Herrmann warnt vor drohender Wohnungsnot in München

MÜNCHEN - Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnt vor drohender Wohnungsnot in der Region München in den nächsten Jahren. Grund ist der starke Rückgang des Wohnungsbaus in Bayern, der sich in der Landeshauptstadt und ihren Vororten besonders stark auswirkt.
2008 wurden im Freistaat nur 36 000 Wohnungen gebaut – der niedrigste Stand seit 1951, wie Herrmann am Donnerstag in München berichtete. Für 2009 liegen die Zahlen noch nicht vollständig vor, doch gab es nach derzeitigem Stand keine Erholung. Allein in der Region München werden nach Schätzungen in den kommenden zwei Jahrzehnten mehr als eine Viertelmillion neuer Wohnungen gebraucht.
Zwar wird die Einwohnerzahl Bayerns langfristig voraussichtlich sogar zurückgehen, doch werden trotzdem neue Wohnungen gebraucht - weil es immer mehr kleine Single-Haushalte gibt. „Die derzeitige Bautätigkeit bleibt weit hinter dem Bedarf zurück“, sagte Herrmann. „Wir müssen in den nächsten fünf bis zehn Jahren im Großraum München mit echtem Wohnungsmangel und steigenden Mieten rechnen.“
Die Landesbodenkreditanstalt (Bayern LaBo) schätzt, dass in ganz Bayern bis 2027 gut 883 000 neue Wohnungen gebraucht werden. Mit 252 000 benötigten Neubauwohnungen entfallen knapp 30 Prozent des geschätzten Bedarfs auf München, gefolgt von Mittelfranken mit einem Bedarf von 91 000 neuen Wohnungen. Auch in Augsburg (58 200), dem Südosten Oberbayerns (57 700), Regensburg (47 600) und Landshut (41 600) müsste nach Einschätzung der LaBo wesentlich mehr gebaut werden. „Ich kann nur appellieren, das Problem ernster zu nehmen“, sagte Herrmann.
Der Innenminister will angesichts der schlechten Kassenlage die staatliche Wohnraumförderung mit Zähnen und Klauen gegen Sparwünsche verteidigen. 2010 hat das Innenministerium insgesamt 215 Millionen Euro dafür zur Verfügung. „Da darf nichts gekürzt und nichts abgeschnitten werden“, sagte Herrmann. Mit der Wohnraumförderung werden unter anderem günstige Kredite für den Wohnungskauf oder die Modernisierung alter Wohnungen gefördert. Davon profitieren nach Angaben Herrmanns vor allem Familien. Es gibt aber eine Einkommensobergrenze für die Förderung, die sich bei einer vierköpfigen Familie auf etwa 60 000 Euro brutto im Jahr beläuft.
dpa