Herz-Lungen-Maschinen: Der vergessene Pionier

MÜNCHEN Er war ein genialer Erfinder. Er baute die ersten deutschen Herz-Lungen-Maschinen und rettete damit unzähligen Menschen das Leben. Dennoch ist der Münchner Egon Weishaar heute fast vergessen. Er starb 1994 verarmt und obdachlos.
Eigentlich war Egon Weishaar ein gelernter Goldschmied, daneben aber auch ein begeisterter Tüftler. Für befreundete Münchner Ärzte verbesserte er regelmäßig Medizinische Geräte. Als er die in den 60er-Jahren gängigen amerikanischen Herz-Lungen-Maschinen zu Gesicht bekam, war er sofort überzeugt: „Das kann ich besser.“
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Weishaar machte sich ans Werk, und tatsächlich gelangen ihm gleich mehrere technische Revolutionen. Er baute die Maschinen kompakter, reduzierte ihr Gewicht um rund eine halbe Tonne und sorgte dafür, dass sie zuverlässig arbeiten. Bald darauf wollten Krankenhäuser in ganz Deutschland eine „Weishaar“.
Es hätte der Grundstein für ein Weltunternehmen sein können. Doch Weishaar war eigen. Seine Firma blieb im Grunde ein Ein-Mann-Betrieb. War er nicht da, stockte die Produktion – was häufiger vorkam. „Wenn jemand seine Hilfe brauchte, und sei es nur, dass die Fernseh-Antenne nicht funktionierte, fuhr Egon hin“, erzählt Nikolaus Mendler, ein enger Freund Weishaars, der AZ. „Seine Werkstatt stand dann aber still.“
Weishaar lieferte nicht pünktlich, vernachlässigte die Buchhaltung, zahlte zu wenig Steuern. „Er war eben ein Tüftler, aber kein Geschäftsmann“, sagt Mendler.
Trotz der genialen Erfindungen Weishaars ging die Firma pleite. Und der Erfinder wurde obdachlos. Freunde sorgten dafür, dass er in der Hilfswerkstatt des Münchner Herzzentrums übernachten konnte. Er starb mit 59 Jahren an Blutkrebs.
Heute ist sein Name nur noch Spezialisten bekannt. Doch in seiner Arbeit lebt Weishaar fort. Seine Herz-Lungen-Maschinen sind auch heute noch die Grundlage für die modernen Maschinen, die in den Kliniken stehen. Für die Maschinen, die Leben retten.