Heurigen-Party

Aufstrich im Fraunhofer Theater – zwischen Wiener Schrammeln und Puszta-Gefühl
von  Abendzeitung
Mehr als ein Brotbelag: Aufstrich.
Mehr als ein Brotbelag: Aufstrich. © Julia Wessely

Aufstrich im Fraunhofer Theater – zwischen Wiener Schrammeln und Puszta-Gefühl

Ein Streichquartett – wie brav. Zwei Geigen, Bratsche und Kontrabass wollen sich aber gar nicht an die Erwartungen halten, die man gemeinhin an ein solches Ensemble stellt und schaffen sich ihren eigenen Spielraum jenseits der Klassik. Und sie haben sich schon mal, ganz ungehorsam, einen Saxophonisten an Bord geholt.

Gefunden haben sich die Musiker von Aufstrich an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst. Dort studieren sie auch noch. Abseits des Akademischen suchen sich Julia, Elisabeth, Irene, Laura und Horst aber einen ästhetischen Ausgleich. Und den findet man in Wien natürlich beim Heurigen. Und eben dort verstecken sich nicht nur ein Großteil der musikalischen Inspirationen sondern auch die passenden Emotionen für ihre Musik.

Denn der Wein, der die Wiener so gemütlich zusammenrücken lässt, der macht zuerst recht fröhlich, um sie dann zum Fröhlich-Melancholischen hinübergleiten zu lassen. Aufstrich überraschen durch ihren forcierten Umgang mit den Wien-Bildern, die mancher Jugendliche gerne überspielen würde.

Aber Aufstrich sind natürlich nicht die Klischee-Ausstellungstücke der Heurigen-Seligkeit, sondern nutzen die kulturell-geographische Lage Wiens auch zu Ausflügen auf den Balkan. Puszta-Party mit schluchzenden Fideln und torkelndem Bass. Und das Saxophon schaltet sich bei den Melodielinien ein und sprengt den Folklore-Rahmen.

Christian Jooß

Theater im Fraunhofer, Fraunhoferstr. 9, Beginn: Dienstag, 20.30 Uhr, Eintritt: 19, ermäßigt 16 Euro, Tel. 267850, www.fraunhofertheater.de

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