Haar: Mutter lässt ihr Baby verdursten
HAAR - Alexandra S. (38) hat zwei Kinder. Ihr drittes bringt sie allein zur Welt – und lässt es sterben. Der Grund ist nicht klar. Doch Nachbarn sagen, sie wollte das Kind nicht haben. Ihr Ex-Freund ist wohl der Vater des Babys - und ist entsetzt.
Sie brachte ihren Sohn am 5. Januar zur Welt. Allein, in ihrer Wohnung am Jagdfeldring in Haar. Die schwere Geburt schweißt Mutter und Kind aber nicht zusammen: Einzelhandelskauffrau Alexandra S. (38) lässt ihren Sohn im Stich – ohne Essen, ohne Wasser. Das Kind verdurstet nach ein paar Tagen. Sie packt seinen leblosen Körper in eine Plastiktüte und legt das Bündel auf ihren Balkon. Wie Abfall.
Knapp drei Monate lag er tot in der Tüte – bis vergangenen Dienstag.
Da durchsuchten Beamte der Münchner Mordkommission die Wohnung in der dritten Etage des siebenstöckigen Gebäudes am Jagdfeldring. Ein Anrufer hatte einen Tipp gegeben. Die Beamten fanden die stark verweste Leiche in einem Schrank in einem versperrten Zimmer.
In der Wohnung wohnten auch die beiden Kinder von Alexandra S.
Die Frau gestand, dass sie ihren Sohn so lange sich selbst überlassen hatte, bis sie wusste, dass er nicht mehr lebt! Warum sie das tat, ist unklar. Der Haftrichter erließ Haftbefehl wegen Totschlags, der Staatsanwalt ordnete ein psychisches Gutachten an.
Mit Alexandra S. lebten wohl noch drei Menschen in der Drei- oder Vierzimmer-Wohnung: Ihr Sohn (17), ihre Tochter (7) und ein Unbekannter, dessen Name auf dem Klingelschild steht – hat er Alexandra S. verraten? Die Staatsanwaltschaft sagt nichts dazu.
Sicher ist: Jemand wusste von dem toten Kind. Laut Polizei räumte ein Helfer vor einigen Wochen den Balkon auf. Dort sah er die Plastiktüte. Alexandra S. tischte ihm eine Lügengeschichte auf: Alles sei in Ordnung. Die Polizei wisse vom Baby und kümmere sich darum. Sie legte den Säugling in den Schrank – und sperrte die Tür zu. Unfassbar: Der Helfer glaubte ihr die Geschichte zunächst. Doch wie lange?
Die 38-Jährige wollte abtreiben - und hat Brustkrebs
Die Nachbarn sind entsetzt: Tien-Hao V. (16) wohnt gegenüber und kennt den Sohn von Alexandra S.: „Ich bin schockiert. Sie war sympathisch.“ Nachbar Michael K. kennt die dickliche, 1,60 Meter große Frau mit den langen dunkelblonden Haaren anders: „Es hat öfter Probleme gegeben“, sagt er. „Einmal hat jemand die Tür mit einem Feuerlöscher eingeschlagen.“ Ein weiterer Nachbar behauptet, Alexandra S. sei arbeitslos. Das habe sie geleugnet. Jessica, P., die Ex-Freundin ihres Sohnes, sagt zur AZ: „ Alexandra ist sehr krank. Sie hat Brustkrebs. Bis vor einem Jahr hatte sie noch einen sehr jungen Geliebten.“
Der Geliebte heißt Martin S., ist 19 Jahre alt und gerade beim Bund in Dillingen. "Ich bin zu 99 Prozent sicher, dass ich der Vater bin", sagt er der AZ. Seine Liebe zu Alexandra S. zerbrach vor knapp einem Jahr.:
Alexandra S. wollte das Kind aber nicht haben - das erzählt die Ziehmutter von Martin S., Hannelore S.. "Es gab Gerüchte in Haar, Alexandra S. sei schwanger und dass sie das Kind abtreiben will." Sie macht sich Sorgen um Martin. "Das Kind ist von ihm. Wenn er von seinem Tod erfährt, wird ihn das umbringen." Martin sei unglaublich verliebt gewesen: "Er hat gesagt: Ich liebte diese Frau". Als sie zusammen waren, richtete er ihre Wohnung ein. Er wollte sie sogar heiraten.
Nach der Beziehung zu Martin S. tat Alexandra S. alles, um anderen eine heile Welt vorzugaukeln: Tien-Hao V. sah sie öfter mit ihrem Hund und dem Kinderwagen spazieren. Nur das Kind, das sah er nie.
C. Landsgesell, T. Gautier
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