"Hallo! Rat' mal, wer dran ist!"

Mit einer originalen Täterstimme, Plakaten, Handzetteln und Nachrichten auf den Info-Bildschirmen in U-Bahnhöfen will die Polizei Trickbetrüger zur Strecke bringen.
von  Nina Job
Mit geschickten Fragen verwirren die Täter am Telefon ihre Opfer und wickeln sie ein.
Mit geschickten Fragen verwirren die Täter am Telefon ihre Opfer und wickeln sie ein.

Mit einer originalen Täterstimme, Plakaten, Handzetteln und Nachrichten auf den Info-Bildschirmen in U-Bahnhöfen will die Polizei Trickbetrüger zur Strecke bringen.

München - München, die Stadt der fetten Beute: Zumindest eine Bande von Trickbetrügern sieht das so. Die Täter brechen derzeit alle negativen Rekorde: 367.000 Euro Schaden in nur sechs Monaten!

Elf ältere Frauen und Männer fielen auf die Täter hinein und gaben wildfremden Menschen ihre Ersparnisse. Die Opferzahl ist heuer schon so hoch wie in den vergangenen zwei Jahren zusammen. Erst am Donnerstag schröpften die Täter einen Diplom-Ingenieur (68) um 34<TH>000 Euro (siehe unten). Mit einer großen Kampagne will die Polizei den Tätern jetzt das Handwerk legen.
Das Motto der Aktion: „Hallo Gerlinde, rat’ mal, wer dran ist?“ So – mit variablen Namen – beginnen die Täter üblicherweise ihre trickreichen Überredungsanrufe.

Ein Highlight der PolizeiKampagne wird ein originaler Mitschnitt eines Täteranrufs sein. Wie Vize-Polizeipräsident Robert Kopp am Freitag mitteilte, ist geplant, die Stimme des Betrügers über Radio- und TV-Sender auszustrahlen. Auch eine Telefonnummer oder ein Podcast könnten eingerichtet werden, damit sich Bürger anhören können, wie trickreich und geschickt die Täter ihre Opfer überlisten. „Das passiert nicht nur dummen, senilen, alten Leuten“, sagt Kopp.

Potenziell gefährdet ist jeder, auch diejenigen, die meinen, ihnen würde so etwas nie passieren.
Außer der Original-Stimme sind noch viele weitere Aktionen geplant:

Auf Wochenmärkten, in Apothekern, Arztpraxen, Sozialbürgerhäusern, Banken, Bibliotheken sollen tausende Info-Blätter ausgelegt werden. Die Polizei bietet an, Pflegedienste umfassend zu informieren und Vorträge zu halten. Auch noch mehr Bankangestellte sollen über die Methoden der Betrüger aufgeklärt werden. Denn die Täter fordern stets hohe Beträge und schicken die Opfer zur Bank.

Des weiteren plant die Polizei, Passanten in den U- und S-Bahnen über die großen Informationsbildschirme (Infoscreen) zu warnen und gleichzeitig darum zu bitten, mit möglichen Opfern über die Gefahren zu sprechen.

Auch ein Info-Schreiben der Polizei, das mit dem Rentenbescheid verschickt wird, ist in Planung. Ziel der Kampagne ist es, im Idealfall jeden Münchner zu erreichen. Und alle, die selbst weniger gefährdet sind, dazu zu bringen, mit ihren Großmüttern und -vätern, Onkel, Tanten, Nachbarn und Bekannten über die trickreichen Täter zu sprechen. Vize-Komissariatsleiter Friedrich Leuthner: „Das bringt viel mehr, als wenn man eine Info-Broschüre liest.“

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