Hau-ruck in den Himmel: Hier sind Münchens schönste Maifeste

Gleich sechs Maibäume werden am 1. Mai in München neu aufgestellt. Zwei sogar mit Schwaiberln und Muskelkraft, also ohne Feuerwehrkran. Ein herrliches Spektakel – wenn kein frecher Diebstahl dazwischen kommt. Wo überall in der Stadt in den Mai gefeiert wird.
Irene Kleber |
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Mit Schwaiberln, also Doppelstangen, händisch den Maibaum aufstellen, ist eine Kunst. Hier tun das die starken Männer vom Pasinger Kultur- und Heimatverein D' Pasinger. Das Kommando hat der Maibaum-Meister.
Mit Schwaiberln, also Doppelstangen, händisch den Maibaum aufstellen, ist eine Kunst. Hier tun das die starken Männer vom Pasinger Kultur- und Heimatverein D' Pasinger. Das Kommando hat der Maibaum-Meister. © Kerstin Recker/ Kulturverein D' Pasinger

München - Zu den liebenswerten Seiten Münchens gehört im Frühling ein schönes Schauspiel. Wenn der 1. Mai naht, wird die Stadt zum Dorf. Wochenlang sind zuvor Spähtrupps unterwegs zum berühmten Maibaum-Klau, während Burschen und Dirndl sich bei der Maibaumwache die Nächte um die Ohren schlagen.

Der neue Maibaum für Pasing noch ganz nackert, als er aus dem Wald geholt wird. Inzwischen ist er natürlich bemalt.
Der neue Maibaum für Pasing noch ganz nackert, als er aus dem Wald geholt wird. Inzwischen ist er natürlich bemalt. © Kulturverein D' Pasinger

Das Bier schäumt, der Steckerlfisch duftet, der Pfarrer segnet

Nebenbei packen die (Brauchtums)Vereine in den Vierteln zusammen an. Proben Volkstänze und Trommelmärsche, stellen Festzelte auf, karren Bierfassl und Grillgerätschaften an, lassen Goaßln schnalzen und Böller krachen. Bald schäumt das Bier, der Steckerlfisch duftet, der Pfarrer segnet – und das Schauspiel beim traditionellen Maifest ist da am schönsten, wo ein frisch bemalter und beschilderter Maibaum (weil der alte nicht mehr standfest war) mit Ah und Oh neu aufgestellt wird.

Doppelwache im Geheimversteck: der Verein der Freunde Neuhausens mit den Aufpassern für den St.-Benno-Maibaum.
Doppelwache im Geheimversteck: der Verein der Freunde Neuhausens mit den Aufpassern für den St.-Benno-Maibaum. © Verein der Freunde Neuhausens

Gleich sechs Maibäume (von rund 50 Traditionsstangerln, die in allen Münchner Vierteln stehen), kommen heuer zum 1. Mai neu in die Senkrechte – in Pasing, Aubing, Allach, Thalkirchen, Johanneskirchen und Neuhausen (dort werden gleich zwei Stangerl neu aufgestellt).

Pasing stellt mit Muskelkraft auf

Ein spannendes Spektakel wird in Pasing stattfinden, wo der Kultur- und Heimatpflegeverein D'Pasinger am Donnerstag (10 Uhr) einen neuen Maibaum vor dem Wirtshaus Franzz aufstellt (Bäckerstraße 89). Und zwar nicht mit dem Feuerwehrkran, sondern, nach der Segnung vom Pfarrer, händisch: mit Muskelkraft und sogenannten Schwaiberln.

Mit Schwaiberln, also Doppelstangen, händisch den Maibaum aufstellen, ist eine Kunst. Hier tun das die starken Männer vom Pasinger Kultur- und Heimatverein D' Pasinger. Das Kommando hat der Maibaum-Meister.
Mit Schwaiberln, also Doppelstangen, händisch den Maibaum aufstellen, ist eine Kunst. Hier tun das die starken Männer vom Pasinger Kultur- und Heimatverein D' Pasinger. Das Kommando hat der Maibaum-Meister. © Kerstin Recker/ Kulturverein D' Pasinger

25 Meter lang ist ihr Traditionsstangerl aus einem Wald bei Krailling passend zum Jubiläum, der Verein wird 25 Jahre alt. An die 40 muskulöse Männer wird's brauchen, sagt Vereinschef Peter Denk (48). Wie schwierig ist das? "Die müssen bloß zwei Kommandos vom Maibaummeister kennen: Hau-ruuuck! – zum Aufstellen", sagt Denk. "Und weg! – falls der Baum wieder herunterkommt." Passiert Gott sei Dank nicht so oft. "Wennst es einmal gemacht hast, dann kannst es." Umrahmt wird das ganze von Programm vom Trachtenverein und den Ludwig Thoma Musikanten.

Aubing bekommt ein 30-Meter Stangerl

Ein noch größeres Jubiläum, nämlich 75 Jahre, feiert der Aubinger Burschenverein – und lupft ebenfalls händisch am 1. Mai sein neues 30-Meter-Stangerl in die Senkrechte. Ab 12 Uhr kommt es per Pferdegespann, von Trommlern begleitet, zum Standplatz an der Ecke Altostraße/Marzellgasse. Das Maifest beginnt schon um 10 Uhr auf der Spieltränker- und Marzellgasse, für Kinder gibt's eine Hüpfburg, ein Karussell und Mini-Maibaumbasteln.

Maibaumklau in Johanneskirchen

In Allach stellt der Burschenverein am 1. Mai ab 10 Uhr vor der Eversbuschstraße 154 einen neuen Maibaum per Kran auf, bei einem Straßenfest mit Holzfassbier, Grill und Musik. Das neue Stangerl in Johanneskirchen wird am Huuezziplatz in die Höhe gelupft (angeliefert vom Wiesheuhof). Der Maibaum hat allerdings erst ausgelöst werden müssen, weil Dieben vom Englschalkinger Verein SG Schützenlisl II der Maibaum-Klau geglückt war.

Drei Diebstahlversuche in Thalkirchen

Hier wird der neue Thalkirchner Maibaum noch streng vor Dieben bewacht.
Hier wird der neue Thalkirchner Maibaum noch streng vor Dieben bewacht. © Burschenverein Thalkirchen

Thalkirchen bekommt seinen neuen Maibaum gegen 12.30 Uhr am Thalkirchner Platz. Gleich drei Klauversuche hätten die Wachposten vom Burschenverein Thalkirchen unterbunden, sagt Oberbursch Lorenz Klausner (28). Man habe Späher der Allacher, Inninger und Unterbrunner gestellt.

Klauversuch mit GPS-Tracker: "Wir haben empört geschmunzelt."

Die Viertel Neuhausen und Maxvorstadt bekommen zwei neue Stangerl, die zeitgleich im Wald geschlagen und gemeinsam im Geheimversteck bewacht worden sind. Und dabei haben die Wachposten eine unerhörte Entdeckung gemacht. "Noch im Wald hat jemand beide Bäume angebohrt und kleine GPS-Tracker in den Löchern versteckt", erzählt Leo Agerer vom Verein der Freunde Neuhausens, "diese Maibaumdiebe gehen mit der Zeit. Wir haben empört geschmunzelt!"

Auslöse in Neuhausen kann teuer werden

Pech für die (noch unbekannten) Ertappten: Jetzt will der Wachtrupp seinerseits Auslöse für die Tracker, das könnte – bei über 50 Bewachern und Bewacherinnen – teuer werden. Am 1. Mai wird das erste Stangerl vor der Pfarrei St. Benno aufgestellt (ab 11 Uhr, Ferdinand-Miller-Platz). Am 2. Mai (14 Uhr) das Zweite am Rotkreuzplatz, mit Segnung und Anböllern. Die Neuhauser richten dort ein dreitägiges Maifest mit Musik, Kinderkarussell und Steckerlfisch aus. Samstag soll es besonders schön werden, da kommt Nomfusi, die gefeierte Soulstimme aus Südafrika.

Eine Schau, wenn Trachtenvereine beim Maifest ihre traditionellen Tänze zeigen.
Eine Schau, wenn Trachtenvereine beim Maifest ihre traditionellen Tänze zeigen. © Kultur und Heimatverein D' Pasinger

Tanz in den Mai: Hier gibt es noch mehr Maifeste

In vielen Münchner Vierteln wird unterm Maibaum in den Mai hineingefeiert, musiziert und getanzt – auch dort, wo dieses Jahr kein neues Stangerl aufgestellt wird. Eine Auswahl der schönsten Feste rund um den 1. Mai in den Stadtvierteln, manche dauern sogar mehrere Tage:

ISARVORSTADT: Gewohnt bunt feiert die queere Community am 1. Mai (11-22 Uhr) unterm Rosa Stangerl (Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz). Bejubelt wird die neue Maikönigin, Goaßlschnalzer treten auf, Blasmusik spielt auf, ebenso ein DJ. Bei Regen ist am Samstag (3. Mai) der Ersatztermin.

SENDLING: Vier Tage lang (Donnerstag bis Sonntag) ist Maiparty am Luise-Kiesselbach-Platz, wo der Maibaumverein Sendling-Westpark den "Tanz um den Maibaum" organisiert. Fassbier, Steckerlfisch, Gegrilltes und Kinderkarussell vorhanden. Musik natürlich auch.

MOOSACH: Sechs Tage (bis Sonntag) dauert das Maifest am Moosacher St.-Martins-Platz, organisiert vom Gesamtverein Moosach und dem örtlichen Bezirksausschuss – mit einem großen Festzelt, Biergarten, Kinderkarussell, Schießstand, Schmankerl und Musik. Am Mittwoch öffnet das Zelt um 16 Uhr, ab 17.30 Uhr spielen die Alpencasanovas. Höhepunkt ist der Donnerstag: Ab 10 Uhr tanzt der Trachtenverein D’Loisachthaler Stamm um den Maibaum, danach böllern die Schützen vom Schützenkranz Moosach. Ab 12 Uhr spielt die Blasmusik von Blech 5ünf, ab 17.30 Uhr sind die Schmalzler auf der Bühne.

SOLLN: Seinen "Tanz um den Maibaum" feiert der Maibaumverein München-Solln am 1. Mai (ab 11 Uhr) im Biergarten der Brauhaus Stubn Solln (Herterichstr. 46). Der Heimat- und Trachtenverein D’Elbachtaler Solln zeigt Volkstänze, es spielt die Blaskapelle aus Thanning.

UNTERGIESING: Der Maibaumverein lädt am 1. Mai zum Fest auf den Hans-Mielich-Platz ein (11 bis 18 Uhr), es spielen die Koitabach Musi und der Bud Spenzer Heart Chor. Es schuhplatteln D’Schwuhplattler.

FORSTENRIED: Der Maibaumverein Forstenried lädt am 1. Mai (ab 10.45 Uhr) zum Fest unterm Maibaum am Alten Wirt (Forstenrieder Allee 187). Bei schönem Wetter draußen, bei Regen im Wirtshaus.

LANGWIED: Den alten Maibaum hat die Feuerwehr im März umlegen müssen wegen Witterungsschäden. Der Mai wird in Langwied trotzdem gefeiert: Am Samstag steht ein Festzelt auf dem Eichmeierhof (ab 11 Uhr, Waidachanger 11) mit Blasmusik, Entenrennen und ab 18 Uhr Barbetrieb und Musik der Partyband Bavaria Sound.

OBERMENZING: Ab 11 Uhr lädt der Burschenverein am 1. Mai vor dem Alten Wirt (Dorfstraße 39) zum Menzinger Maifest. Am vorhandenen Baum werden die Maibaumfiguren montiert, der Trachtenverein D’Würmtaler Menzing liefert Lokalkolorit mit Böllerschützen, Schnalzern, Tänzern und Musik.

NEUAUBING: Der Maibaum steht vor der katholischen Pfarrei St.-Markus (Wiesentfelser Straße 49). Erst am Sonntag nach dem Gottesdienst beginnt die Maifeier. Ab 12 Uhr schießen die Böllerschützen, der Baum wird gesegnet, dann feiert das Viertel mit der Würmtaler Blasmusik in den Mai.

MENTERSCHWAIGE: Von Mittwoch bis Sonntag feiert der Maibaumverein Menterschwaige neben dem Biergarten (Menterschwaigstraße 4). Am Eröffnungstag wird ab 18 Uhr in den Mai getanzt, Donnerstag ist Gottesdienst, Schuhplattln und Freibier (ab 10 Uhr). Am Freitag ist das Zelt ab 18 Uhr geöffnet. Samstag ist Familientag mit Programm (10-18 Uhr), danach Oldie-Disco. Am Sonntag klingt die Gaudi mit Weißwurst (ab 10 Uhr) und Jazz aus.

Maibaum-Brauchtum: Fällen, schmücken, klauen, aufstellen

Schon in vorchristlicher Zeit haben Menschen unter besonderen Bäumen getanzt, sie waren Symbol für Fruchtbarkeit. Als heidnischer Kult wurde das im Christentum verboten. Der Brauch, einen geschälten und mit Kränzen und Bändern geschmückten Baum zum 1. Mai aufzustellen, entwickelte sich im 16. Jahrhundert. Der Maibaum steht seitdem für Wachstum, Glück und Segen. Später wurde es Tradition, Tafeln am Maibaum anzubringen, darauf ist oft das Handwerk des Orts abgebildet. Wenn ein Ort einen neuen Maibaum braucht, wird ein Baum gesucht, gefällt, entrindet, weiß-blau geschnürt (also in einer Spirale angemalt) – und bewacht. Weil es Brauch ist, dass Burschen aus Nachbargemeinden das Stangerl klauen.

Die Regeln sind streng: Gestohlen werden darf nur der Maibaum (ohne Schmuck), solange er nicht steht. Legt ein Bewacher die Hand auf den Baum, wird es nix mit dem Diebstahl. Gelingt der Klau, folgt eine Auslöse (Bier und Brotzeit) für die Diebe, die das Stangerl unversehrt zurückbringen. Damit der Maibaum pünktlich zum 1. Mai erst in einer Art Prozession durch den Ort getragen und dann aufgestellt wird, per Kran oder mit Schwaiberln (Stangenpaaren) und Muskelkraft. Da bleibt er dann zwei bis fünf Jahre stehen.

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