Harte Zeiten für Münchner S-Bahn-Fahrgäste: 2026 drohen noch mehr Baustellen

Wer die Stammstrecke nutzt, muss sich auf Ärger einstellen. Wer über München hinaus verreist, darf sich über schnellere und höhere Takte freuen. Die wichtigsten Änderungen für München und Bayern im Überblick.
von  Maximilian Neumair
Ein Zug der S-Bahn München fährt in der Nähe der Donnersbergerbrücke an der Baustelle der zweiten S-Bahn-Stammstrecke entlang.
Ein Zug der S-Bahn München fährt in der Nähe der Donnersbergerbrücke an der Baustelle der zweiten S-Bahn-Stammstrecke entlang. © Sven Hoppe (dpa)

Mit den Personaländerungen an der Spitze der Deutschen Bahn sind große Hoffnungen verbunden: Der Abwärtstrend bei der Qualität soll sich endlich umkehren. Die Sorge: Es wird erst schlimmer, bevor es besser wird. Für den S-Bahn-Verkehr sieht es jedenfalls danach aus.

S-Bahnen aus Pasing halten nicht mehr in Laim

Auf große Einschnitte müssen sich vor allem Münchner S-Bahn-Fahrer in 2026 gefasst machen: Wie die Deutsche Bahn mitteilt, gibt es mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember in erster Linie kleinere Anpassungen in den Morgen- und Abendstunden. Doch über das Jahr verteilt kommt es dann regelmäßig zu Baustellen. 

Diese beginnen gleich im Januar: Wie der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert, wird der Verkehr an drei Wochenenden ab 24. Januar auf eine durchgehende Linie reduziert. Im Januar und Februar sei der Westteil der Stammstrecke jeweils ab 22.20 Uhr gesperrt und für April und Mai seien längere Sperrungen angekündigt.

Die Deutsche Bahn fasst ihre wichtigsten Baustellen folgendermaßen zusammen:  Vom 1. bis 12. April beispielsweise stehen eine Weichenerneuerung am Isartor und Bauarbeiten für die 2. Stammstrecke an. Dann besteht kein S-Bahn-Verkehr zwischen Hauptbahnhof/Stachus und Ostbahnhof, und es fahren weniger Linien östlich und westlich des gesperrten Bereiches. 

Vom 8. bis 11. Mai und 16. bis 19. Oktober werden an Instandhaltungswochenenden die gesamtem Stammstrecke und die S-Bahn-Gleise am Ostbahnhof gesperrt. Vom 23. bis 31. Mai ist die Inbetriebnahme neuer Gleise in Laim stadteinwärts angekündigt. Die Stammstrecke in Laim wird gesperrt, es gibt Ersatzverkehr und Umleitungen.

Fahrgastverband ist sauer: "Nicht zu erwarten, dass die Bahn sich bessert" 

Ab Juni bis November wird ein neues Überwerfungsbauwerk am Westkreuz gebaut. Dazu braucht es mehrwöchige Sperrungen mit Ersatzverkehr für die Linien S6 und S8 im Juni, August und Oktober/November sowie zusätzlich an einigen Wochenenden. Und von März bis November finden Arbeiten für das neue elektronische Stellwerk am Flughafen statt. Für S-Bahn und Regionalverkehr wird an mehreren Wochenenden ein Ersatzverkehr eingerichtet. 

Außerdem kündigt die Bahn ganzjährig in vielen Nächten sowie an Wochenenden und in Ferien Bauarbeiten für die 2. Stammstrecke in Laim, am Ostbahnhof und am Leuchtenbergring an.   

Darüber ärgert sich der Fahrgastverband Pro Bahn:  "Dass die DB sich bessert, ist sicher nicht mehr zu erwarten. Für München stellt sich die Frage: Wie gut muss diese zweite Stammstrecke werden, um das in 20 Jahren Bauzeit verlorene Vertrauen in die Nutzbarkeit der S-Bahn wieder auszugleichen?"

Kein Umstieg mehr in Laim

Ein weiteres Projekt, dessen Auswirkungen scharf kritisiert werden: Ab Juni entfällt sie Umsteigemöglichkeit in Laim. Wer hier ein- und aussteigt, kann ab dem 1. Juni bis voraussichtlich 2028 nicht mehr die aus Pasing kommenden Linien S3, S4, S6 und S8 in Fahrtrichtung Innenstadt nehmen. Fahrgäste ab Pasing können alternativ die S5 nutzen oder mit jeder anderen S-Bahn bis Hirschgarten und von dort zurück nach Laim fahren. 

Und die Liste ist noch länger: Von Juni bis November beispielsweise soll es mehrwöchige Sperrungen für die Linien S6 und S8 geben und von März bis November fährt an mehreren Wochenenden ein Ersatzverkehr für die S-Bahn und Regiobahnen.

Ab dem 7. Februar fährt die S4 nur noch maximal bis Zorneding statt wie bisher nach Grafing oder Ebersberg. Die S6 fährt dafür immer bis Grafing bzw. Ebersberg. Bisher in Haar oder Zorneding endende Fahrten werden entsprechend verlängert. Zusammen mit der S6 ergibt sich laut DB dadurch ein 10-Minuten-Takt, je nach Tageszeit bis Trudering, Haar oder Zorneding. Die nachmittäglichen Expressfahrten des RB 48 nach Grafing müssen bis Dezember 2026 entfallen.

Einschränkungen beim Regionalverkehr Richtung Allgäu

Der RB68 Füssen – München und der RB74 Buchloe – München beginnen und enden bereits in Pasing (AZ berichtete). Fahrgäste der Regionalexpress-Linien (RE) aus und in Richtung Kempten, Lindau und Memmingen müssen sich auf längere Fahrtzeiten und bis zu 20 Minuten frühere Abfahrten in München einstellen. Einmal pro Stunde müssen die Züge der S4 vorzeitig in Buchenau statt in Geltendorf wenden. Im Gegenzug fahren die bisher in Grafrath endenden Züge weiter bis Geltendorf.
Die Abfahrtszeiten zwischen Buchenau und Geltendorf verschieben sich dadurch um bis zu 20 Minuten. Die Zusatzfahrten in der Hauptverkehrszeit zwischen Geltendorf und Buchenau sowie die Verstärkerfahrten der S20 zwischen Geltendorf und Pasing entfallen.

Fahrt München-Dresden dauert künftig nur vier Stunden und 15 Minuten

Zumindest beim Fernverkehr stellen sich ab Sonntag, den 14. Dezember, einige Verbesserungen für Bayern ein. So sollen laut DB künftig zweimal pro Stunde ICE-Züge zwischen Erfurt und Nürnberg verkehren – mit Weiterfahrt nach München. Ermöglicht durch zusätzliche Fahrten und veränderte Abfahrtzeiten.

"Dadurch sind auch diverse zweistündliche Umsteigeverbindungen jeweils rund 30 Minuten schneller", teilt die Bahn mit. Konkret heißt das: Die Strecke München-Dresden dauert künftig nur vier Stunden und 15 Minuten, Passau-Berlin vier Stunden und 45 Minuten und Ansbach-Berlin dreieinhalb Stunden.

Wer von München nach Berlin fährt, profitiert ab 2026 von einem höheren Stundentakt: 16 Mal fährt der Zug in die und aus der Hauptstadt – dreimal häufiger als zuvor. Ab Augsburg, Donauwörth und Bamberg fahren fünf ICE pro Tag und diese dann zukünftig rund 20 Minuten schneller von und nach Berlin.

Komfortablere Verbindungen von München ins Ausland

Für Fahrten von München ins Ausland verspricht die Bahn komfortablere Reisen. Der ICE aus München über Augsburg nach Amsterdam fährt künftig zwei Stunden früher um 14.20 Uhr ab München mit attraktiverer Ankunftszeit in Amsterdam (21.29 Uhr). Neu ist der Zug um 18.35 Uhr über Nacht direkt nach Przemysl an die ukrainische Grenze mit Schlaf-, Liege- und Sitzwagen. Sowie um 10.16 Uhr ein Eurocity (EC) via Villach direkt nach Ljubljana und Zagreb.

Mit dem zwölfteiligen ICE 4 will die Bahn die Verspätungsanfälligkeit reduzieren

Nach Klagenfurt an den Wörthersee und nach Graz in die Steiermark gibt es künftig mehr Direktverbindungen: Nahezu zweistündlich fahren ab München, Rosenheim, Prien, Traunstein und Freilassing Züge.

Auf der stündlichen Linie von München über Nürnberg und Würzburg nach Hannover und Hamburg fahren künftig zwölfteilige ICE 4 mit 830 Sitzplätzen, ohne den Zug in Hannover teilen zu müssen und ohne einmal täglich abweichende Ziele wie Dortmund oder Passau und Wien. Die Bahn will so die Verspätungsanfälligkeit reduzieren. Für die Strecke München und Augsburg via Stuttgart und Frankfurt Flughafen nach Rhein/Ruhr fährt künftig ein durchgehender Zweistundentakt.

Direktverbindungen nach Berchtesgaden und Oberstdorf entfallen

Die Direktverbindung von Hamburg zu den touristischen Ziele Berchtesgaden und Oberstdorf bietet die DB nicht länger an (AZ berichtete). Dafür wird Oberstdorf künftig mit einem Zugpaar nach/von NRW direkt im Fernverkehr angebunden.

Direktverbindungen nach Garmisch-Partenkirchen und das Werdenfelser Land gibt es künftig an den Wochenenden ab Saarbrücken, Mannheim, Stuttgart, Ulm, Günzburg, Augsburg und München – aber nicht aus Hamburg und Berlin. Außerdem entfällt die Sprinter-Verbindung Düsseldorf-Nürnberg-München im kommenden Jahr.

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