Herz-Lungen-Transplantation rettete ihm das Leben

Vor 25 Jahren führte der Münchner Arzt Bruno Reichart die erste Herz-Lungen- Transplantation durch. Bis heute fanden in der Klinik 74 solche Umpflanzungen statt. Eine davon hat Markus Miller das Leben gerettet.
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Vor sechs Jahren kollabierte die Lunge von Markus Miller. Heute ist er wieder fast top fit und hat mit seiner Frau Kerstin eine Tochter.
Petra Schramek Vor sechs Jahren kollabierte die Lunge von Markus Miller. Heute ist er wieder fast top fit und hat mit seiner Frau Kerstin eine Tochter.

MÜNCHEN - Vor 25 Jahren führte der Münchner Arzt Bruno Reichart die erste Herz-Lungen- Transplantation durch. Bis heute fanden in der Klinik 74 solche Umpflanzungen statt. Eine davon hat Markus Miller das Leben gerettet.

Sie übten an Leichen. Wieder und wieder, monatelang. Im Jahre 1982 stehen die Münchner Herzchirurgen Bruno Reichart und Peter Überfuhr in einem Sezierraum der kalifornischen Universität in Stanford. Neben ihnen ein Pathologe. Vor ihnen, auf dem Edelstahltisch, ein Toter. Mit Säge und Skalpell schneiden sie den Brustkorb auf und heben Herz und Lungen heraus.

Trockenübungen für eine medizinische Sensation

Am 13. Februar 1983, vor 25 Jahren, transplantierten Reichart und Überfuhr in der herzchirurgischen Klinik der LMU Herz und Lungen in die Brust eines 27-Jährigen – zum ersten Mal in Deutschland. Weltweit hatte es das nur elf Mal gegeben. Bis heute fanden in der Klinik 74 solche Umpflanzungen statt. Zur Feier gibt’s ein Symposium mit internationalen Experten.

Reicharts damaliger Assistent Peter Überfuhr erinnert sich an diesen Sonntagabend. Um 20 Uhr ging es los, bis zu 20 Mitarbeiter waren acht Stunden lang beschäftigt. Überfuhr sollte die Organe aus dem 20-jährigen Spender entnehmen – ein Anblick, den er nie vergessen hat: „Ich sah in seinen leeren Brustkorb. Die Lunge war schwarz und fettig.“ Der junge Arzt trug die Organe durch den OP-Raum schnell zum Patienten hinüber. Bruno Reichart pflanzte sie ein.

Kritiker nannten sie skrupellos

Die OP ging gut – der Patient starb trotzdem zehn Tage später an Lungenversagen. „Er war einfach zu krank“, sagt Bruno Reichart heute. Im Mai 1984 versuchten es die beiden noch einmal – der Patient lebte vier Jahre mit den fremden Organen, 1988 starb er an einer Infektion. „Damals nannten uns Kritiker skrupellos“, sagt Reichart, „sie sagten, was wir tun, sei ethisch nicht vertretbar.“

Der weltbekannte Herzchirurg und heutige Direktor der Herzklinik ließ sich nicht entmutigen. „Es war nicht leicht“, sagt Bruno Reichart auch über den technischen Part seiner ersten OP. Die Ärzte brauchten damals allein zwei Stunden, um die Blutungen zu stillen., „Zum Teil ist so eine Transplantation eine große Klempnerarbeit“, sagt Reichart.

Lunge kollabierte

Mittlerweile haben die Ärzte den Dreh raus – so retteten sie auch Markus Millers Leben. Im Januar 2002 war der Uhrmacher und Goldschmied glücklich und topfit: Er war ein erfolgreicher Sportschwimmer und lernte seine heutige Frau Kerstin kennen. Dann kollabierte seine Lunge – im August wurde er operiert. „Ich habe nur gekeucht“, sagt der 32-Jährige.

Sechs Jahre später, hält Markus Miller seine Tochter Xenia (6 Monate) auf dem Arm. Ihm geht es wieder so gut wie damals – fast. „Mir geht nur früher die Luft aus“, sagt Miller. „Die Spenderlunge ist nicht so gut trainiert.“ Solange sie funktioniert, macht ihm das nur wenig aus.

Thomas Gautie

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