Heute streiken die Kitas - und die Parkwächter!
Groß-Demo der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst: Sie fordern höhere Gehälter, mehr Urlaub – und drohen mit weiteren Warnstreiks, auch in München. Wo heute gestreikt wird.
München - Je näher man dem Max-Joseph-Platz gestern Mittag kam, desto lauter waren sie zu hören: Die Trillerpfeifen und Ratschen der rund 800 Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes. Mit Plakaten, Fahnen und bunten Warnwesten waren diese zuvor in einem Demonstrationszug lautstark vom Isartor zum Platz vor dem Bayerischen Nationaltheater gezogen.
Ein Vorgeschmack auf weitere Streiks, die noch kommen sollen, wenn Bund und Kommunen ihren Beschäftigten auch in der zweiten Tarifrunde am 20.März in Potsdam kein Angebot machen.
„Wir erwarten ein faires Tarifangebot“, ruft Siegfried Damm, Bundesvorsitzender der Fachgewerkschaft der Straßen- und Verkehrsbeschäftigten VDStra, den Demonstranten von der Bühne aus zu. „Alles andere würden Straßenwärter und Bundespolizisten, Erzieherinnen und Krankenschwestern, Busfahrer und Verwaltungsmitarbeiter als Missachtung ihrer Arbeit verstehen.“ Er erntet ein zustimmendes Jubeln der Menge.
Konkret fordern die Gewerkschaften 100 Euro mehr Lohn, zusätzlich eine Gehaltserhöhung von 3,5 Prozent und 30 Urlaubstage. Verdi fordert zudem eine Übernahme von Azubis in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis und für alle Beschäftigten in Krankenhäusern einen Nachtzuschlag. Der dbb fordert auch eine Erhöhung der Azubi-Entgelte um 100 Euro sowie eine Nahverkehrszulage von 70 Euro. Ein immer-weiter-Sparen im öffentlichen Dienst gefährde dessen Funktionsfähigkeit, mahnte Damm. Das schade letztlich auch den Bürgern.
An der Demonstration auf dem Max-Joseph-Platz beteiligten sich die Gewerkschaften Verdi, dbb Beamtenbund und Tarifunion, die Fachgewerkschaft der Straßen- und Verkehrsbeschäftigten VDStra sowie der Verband der Arbeitnehmer der Bundeswehr VAB.
Sie alle sind bereit, auch heute, einen Tag vor Beginn der zweiten Tarifrunde, die Arbeit niederzulegen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen – auch in München.
Wo heute in München gestreikt wird: Besonders hart trifft es Eltern kleiner Kinder:
- Viele städtische Kitas, Krippen, Tagesheime und Horte bleiben geschlossen. Wie viele der rund 650 Einrichtungen tatsächlich teilnehmen, kann der Verdi-Verantwortliche Jupp Stier nur schätzen: „Es werden mindestens 1000 die Arbeit niederlegen – im Stillen rechne ich mit 2000.“ Denn: „Wir haben alle Einrichtungen dazu aufgefordert, sich am Streik zu beteiligen.“
Auch beim Bildungsreferat der Stadt ist nicht bekannt, welche Einrichtungen streiken werden. Auf der Homepage der Stadt wird Eltern deshalb geraten, sich über die Medien zu informieren und gegenseitig aktuelle Meldungen auszutauschen. Die meisten städtischen Betreuungseinrichtungen hätten die Eltern vorab über Streik-Pläne informiert.
Außerdem von den Warnstreiks betroffen sind in München:
- die Stadtwerke – aufgerufen sind auch hier alle Beschäftigten. Die Grundversorgung bleibt laut Verdi jedoch gesichert und in Notfällen, beim Rohrbruch etwa, stehe ein Bereitschaftsdienst zur Verfügung. Der Streik betrifft auch die Schwimmbäder: Die bleiben unter Umständen heute zu oder haben verkürzte Öffnungszeiten. Nicht betroffen sind Tram, Bus und U-Bahn – bei der MVG gelten andere Tarifverträge.
- die Stadtentwässerung
- das Isar-Amper-Klinikum München-Ost, das ehemalige Bezirkskrankenhaus Haar. Der zuständige Verdi-Sprecher Heribert Weyrich rechnet hier mit einer Beteiligung von rund 150 Beschäftigten. „Die Versorgung der Patienten wird nicht ideal sein, aber ein Notdienst ist vor Ort, so dass kein Patient wegen des Streiks Schäden davontragen wird.“
- das Baureferat
- die kommunale Verkehrsüberwachung – was nicht heißt, dass heute alle Autofahrer vogelwild parken dürfen. Laut der zuständigen Verdi-Sprecherin Merle Pisarz werden von den rund 500 Beschäftigten nur 20 bis 30 Parküberwacher streiken: „Die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, ist damit zwar geringer, aber immer noch hoch.“
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