Grünen-Abgeordnete Bause: Wahlkampf mit US-Propaganda
MÜNCHEN - Das Plakat ist ein Blickfang: „We can do it“, verkündet die grüne Landtagsabgeordnete Margarete Bause darauf in einer Sprechblase. Ihre wilde, rote Mähne ist nur durch ein Tuch gebändigt, die Faust geballt, der Blick entschlossen. Was steckt hinter dem Hingucker?
Das Original-Plakat ist 1:1 einem Bild von J. Howard Miller nachempfunden, das im Zweiten Weltkrieg für das „War Production Co-Ordinating Committee“ geschaffen wurde. Es zeigt eine junge Amerikanerin: Die damals 17-jährige Geraldine Doyle, die 1942 als Arbeiterin in der US-Rüstungsindustrie einsprang. Da zahlreiche Männer im Krieg waren und für die Produktion ausfielen, mussten die Frauen aushelfen – etwa als Munitionsarbeiterinnen. Mit dem Plakat sollten sie animiert werden, sich in den Fertigungsfabriken einzusetzen.
Im Klartext: Margarete Bause imitiert auf ihrem Plakat eine Werbeträgerin der US-Rüstungspropaganda. Ob das bei Grünen-Wählern, die frühere Friedenspartei-Zeiten zurücksehnen, gut ankommt? Die Grünen-Abgeordnete selbst sieht das freilich nicht so: „Das Plakat greift ein altes Motiv der Frauenbewegung auf“, erklärt sie. Es sei zum Symbol für Frauenpower und Durchsetzungsstärke geworden und werde heute von der Frauenbewegung und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen eingesetzt – unter anderem von Initiativen der Behindertenbewegung. Sie selbst sei durch die Frauenbewegung Anfang der 80er Jahre politisiert worden, sagt Bause. Deswegen entspreche die Darstellung ihren politischen Wurzeln.
Die meisten Münchner dürften mit dem Wahlplakat aber ohnehin nicht die US-Rüstungsindustrie assoziieren. Vielmehr erinnert der Spruch „We can do it“ derzeit eher an Barack Obama, der mit seinem Slogan „Yes, we can“ die Massen begeistert. Und dafür nicht einmal klären muss, was er mit dieser Worthülse eigentlich meint.
„We can do it“ – wir können es schaffen. Margarete Bause will wenigstens auf dem nächsten Wahlkampfplakat erklären, was sie damit meint. Ihr Folge-Slogan lautet: „Pack ma’s... direkt in den Landtag.“
Julia Lenders
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