Herz-OP per Bildschirm
Neue Methoden aus München für die Reparatur und den Einsatz von Herklappen. Beim Symposium mit internationalen Spezialisten wird die minimal-invasive Chirurgie im Deutschen Herzzentrum auch bei Live-Operationen demonstriert.
MÜNCHEN Mitten ins Herz – ohne großen Eingriff. Wie das geht, zeigen die Experten des Deutschen Herzzentrums bei einem internationalen Symposium, das heute endet. Dabei liegt die Konzentration auf der chirurgischen Therapie von Herzklappenfehlern.
„Ich hatte ständig blaue Lippen und Hände“, berichtet Silke Schlagenhauff. Außerdem war die 33-jährige Angestellte einer Event-Agentur ganz schnell aus der Puste. „Ein Tennis-Match konnte ich plötzlich nicht mehr durchhalten.“ Dass sie einen Herzfehler haben könnte, darauf wäre die junge Frau aus Baden-Württemberg nicht gekommen. „Ich habe es auf meinen niedrigen Blutdruck und mangelnde Kondition geschoben.“ Bis es nicht mehr ging.
„Angeborene Herzfehler zeigen sich oft erst nach dem 20.oder 25. Lebensjahr“, so Professor Rüdiger Lange, Leiter der Herz- und Gefäßchirurgie im Münchner Herzzentrum. Bei Silke Schlagenhauff war die Herzklappe undicht. „Ich wollte für die Operation aber nicht komplett aufgeschnitten werden.“ So kam sie zum Deutschen Herzzentrum (www.dhm.mhn.de), das diese Eingriffe je nach Krankheitsbild auch minimal-invasiv anbietet. Die 33-Jährige wurde über einen kleinen Schnitt von rund fünf Zentimetern unter der Brust die Herzklappe repariert. „Eine sehr anstrengende Operation für den Chirurgen“, weiß Herzprofessor Lange, „weil er millimetergenau arbeiten muss und kaum etwas sieht.“
Der Hybrid-OP - die perfekte Kontrolle
Das ist jetzt anders dank Hybrid-OP, den es seit einem Jahr am Herzzentrum gibt: der einzige in Bayern. Bundesweit stehen fünf solcher Säle zur Verfügung, „meines Wissens in den USA kein einziger“, so Lange. Das Besondere an dem Raum, der einen siebenstelligen Betrag gekostet hat: Auf Monitoren können alle vorhandenen Bilder vom Patientenherz angezeigt werden, die minimal-invasive OP jederzeit durch Computertomographie und Aufnahmen kontrolliert werden. Dafür ist der OP-Tisch durchlässig für Röntgenstrahlen.
Profitiert von der Technik im Herzzentrum hat auch Musikproduzent Robert Jung. Da der 70-Jährige bereits vier Bypässe hatte, konnte ihm nur über Katheter eine neue Aortenklappe eingesetzt werden. „Jeder andere Eingriff wäre zu gefährlich gewesen“, erklärt Klinikleiter Lange. „Und noch vor wenigen Jahren hätte dem Patienten gar nicht geholfen werden können.“
Dabei hatte der langjährige Produzent von Nicole („Ein bisschen Frieden“) schon extreme Atembeschwerden, gerade beim Golfen. Nach dem Einsatz der Aortenklappe, die sich an Ort und Stelle selbst öffnet, ging es Jung schnell besser. Wie Silke Schlagenhauff: „Ich war nach dem Eingriff sofort wieder auf den Beinen.“ Barbara Brießmann
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