Guerilla-Aktion in der Nacht: Eisbachwelle in München von Surfern wieder hergestellt
Guerilla-Aktion nach Mitternacht: Tagsüber messen, analysieren und experimentieren Forscher am wellenlosen Touristen-Hotspot – bislang ohne Erfolg. In der Dunkelheit brettern mutige Wellenreiter mit Stirnlampe über die Surfwelle. Ist die Welle etwa nur nachtaktiv?
Surfer bauen Rampe für die Eisbachwelle - mit Erfolg
Keineswegs. Die Surfer wissen sich einfach selbst zu helfen. Holzbretter, ein paar Schrauben, ein Akkuschrauber, weiteres Schreinerwerkzeug und Hirnschmalz: Damit haben einige Surfer eine Rampe gebaut, wie sie vor Jahren schon einmal genutzt wurde.
Mit Erfolg: Ein Instagram-Video des in diesem August gegründeten Surf Clubs München beweist es. Im schwarzen Neoprenanzug brettert ein Wellenreiter auf dem Eisbach. Uhrzeit: 1.13 Uhr.
Ein Mitglied des Surf Clubs, das aus rechtlichen Gründen anonym bleiben möchte, bestätigt das Eisbach-Geheimnis am Wochenende gegenüber der AZ. "Unserem Verein wurde das Video lediglich zugeschickt“, sagte der Surfer, "und wir wollten es veröffentlichen, um auf die Situation aufmerksam zu machen."
Denn: "Es ist doch abstrus, einen Forscher aus Hamburg zu engagieren. Warum bezieht denn niemand die lokale Surf-Community mit ein, die teils seit 30 Jahren am Eisbach surft und dort Tausende Stunden verbracht hat?", fragt der Surfer.

Die Welle sei, das beweisen die Instagram-Videos, mit einer relativ simplen "und vor allem günstigen“ Methode wiederherzustellen. Nämlich so: Die selbstgezimmerte Holzrampe, deren Zusammenschrauben in dem Instagram-Video zu sehen ist, sei fast so breit wie der Fluss und müsse etwas vor der Welle angebracht werden, so der Surfer. "Dadurch wird das Wellental angehoben und eine Welle entsteht.“
Surfen ist nachts eigentlich verboten
Die Krux an der Sache: Das massive Stück Holz muss in einer Nacht- und Nebelaktion zum Eisbach und wieder zurücktransportiert werden. Offiziell ist seit dem tödlichen Unfall im April das Surfen nur zwischen 5.30 Uhr und 22 Uhr erlaubt. Die Rampensurfer sind keine Rampensäue: Sie scheuen die Öffentlichkeit.
Mit Stirnlampe und Neoprenanzug kurvt ein Surfer nach Mitternacht auf dem Eisbach, ist nur von hinten zu sehen. Der Kameramann des Videos jauchzt: "Yee-haw!“
In einem weiteren Post läuft das Intro von Jimi Hendrix’ "Voodoo Child“, der in diesen Tagen vor 59 Jahren in München seine Show abzog. In Versalien steht unter dem Video "Culture".
Ihre Kultur holen sich die Surfer jetzt selber zurück – zumindest wenn es dunkel ist. Vom Baureferat war am Freitag die Meldung gekommen, dass am Wochenende "keine weiteren Maßnahmen möglich" seien. "Wir wollen aber eine schnelle Lösung. Da braucht es entweder Kies zum Auffüllen oder eben eine Rampe“, so der Surfer. "Es dauert einfach zu lange."
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