Frauenklinik am Campus Großhadern, das Klinikum rechts der Isar und die Klinik Neuperlach wissen jetzt, wie sie eine Frau, die vergewaltigt wurde, richtig behandeln.

Und sie wissen auch, wie sie die Spuren sichern, so dass sie in einem Prozess als Beweismittel dienen können. Wenn sich die Frauen dafür entscheiden, die Spuren sichern zu lassen, haben sie zwei Jahre Zeit, den Täter anzuzeigen.

Nach einer Vergewaltigung bekommen Frauen an sieben Münchner Kliniken bessere Hilfe.
Nach einer Vergewaltigung bekommen Frauen an sieben Münchner Kliniken bessere Hilfe. © Frauennotruf München

"Wie der erste Kontakt mit dem Hilfesystem ist, hat großen Einfluss auf die psychische Stabilisierung - und letztlich auf den Verlauf des Lebens", sagt Annemarie Aiyeju. Sie ist Traumafachberaterin beim Frauennotruf. "Natürlich gibt es immer Luft nach oben." Doch zumindest an diesen sieben Kliniken habe sich die Versorgung von Frauen nach einer Vergewaltigung enorm verbessert.

Das ist eine gute Nachricht für Tausende Frauen. Maike Bublitz, die Geschäftsführerin des Frauennotrufs, weiß: Jede siebte Frau in Deutschland wurde im Laufe ihres Lebens vergewaltigt. Aber jede zweite erzählt weder der Polizei noch einer Freundin davon. Für die, die sich Hilfe suchen, sei es deshalb umso wichtiger, dass sie diese auch bekommen.

2024 haben sich 107 Frauen an einer der sieben Kliniken entschieden, dass sie eine Spurensicherung vornehmen lassen. Etwa weitere 40 Frauen haben sich zwar medizinisch versorgen lassen, aber sich gegen eine Sicherung der Spuren entschieden, weiß Bublitz. Hinzu kommen all jene, die sich gleich an Polizei oder Rechtsmedizin wenden. Und jene, die niemanden von der Tat erzählen.

Von den 107 Frauen, die Spuren haben sichern lassen, haben sich zwölf für eine Anzeige entschieden - also nur knapp jede zehnte. "Die Frauen haben große Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird", sagt Rechtsanwältin Barbara Kaniuka. Denn oftmals sei der Täter eben nicht der Fremde, der im Park über eine Frau herfällt. Sondern der eigene Partner oder ein Bekannter.

Zwar sei es gut, dass jetzt die Spuren in den Klinken gesichert werden, sagt die Anwältin. "Doch welchen Unterschied es macht, müssen wir sehen." Sie weiß, dass Verfahren aus einem Mangel an Beweisen oft eingestellt werden. Und wenn es zu einem Verfahren kommt, sei es oft schwer, die Tat nachzuweisen. "Für manche Frauen kann es trotzdem heilsam sein, weil sie dann das Gefühl haben, die Kontrolle zurückzubekommen."

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  • Haan vor 3 Stunden / Bewertung:

    Wie wers mit prävention? Aber man holt die Kandidaten mit dem Flieger von zuhause, wo eine Frau nichts zu sagen hat, ab.

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  • doket vor 2 Stunden / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Haan

    Als wenn in deutschen Familien nicht vergewaltigt wird. Im Gegenteil, das ist Alltag. Unser Bundeskanzler Herr Merz hat sogar noch 1997 dagegen gestimmt, dass Vergewaltigung in der Ehe überhaupt strafbar ist.

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