Handyempfang in Münchens U-Bahnen gestört: Empfangschaos für 24 Stunden

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Vor allem für Berufspendler muss es müßig gewesen sein. Ab Montagmorgen gegen 7 Uhr ist das Handynetz in den Münchner U-Bahnen gestört gewesen. Die Stadtwerke München (SWM) sowie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) konnten im Austausch mit dem zuständigen Netzbetreiber Vodafone das Netz wieder instand setzen. Man versuche, das Netz schnellstmöglich wieder verfügbar zu machen, sagte Maximilian Kaltner, Sprecher der Stadtwerke und MVG, noch am Montagvormittag.
Bei Netzbetreiber Vodafone war zunächst niemand erreichbar. Man habe die Anfrage zur "Analyse an die Netz-Experten weitergegeben", hieß es in einer E-Mail an die AZ. Später konnte die Ursache zum Teil geklärt werden. Am Montagabend hieße es: "Ursache war eine ausgefallene Stromversorgung, worüber unser Netz angeschlossen ist." Doch warum die Versorgung ausfiel, sei noch zu erforschen. Etwa die Hälfte aller Münchner U-Bahnhöfe war betroffen. Die Ursachen sind also noch völlig unklar.
Betroffen waren offenbar die Sendemasten der Linien U1 bis U7
In Münchner U-Bahnhöfen stehen Hunderte Mobilfunk-Sendemasten, an jeder Station mindestens zwei, je eine pro Röhre. Manchmal steht auch mitten im Tunnel ein Extra-Sender, falls die Strecke zu lang für die Masten an den Haltestellen ist.

Offenbar gab es schon am Sonntagabend Störungen. Das berichten AZ-Reporter, die mit der U-Bahn unterwegs waren. Und es schrieben auch User in Social-Media-Kanälen und auf Portalen wie Reddit. "Ich dachte erst, es liegt an meinem Handy", schreibt der eine, "Jetzt muss ich noch gelangweilter schauen beim U-Bahn-fahren", schreibt der andere. In der MVGO-App - der mobilen Anwendung der MVG – hieß es zwischenzeitlich: Die Linien der U1 bis U7 seien betroffen. Bis Montag, 16 Uhr dauere die Störung noch an. Doch dann ging es relativ schnell. Ab Montagmittag funktionierte das Mailen, Telefonieren, Surfen und Chatten wieder im Münchner Untergrund.
Fahrgastverband: "WiFi? Man verlangt ja auch nicht nach Toiletten in U-Bahnen"
Der Verband "Aktion Münchner Fahrgäste" hätte ziemlich sauer sein können auf den Ausfall. War er aber gar nicht. Stefan Hofmeir, ein Mitstreiter der ersten Stunde seit 1989, sagte: "Das ist doch halb so wild. Ein kleiner Komfortverlust. Vielleicht wäre das die Gelegenheit gewesen, mal wieder ein Gespräch mit dem Sitznachbarn zu beginnen, statt isoliert und anonym ins Handy zu starren."
Hofmeir ist Jahrgang 1970 und kennt die Zeit ohne Mobilfunk in U-Bahnen noch sehr gut. "Da hat man in der Zeitung vom anderen mitgelesen", sagt er oder auch mal Leute in den Zügen kennengelernt, "ganz ohne App", wie Hofmeir betont. Ob sich sein Verband WiFi-Zugänge in den Zügen wünsche? "Das ist alles eine Kostenfrage", antwortet Hofmeir. Eine Forderung klingt anders, er rechnet vor. "Die durchschnittliche Verweildauer in den Zügen beträgt acht Minuten", sagt Hofmeir, "das hält man doch aus, man verlangt deshalb ja auch keine Toilette in U-Bahnen."
Fast alle sind in den U-Bahnen mit dem Mobiltelefon beschäftigt
In der Tat ist es ja so, ob jung oder alt: Fast alle sind in U-Bahnen oder S-Bahnen mit ihren Mobilfunktelefonen beschäftigt. Routen planen, Zeitung lesen, chatten, kurze Mailantworten, surfen, recherchieren oder auch digitale Tickets kaufen: Seit Anfang 2009 gibt es Empfang in Münchner U-Bahnen. Die erste Haltestelle, die online ging, war der Hauptbahnhof. Eine ganze Generation ist quasi groß und fast erwachsen geworden, ohne es anders zu kennen.
Damals, Ende 2008, teilten sich die Mobilfunkbetreiber E-Plus, O2, T-Mobile und Vodafone die Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro für die Installation der Sendemasten. Im Vorlauf wurde lange geplant. Auch Machbarkeitsstudien waren in Auftrag gegeben worden. Rund 75 Kilometer Tunnelstrecke und 89 unterirdische U-Bahnhöfe wurden mit den damals üblichen Funkstandards GSM und UMTS versorgt. Rund 100 Verstärkereinheiten und über 250 Sendeantennen waren zu Beginn nötig. Später wurde die Zahl noch einmal erweitert.
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