Heiz-Desaster in Krailling – CSU gibt Bürgermeister die Schuld

In Krailling müssen 260 Schüler wegen einer maroden Heizung und Kälte vorübergehend ins Homeschooling. Die Gemeinde kämpft mit finanziellen Engpässen. Die CSU-Fraktion im Ort findet, dass Bürgermeister Haux für die Versäumisse verantwortlich ist.
Hüseyin Ince
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Eigentlich ganz idyllisch gelegen, die Grundschule Krailling, ist aber etwas in die Jahre gekommen. Seit Montag sind die Schüler im Online-Distanzunterricht, weil die Heizung marode, das Wetter zu kalt und das mobile Behelfs-Heizsystem noch nicht in Betrieb ist.
Eigentlich ganz idyllisch gelegen, die Grundschule Krailling, ist aber etwas in die Jahre gekommen. Seit Montag sind die Schüler im Online-Distanzunterricht, weil die Heizung marode, das Wetter zu kalt und das mobile Behelfs-Heizsystem noch nicht in Betrieb ist. © privat

Ist denn wieder Pandemie? Das werden sich viele denken, wenn sie von Homeschooling hören. Auch wenn die Kraillinger Grundschul-Rektorin Alexandra Helfrich am Telefon stark verschnupft klingt, beteuert sie, dass es nichts mit der Schulsituation zu hat.

Denn seit Montag ist die Luft so kalt geworden in dem etwa 60 Jahre alten Gebäude, dass Helfrich den Schulbetrieb ausgelagert hat: Homeschooling für 260 Schüler und etwa 30 Lehrer, vorerst bis Mittwoch (8. Oktober).

Gemeindebau und Grundschule werden über die gleiche Heizung gewärmt

Denn die Heizung der Schule ist marode. „Die wurde so oft geschweißt, dass es kaum noch was zu schweißen gibt“, sagt ganz offen der Kraillinger Bauamtsleiter Sebastian Beel.

Eine Behelfsheizung hat die Gemeinde längst bestellt. Und auch Mitarbeiter im Verwaltungsgebäude der Gemeinde haben großes Interesse, dass bald die Räume der Grundschule wieder aufgewärmt werden können. Denn: „Auch die Gemeinde nahe der Grundschule wird über die gleiche Anlage beheizt“, sagt Beel.

Ab Donnerstag soll die Übergangsheizung in Betrieb sein

In der Grundschule sind am Dienstag die Temperaturen bis auf zehn Grad gefallen, so berichtet es Rektorin Helfrich. Einige Lehrer-Kollegen sowie Schüler seien zudem gesundheitlich angeschlagen, heißt es in dem Elternschreiben von Anfang der Woche. Das Motto scheint zu sein: Lieber keine weiteren Erkältungen riskieren.

„Es braucht alles seine Zeit. Die Anlage wird voraussichtlich Donnerstag in Betrieb gehen“, sagt Beel. 40.000 Euro koste die Übergangslösung.

Auch das Dach der Sporthalle ist sanierungsbedürftig

Auch wenn die Grundmasse der Schule völlig in Ordnung sei: „Leider ist auch das Dach der Sporthalle ein Sanierungsfall“, sagt Beel. Es roste und sei undicht. Schon im Übergang von 2024 zu 2025 war die Heizanlage defekt und wurde geflickt. 2023 gab es auch Probleme. Damals lehnte offenbar der Bauausschuss eine neue Anlage ab. Seit dem Spätsommer 2025 ist sie nun völlig außer Betrieb.

Seit sechs Jahren kursieren im Gemeinderat Neubaupläne für die Grundschule. Als es Krailling gut ging, gegen 2016, sei der eigentlich beschlossen worden. Kostenpunkt: 25 bis 30 Millionen Euro. Aber danach verschlechterte sich die finanzielle Situation offenbar derart, dass die Pläne schnell wieder aufgegeben wurden.

"Im reichen Krailling ist die Gemeinde arm"

„Im Grunde ist Krailling pleite“, sagt Beel. Jedes Jahr übersteigen die Ausgaben die Einnahmen. Andreas Zeitlberger, Vertreter des Elternbeirates sowie Gemeinderat von der Freien Bürgergemeinschaft Krailling, formuliert die absurde Situation so: „Im reichen Krailling ist die Gemeinde arm.“

Man schaffe es finanziell nicht, einen Grundbedarf wie die Grundschule vernünftig in Betrieb zu halten. Zeitlberger warnt: Auch andere wichtige Infrastrukturpläne seien schon viel zu lange in der Warteschleife. Er findet, man habe in Krailling viel zu lange am „Luftschloss“ eines Neubaus festgehalten.

Wenn die neue Heizung funktioniert, ist der Winter schon wieder vorbei

Immerhin: Eine komplett neue Heizanlage für die bestehende Grundschule ist bereits bestellt, ein sogenannter Doppel-Pellet-Verbrenner. Doch bis die eingebaut sein wird, werde es Februar sein, sagt Beel, Betrieb ab März. Da ist der Winter im Grunde vorbei.
Ob man nicht einfach Kredit aufnehmen könne für einen Schulneubau? Beel winkt ab.

„Wenn Sie als Gemeinde jährlich Verluste schreiben, bekommen Sie keinen Kredit“, sagt er. Das scheitere im Zweifel schon am zuständigen Landratsamt.

"Die kommunale Finanzierung funktioniert nicht mehr"

Einen oder wenige Schuldige an der Misere scheint es laut Beel und Zeitlberger nicht zu geben. „Es handelt sich auch um die Verkettung unglücklicher Umstände“, sagt Zeitlberger. Als Vertreter des Elternbeirats müsse er aber sagen, dass das Schulgebäude etwas stiefmütterlich behandelt worden sei, weil viele mit einem Neubau rechneten. „Die kommunale Finanzierung funktioniert in viele Orten nicht mehr“, betont Zeitlberger.

So sieht es auch Beel. Hinzu komme, dass alles so lange dauere. „Die neue Heizanlage ist eigentlich fertig“, sagt Zeitlberger. Und beide Männer zeigen Richtung Berlin.

Sie hoffen, dass bei den anstehenden Milliardeninvestitionen auch Geld für einen kommunalen Grundbedarf wie eine Grundschule ankomme. Denn eines sei klar: „Für die Elternschaft ist das alles eine Katastrophe“, so Zeitlberger.

CSU schießt gegen Bürgermeister Haux

Am Mittwochabend fühlte sich dann die CSU-Fraktion im Gemeinderat gezwungen zu reagieren. Sie veröffentlichten eine Stellungnahme, unterschrieben vom Fraktionsvorsitzenden Fran Wechner, wonach sie den Bürgermeister von Krailling für die Notlage verantwortlich machen, nämlich FDP-Mann Rudolph Haux. Obwohl er trotz nahendem Winter früh genug bescheid gewusst und die Befugnis gehabt habe, etwas zu bewegen, hätte er viel zu spät reagiert.

Zudem habe Haux Gemeinderatsbeschlüsse ignoriert, wonach eigentlich geplant gewesen sei, Bestandsgebäude der Gemeinde zu verkaufen, um mit deren Erlös gezielt die Grundschule sowie die Feuerwehr zu sanieren. Denn Haux befürworte strikt einen Neubau, anstatt das bestehende Gebäude wieder zu ertüchtigen.

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  • Wickie712 vor 2 Stunden / Bewertung:

    Ja wo ist denn das ganze Geld, was die 17 Mio. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen für den Sozialstaat erwirtschaften?
    Schulsystem ist laut Grundgesetz Ländersache.

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  • AufmerksamerBürger vor 3 Stunden / Bewertung:

    Offensichtlich werden die Einnahmen verschleudert und nicht für die tatsächlich erforderlichen Maßnahmen verwendet.

    Bei der Kommunalwahl im März '26 sollte die Quittung für die Mißwirtschaft erfolgen.

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