Hebamme: So lief die Festnahme

Ohne Emotionen soll die wegen Mordversuches angeklagte Hebamme aus Großhadern auf ihre Festnahme reagiert haben. Ihre Mutter nimmt sie in Schutz.
München - Ruhig sei sie gewesen, und keiner, der sie kenne, traue ihr so etwas zu. Das schreibt die Mutter von Regina K. (34) an ihre Tochter, die sich derzeit vor Gericht verantworten muss. „So etwas“, das ist im Falle der Hebamme versuchter Mord in sieben Fällen.
Im Klinikum Großhadern und zuvor in einem Krankenhaus im hessischen Bad Soden soll sie Patientinnen vor Kaiserschnitt-Operationen Blutverdünner gegeben haben. Die Frauen überlebten nur dank Notoperationen. Zwei von ihnen musste die Gebärmutter entfernt werden.
Die Ankläger glauben, dass es der Frau bei den Taten um eine „Aufwertung ihres Selbstwertgefühls“ und „insgeheime Demonstration einer Überlegenheit“ gegangen sei.
Doch die Anwälte der Frau halten die Indizien für schwach. Für die umfängliche Beweisaufnahme hat sich das Münchner Schwurgericht jedenfalls viel Zeit genommen. Bis Ende September werden Opfer, Zeugen, Ermittler und Gutachter gehört – und Briefe verlesen.
Eltern stehen weiter hinter ihrer Tochter
So wie das Schreiben der Mutter an den Untersuchungshäftling Regina K., das der Vorsitzende Richter Michael Höhne am Mittwoch verliest. Darin wird deutlich, dass die Eltern offenbar weiter hinter ihr stehen. Keinen Moment hätten sie daran gezweifelt, dass ihre Tochter unschuldig ist. Mutter und Kind seien ihr doch so wichtig gewesen. Vielmehr sei sie wohl gemobbt worden, vermuten die Eltern der Angeklagten. Die Kollegein sei auf das große Wissen ihrer Tochter neidisch gewesen.
Das passt zu den Aussagen, die die Angeklagte gegenüber einer Gutachterin gemacht hat. Hebamme sei ihr Wunschberuf gewesen, habe sie gesagt. Sie sei positiv, wissbegierig und eine „Kämpfernatur“.
Die Tochter einer Arzthelferin und eines Lehrers sei als Frühchen mit leichter Behinderung zur Welt gekommen. Ihre erste Beziehung zu einem Mann kam erst im Alter von 21 Jahren zustande und hielt nur wenige Monate. Er wurde ihr untreu und sie ging danach keine weitere Partnerschaft mehr ein. Und doch wünsche sie sich selbst ein bis zwei Kinder, erklärte sie der Psychiaterin.
Stampfende Tritte gegen den Kopf - ein Mordversuch?
Eine Ermittlerin berichtet in der Fortsetzung des Prozesses am Mittwoch, dass man auf dem Computer der Hebamme eine große Menge an Pornodateien gefunden habe, die allerdings auch beim Surfen angefallen sein können.
Ein zweiter Polizist berichtet von der Festnahme. Regina K. wurde am 18. Juli 2014 um 6.45 Uhr im Klinikum Großhadern abgeführt. „Sie blieb völlig regungslos“, erinnert sich der Beamte. Von „haltlosen Vorwürfen“ habe sie noch gesprochen und dass sie nie Medikamente ohne ärztliche Anweisung verabreicht habe. Dann habe sie nach einem Anwalt verlangt und geschwiegen.