Hat er noch mehr Tiere getötet? Katzen-Krieg in Moosach
MÜNCHEN - Seit ein 73-Jähriger den Kater seines Nachbarn zu Tode quälte, herrscht in der beschaulichen Gegend Unruhe. Er beleidigt Anwohner als „Vogelhasser“, die warnen mit Plakaten vor ihm. Jetzt haben Tierschützer Anzeige erstattet.
Eigentlich ist diese Gegend ein Paradies für Katzen: Es gibt viele Bäume mit borkiger Rinde, an denen sie ihre Krallen wetzen können, ein großes Feld zum Mäusejagen und kaum Autos. Doch seit ein paar Tagen sieht man keine Katzen mehr auf der Straße.
Ihre Besitzer haben Angst. Angst vor einem Mann, der vor wenigen Tagen den Kater seines Nachbarn in eine Marderfalle pferchte, ihn mit dem harten Strahl eines Gartenschlauchs malträtierte, mit Pfefferspray besprühte und kalt lächelnd um sein Leben kämpfen ließ. Ein Kampf, den der erst dreijährige Rocco verlor, verlieren musste.
Eine Nachbarin bezeugte den Vorfall. Als sie das Tier zu retten versuchte, schrie der Katzenhasser: „Verschwinde, das hier geht dich nichts an!“
Der Besitzer Andreas Ö., seine Frau und seine kleine Tochter leiden unter dem Verlust. „Wir vermissen Rocco sehr, er war wie ein Familienmitglied“, sagt er. Ob sich Täter Werner H. (Name geändert) bei ihm entschuldigt hat? „Nein. Und das wird auch nicht passieren.“
Ö. hat einen Anwalt beauftragt. „Der Mann kriegt eine Zivilklage.“ Die Polizei ermittelt ohnehin. Was er sich erhofft? „Das volle Strafmaß, also drei Jahre ohne Bewährung. Eher werde ich nicht ruhen.“
Unterstützung bekommt der Münchner jetzt von der weltweit agierenden Tierschutzorganisation Peta. Der Verein hat Strafanzeige gestellt.
„Ständig liegen Fälle verschwundener Katzen vor“, berichtet die Aktivistin Nadja Kutscher. „Nur sehr selten werden die Tiere wieder aufgefunden. Auch in der Gegend um Werner H.s Haus sind in den letzten Jahren auffallend viele Katzen verschwunden – wer weiß, wie viele Tiere er noch auf dem Gewissen hat.“
Tatsächlich meldeten sich bereits mehrere Anwohner bei der AZ, die glauben, dass auch ihre verletzten oder vermissten Katzen Opfer von H. sein könnten. Seit kurzem hängen Zettel in der Straße, die vor ihm warnen, auch weil er gegenüber der Polizei erklärte, dass er es wieder tun würde. Die anonymen Schreiber bitten die Katzenhalter, ihre Tiere derzeit nur unter Aufsicht ins Freie zu lassen. „Bitte riskieren Sie nicht, dass auch Ihre Katze einen ebenso grausamen Tod wie Rocco erleiden muss.“
Werner H. antwortete auf seine Art, hängte an seine Fenster und seine Garage Zettel mit der Aufschrift „Vogelhasser!“. Damit meint er seine Nachbarn, die angeblich keinen Respekt vor den Rotkehlchen und Spatzen haben, die er in seinem Garten füttert. Auch in der Wohnung hat der Rentner übrigens Vögel, die man durchs Fenster sieht.
Sie sind ausgestopft.
Timo Lokoschat
Münchner Urteile: Meistens gibt es nur Geldstrafen
„Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“ – so steht es im Gesetz. Wer dagegen verstößt, muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe rechnen.
* 350 Euro Strafe bezahlte Hartz-IV-Empfänger Hans P. (58), weil er einen Schäferhund mit einer Zaunlatte verprügelte. Hans P. in seiner Vereidigung vor dem Münchner Amtsgericht: „Der Schäferhund wollte meinen Dackel angreifen.“
* Der selbst ernannte Pharma-Forscher Dirk W. (43) hielt 120 Geckos, Spinnen, Mambas und andere Exoten in seiner Oberhachinger Wohnung nicht artgerecht. Er benutzte sie zu „Forschungszwecken“. Bereits mehrmals wurde er wegen Tierquälerei zu Geldstrafen verurteilt.
* Drastisch griff das Amtsgericht bei dem bereits vorbestraften Tierquäler Jürgen N. (42) durch. Der ehemalige Pressefotograf verprügelte seinen Zwergpinscher „Igor“. Das Tier starb an seinen Verletzungen. Mit „Igor“ hatte Jürgen N. bereits den vierten Hund getötet. Urteil: ein Jahr Gefängnis ohne Bewährung.
* Zu zehn Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung wurde Rentner Friedrich E. (89), ein promovierter Mediziner, vom Münchner Landgericht verurteilt. Er betrieb in seiner Wohnung ein privates Versuchslabor mit Mäusen, entsorgte sie über den Abfluss. Er: „Die Tiere starben für die Forschung. Ich suchte ein Mittel gegen Krebs.“
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