Grünwald: Er verbrannte sich im Wald

GRÜNWALD - Er zündete eine Zeitung an und setzte sich damit in Brand: Albert B., Chefredakteur des Finanzmagazins "Performance". Zunächst deutete vieles auf einen Selbstmord wegen der Finanzkrise hin - jetzt gibt es eine andere Möglichkeit.
Eine Spaziergängerin fand am Dienstagmorgen die Leiche des 63-jährigen Journalisten aus Grünwald. Er hatte sich am Trimm-Dich-Pfad selbst angezündet: Albert B. setzte sich auf einen Baumstamm, verteilte Zeitungsblätter um sich, goß sich Benzin über und zündete sich an. Bevor er starb, rannte er wie eine brennende Fackel 30 Meter durch den Wald. Niemand hörte ihn.
Der Verdacht tauchte schnell auf: Hat sich Albert B. wegen Fehlspekulationen umgebracht? Er hatte die Ausgabe des "Handelsblatts" vom 31. März bei sich. Schlagzeile: Der Rücktritt des General-Motors-Chefs Rick Wagoner.
Brachte sich Albert B. an seinem 63. Geburtstag um?
Bewiesen ist das nicht - und es gibt eine andere Möglichkeit: Albert B. wurde am vergangenen Sonntag 63 Jahre alt. Der 12. April ist sein Geburtstag. Wahrscheinlich hat er sich an diesem Tag verbrannt. Eine Nachbarin sagte der AZ, sie habe ihn am Sonntag im Wald gesehen: "Zum allerersten Mal, seit er hier wohnt." Zwangen ihn private Probleme zu diesem schrecklichen Ausweg?
Die Nachbarin kann einiges über Albert B.'s Privatleben sagen: "Er war mit einer Französin verheiratet, die beiden lebten schon zehn Jahre oder elf Jahre hier. Er hat immer nett gegrüßt, ansonsten haben die beiden aber sehr zurückgezogen gelebt."
Albert B. war Jura-Doktor, hatte an der LMU Jura, Politik und Geschichte studiert. Vor seiner Arbeit bei "Performance" war er Journalisten beim "Stern" und der "Wirtschaftswoche" und schrieb auch ein Buch über die Juden in Deutschland.
T. Gautier, L. Kaufmann